Hessen Sieg gegen Freiburg - Last Dance? Die Marmoush-Frage bei Eintracht Frankfurt
Eintracht Frankfurt zeigt beim Sieg gegen den SC Freiburg über weite Strecken eine astreine Leistung. Kein Spieler fällt ab, viele positiv auf - und einer ragt wie immer heraus.
Mittlerweile sollte Dino Toppmöller doch mal im Baumarkt gewesen sein, Abteilung Vorhängeschlösser. Schließlich, so der Trainer von Eintracht Frankfurt im vergangenen August mit einem Schmunzeln, "werde ich rauskriegen, wo er wohnt und ein Schloss an die Tür machen". Ein besonders robustes. Nicht ausbüxen sollte Omar Marmoush damals, sondern im Gegenteil noch wichtige Dinge verrichten. Wie man heute weiß: Es wurden derart viele wichtige Dinge, wie es sich beim hessischen Fußball-Bundesligisten vor einem halben Jahr sicher niemand hatte vorstellen können.
Nun also, am späten Abend nach dem Frankfurter 4:1-Erfolg gegen den SC Freiburg, an dem Marmoush mit einem Treffer und zwei Assists erneut maßgeblichen Anteil hatte, drehte sich wieder nahezu alles um den von Manchester City umworbenen Angreifer. 70 Millionen soll das Team von Trainer Pep Guardiola, das fast zeitgleich 2:2 spielte in Brentford und in der Premier League nur den Conference-League-Rang sechs belegt, als erstes Angebot der Eintracht dargereicht haben. Die Hessen hätten gerne ein paar Euros mehr.
Toppmöller nimmt's mit Humor
"Er ist ein super Junge, der uns mit seiner Qualität extrem hilft", sagte Toppmöller über seinen (Noch)-Torjäger, der gerne auch stolz sein dürfe auf seine Leistung, denn: "Der Trubel um ihn ist schon groß." Das Problem des Trainers: "Markus hat den Schlüssel gekriegt." Ein Scherz mit Blick auf den vergangenen Sommer, zumal in allerbester Laune vorgetragen nach dem verdienten Sieg. Und dennoch irgendwie auch die bittere Wahrheit.
Sollte das eintreten, was viele Beobachter noch vor dem nächsten Spiel erwarten, wird Marmoush nicht mehr lange bei der Eintracht unter Vertrag stehen. Besagter Markus, Sportvorstand Krösche, gab dazu zwar keinen neuen Stand ab, womöglich aber war das Duell gegen die Breisgauer doch Marmouhs letztes Spiel für die Frankfurter. The Last Dance? Falls ja, kostete der 25-Jährige ihn richtig aus. 90 Minuten durfte er mit- und den Unterschied machen.
Marmoush jubelt ausgelassen mit den Teamkollegen
Er schoss das zwischenzeitliche 2:1 selbst (65.), bereitete den Ausgleich per scharfer Ecke und den Endstand per Steckpass vor. Robin Koch (43.) und Nnamdi Collins (81.) waren die Nutznießer. Die Tore seiner Kollegen, auch das durch Mario Götze herrlich herausgespielte 3:1 von Hugo Ekitiké (71.), feierte der Wechselwillige ebenso exaltiert wie den Dreier nach dem Spiel vor den Fans. Da würde einer mit einem weinenden Auge gehen, keine Frage, auch wenn das andere, das lächelnde, alsbald die ganz große Fußballwelt erblicken dürfte.
20 Tore, 14 Vorlagen, ergibt summa summarum 34 Scorer-Punkte in wettbewerbsübergreifenden 26 Einsätzen. Zahlen, die für sich sprechen. Gegen Freiburg machte Marmoush aus seiner Sicht nicht mal ein besonders herausragendes Spiel, eher ein normales, und war dennoch der mit Abstand beste Mann auf dem Feld. Bemerkenswert.
Collins ein DFB-Kandidat? "Ich glaube schon"
Zumal auch die Teamkollegen ablieferten. Nicht in den ersten 30 Minuten, da froren sie sich eher einen ab im Kühlschrank Waldstadion, machte sich nur der insgesamt biedere Sport-Club die Minus-Temperaturen zunutze und traf eiskalt in Person von Ritsu Doan zur schmeichelhaften Führung (37.). Es war dieses Gegentor jedoch die einzige Unachtsamkeit der Frankfurter an diesem Abend. "Wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen und eine erwachsene Leistung gezeigt", lobte Toppmöller. Abwehrchef Koch machte "ein nahezu perfektes Spiel" aus.
Kein Eintracht-Profi fiel ab, viele dagegen positiv auf. Die Abwehr stand im Gesamten stabil, Götze orchestrierte auf der Zehner-Position das Spiel, Rasmus Kristensen ackerte die rechte Seite hoch und runter, Nathaniel Brown die linke, Ekitiké agierte fleißig wie torgefährlich, Marmoush sowieso - und Collins erzielte seinen ersten Bundesligatreffer.
Sportchef Krösche sieht mit Blick auf die Entwicklung des 21-jährigen Verteidigers nicht nur das "Potenzial für eine große Karriere", sondern auch für die deutsche Nationalmannschaft. Ob Collins ein kommender DFB-Spieler sei, wurde Krösche gefragt. "Ich glaube schon." Reine Zukunftsmusik.
Dortmund kann am Freitag abgehängt werden
In der Gegenwart begegnet Collins am Freitag erst einmal der Ex. Als Tabellendritter, noch dazu mit der erfolgreichsten Hinrunde der Vereinsgeschichte (33 Zähler) seit Einführung der Drei-Punkte-Regel im Rücken, erwartet die Eintracht die angeschlagene Borussia aus Dortmund, die bereits acht Punkte hinterherhechelt.
Das Dezember-Tal der Eintracht scheint nach zwei Siegen im neuen Jahr überwunden. Manager Krösche rechnet gegen den BVB freilich mit "einer großen Aufgabe, bei der wir unsere Leistung bestätigen oder noch etwas draufpacken müssen". Ein Omar Marmoush im Kader wäre für dieses Vorhaben hilfreich. Tendenz: Könnte schwierig werden.