Ein Zug nach Mannheim über die generalsanierte Riedbahn steht im Frankfurter Hauptbahnhof.

Hessen Riedbahn in Gernsheim feierlich in Betrieb genommen – Bahnverkehr "ruckelt sich ein"

Stand: 15.12.2024 11:23 Uhr

Sie gilt als Mammutprojekt der Deutschen Bahn: die Generalsanierung der Riedbahn. Nach monatelanger Vollsperrung ist die Bahnstrecke nun wieder freigegeben worden. Die Züge rollen seit Mitternacht.

Das Ende der Mega-Baustelle an der Riedbahn ist am Samstag in Gernsheim (Groß-Gerau) gefeiert worden. Bahnchef Richard Lutz und Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) gaben die Bahnstrecke zwischen Frankfurt und Mannheim am Mittag symbolisch wieder frei.

Riedbahn wieder in Betrieb genommen

Seit Mitternacht rollen die Züge auf der rundum sanierten Riedbahn wieder - wenn auch mit einigen Verspätungen. Es ruckele sich allmählich ein, sagte eine Bahnsprecherin am Sonntagmorgen. Insgesamt sei der Verkehr stabil angelaufen. Sämtliche Züge führen wieder über die Hauptstrecke.

Der erste planmäßige Zug, ein Regionalexpress der Linie RE70, war nach um kurz nach Mitternacht von Mannheim nach Frankfurt abgefahren, wie die Bahn weiter mitteilte. Wenige Minuten später verließ eine Bahn der gleichen Linie den Frankfurter Hauptbahnhof in die Gegenrichtung. Ein Großteil des Fahrplanangebots soll an diesem Sonntag wieder unterwegs sein. 

Die Strecke wurde umfänglich saniert und modernisiert. Dafür war sie fünf Monate lang komplett gesperrt.

"Viele haben das Konzept der Generalsanierung infrage gestellt", sagte Bahn-Chef Lutz bei der Eröffnungsfeier. "Wir haben es geschafft." Auch Bundesminister Wissing erklärte, das Bahnsanierungskonzept funktioniere: "Damit befinden wir uns auf dem Weg zu einer pünktlichen und zuverlässigen Eisenbahn."

Umfassende Sanierungsarbeiten

Die Bauunternehmen haben laut Deutscher Bahn insgesamt 111 Kilometer Gleise, 152 Weichen, 619 Signale, 15 Kilometer Schallschutzwände, 130 Kilometer Oberleitungen, 383 Oberleitungsmasten und acht Bahnsteige erneuert. Darüber hinaus wurden 20 Bahnhöfe entlang der Strecke saniert.

Saniert oder komplett erneuert wurden auch mehrere Brücken. Außerdem wurde die Strecke für das elektronische Zugleitsystem ETCS ausgerüstet, das in den nächsten Jahren schrittweise in Betrieb gehen soll. 

Über eine Milliarde Euro Baukosten

Die Arbeiten wurden rund um die Uhr durchgeführt. Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums betragen die kosten der Bauarbeiten 1,3 Milliarden Euro. Es war das erste Mal, dass eine Strecke für die Sanierung komplett gesperrt wurde. Im Regionalverkehr brachten Ersatzbusse die Menschen an ihr Ziel, Fern- und Güterverkehr wurden umgeleitet.

Während der Fernverkehr sofort ohne Einschränkungen unterwegs sein soll, kommt es im Güter- und auch im Regionalverkehr allerdings noch zu einigen Fahrplanänderungen, insbesondere auf dem südlichen Streckenabschnitt.

Die Regionalbahnlinien RB 62 zwischen Worms und Biblis sowie RB 63 zwischen Worms und Bensheim nehmen laut Bahn erst ab dem 24. Dezember wieder den Betrieb auf. Bis dahin gilt weiter der Ersatzverkehr mit Bussen. Die S-Bahn-Linien S8 zwischen Biblis und Mannheim sowie S9 zwischen Groß-Rohrheim und Mannheim sollen sogar erst ab dem 13. Januar den Betrieb aufnehmen, hieß es weiter. 

Weitere Generalsanierungen geplant

Die Riedbahn-Sanierung gilt als Blaupause für weitere Bauprojekte der Bahn: Nach dem Vorbild der Riedbahn müssen in den kommenden Jahren Dutzende weitere vielbefahrene Strecken umfassend modernisiert werden - inklusive monatelanger Vollsperrungen.

Die rund 70 Kilometer lange Strecke ist eine der wichtigsten Fernverkehrsadern im deutschen Schienennetz. Rund 360 Züge fahren laut Bahn täglich über den Abschnitt. Hier verursachte Verspätungen wirken sich oft auf das bundesweite Streckennetz aus.

Mit den Generalsanierungen will die Bahn das an vielen Stellen völlig marode Schienennetz wieder fit machen und die Pünktlichkeit besser in den Griff bekommen. Ab dem kommenden Jahr soll die Fernverkehrsstrecke zwischen Hamburg und Berlin modernisiert werden. Danach sollen weitere Korridore folgen. Insgesamt sollen 41 vielbefahrene Strecken grundsaniert werden.