Hessen Vorgetäuschter Brandanschlag in Wächtersbach? Angeklagte schweigen zum Auftakt
Was zunächst wie ein rechtsextremer Brandanschlag aussah, entpuppte sich als mutmaßlicher Versicherungsbetrug: Am Landgericht Hanau hat der Prozess gegen eine Familie begonnen, deren Haus an Weihnachten 2023 brannte.
Vor knapp einem Jahr an Weihnachten soll eine Familie in Wächtersbach (Main-Kinzig) ihr eigenes Haus angezündet haben.
Weil sie es laut Anklage absichtlich wie einen rechtsextremen Brandanschlag aussehen ließ, müssen sich mehrere mutmaßlich Beteiligte seit Montag vor dem Landgericht Hanau verantworten.
Hauptangeklagte sind der 48 Jahre alte Hausbesitzer und dessen 35 Jahre alter Schwager. Beide sollen das Haus angezündet haben. Die Ehefrau des Älteren sowie ein 56-jähriger Freund der Familie sind wegen Beihilfe angeklagt.
Die Anklage lautet auf schwere Brandstiftung, schweren Betrug sowie Vortäuschung einer Straftat.
Angeklagten schweigen zum Auftakt
Zum Auftakt schwiegen die vier Angeklagten zu den Vorwürfen. Die Verteidiger kündigten Einlassungen für einen späteren Zeitpunkt an.
Ursprünglich sollte auch ein 19-jähriger Sohn des Hauptangeklagten wegen des Verdachts der Beihilfe vor Gericht stehen. Wie nun bekannt wurde, hat die Strafkammer die Anklage gegen den Heranwachsenden nicht zugelassen und das Verfahren abgetrennt. Gegen dieses Vorgehen hat die Staatsanwaltschaft nach Angaben eines Sprechers Beschwerde beim Oberlandesgericht Frankfurt eingelegt.
Fall sorgte überregional für Aufsehen
In der Nacht zum ersten Weihnachtsfeiertag 2023 hatte der Wohnhausbrand in Wächtersbach für überregionales Aufsehen gesorgt, weil nach den Löscharbeiten an zwölf Stellen in dem von einer pakistanischen Familie bewohnten Gebäude rechtsextreme Parolen wie "Ausländer raus" und Hakenkreuze an den Wänden gefunden wurden.
"Ausländer raus"-Schmiererei in Wächtersbach- wir zeigen dieses Bild aus Dokumentationsgründen
Zunächst hatte der Staatsschutz der Polizei wegen eines politischen Verbrechens ermittelt. Ausländerbeiräte und Politiker hatten sich entsetzt gezeigt.
Mutmaßlicher Versicherungsbetrug
Im März gaben Polizei und Staatsanwaltschaft dann eine Wende in den Ermittlungen bekannt: Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hanau sollen die Angeklagten die Parolen selbst gesprüht haben, um eine falsche Fährte zu legen und von ihrer eigenen Straftaten abzulenken. Motiv soll gewesen sein, die Versicherungssumme von 350.000 Euro zu bekommen.