Zug der Hessischen Landesbahn

Hessen Pro Bahn fordert wieder direkte Zugverbindung von Gießen nach Köln

Stand: 09.12.2024 15:02 Uhr

Seit 2010 gibt es keine direkte Zugverbindung mehr von Gießen nach Köln. Seitdem müssen Reisende in Siegen den Zug wechseln, innerhalb weniger Minuten. Pro Bahn Mittelhessen will deswegen die Direktverbindung zurück - und sieht dafür gute Chancen.

Von Marc Klug und Sonja Fouraté

Zuverlässig aus Mittelhessen ins Rheinland kommen, zum Beispiel zum Arbeiten oder zum Karneval - derzeit ist das mehr oder weniger ein Glücksspiel. Denn: Es gibt seit 2010 keine Direktverbindung mehr nach Köln. Wer dorthin will, muss den RE 99 nehmen und in Siegen umsteigen, hat aber nur ein Zeitfenster von fünf Minuten.

Das reicht oft nicht, weiß Thomas Kraft vom Fahrgastverband Pro Bahn Mittelhessen. "Insbesondere in den Hauptverkehrszeiten ist der RE 99 zwischen Gießen und Siegen völlig überfüllt", sagt er. "Der Umstieg mit fünf Minuten Zeit in Siegen ist wirklich ein Galopp - nicht jede Person kann gleich schnell laufen."

Deswegen fordert Pro Bahn, dass es wieder einen Direktzug von und nach Köln geben soll, so wie vor 2010 für rund 150 Jahre. Bis dahin fuhr der aus Köln kommende RE 9 alle zwei Stunden bis nach Gießen durch. Auch der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe will jetzt genau diese Regelung zurück.

Nahverkehrsverband NWL prüft Anbindung des RE 9 an Gießen

Von lokalen Fahrgastbeiräten und Politikern aus dem Lahn-Dill-Kreis und Gießen kam Zustimmung, sagt Thomas Kraft. "Hier gibt es die einheitliche Meinung: Man möchte die Direktverbindung nach Köln wieder, denn unsere Regionen sind miteinander verbunden, wirtschaftlich, gesellschaftlich."

Theoretisch stehen die Chancen derzeit gut, sagt Kraft. Auf nordrhein-westfälischer Seite soll der RE 9, der aktuell von Aachen über Köln nach Siegen verkehrt, Anfang der 2030er-Jahre an steigende Pendlerzahlen angepasst werden. Diskutiert wird etwa der Einsatz neuer Züge mit mehr Plätzen. Außerdem fällt ab 2026 eine Intercity-Linie weg, so dass mit wachsender Auslastung zu rechnen ist.

Deswegen prüft der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) zusammen mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) nach eigenen Angaben, den RE 9 zumindest wieder alle zwei Stunden direkt nach Gießen anzubinden.

RMV bräuchte neue Fahrzeuge

In Nordrhein-Westfalen würden derzeit Entscheidungen für die kommenden Jahrzehnte getroffen, betont Thomas Kraft. "Es werden neue Züge angeschafft und das bedeutet: Wir hätten jetzt die einmalige Chance, für die nächsten 30 Jahre wieder durchgängige Verbindungen zwischen Gießen und Köln zu bekommen."

Intercity-Linie nutzt dieselbe Strecke
Im Jahr 2022 wurde die IC-Linie 34 von Frankfurt nach Dortmund auf derselben Strecke aufgenommen. Deswegen muss der RE 99 alle zwei Stunden zeitversetzt fahren, was die Anschlusszeiten für dessen Reisende Richtung Köln schwierig macht. Ab 2026 fällt der IC 34 weg, was einerseits die Anschlusszeiten entspannen könnte. Andererseits dürften viele Reisende auf die Regionalexpresse umsteigen.

Der RMV bestätigt die Gespräche auf hr-Anfrage und zeigt sich zumindest interessiert. Allerdings müssten für eine Verlängerung des RE 99 bis nach Köln weitere Fahrzeuge beschafft werden und "ein entsprechender Vertrag zwischen der Hessischen Landesbahn (HLB) und den Aufgabenträgerorganisationen, die anteilig die Strecke Siegen - Köln betreuen, geschlossen werden". Zudem müsse die Finanzierung gesichert sein.

Finanzierung noch unklar

Dazu schreibt das Hessische Wirtschaftministerium auf Anfrage: "Angebotsausweitungen müssen jeweils im Lichte der finanziellen Rahmenbedingungen betrachtet werden." Das setze unabdingbar voraus, dass seitens des Bundes die Regionalisierungsmittel erhöht werden.

Es besteht also noch Klärungsbedarf mit mehreren beteiligten Stellen. Wann Reisende aus Mittelhessen wieder ohne Umsteigen nach Köln gelangen könnten, ist damit vorerst noch nicht absehbar.