Das Bild zeigt Ampullen mit Impfstoff und eine Spritze.

Hessen Sommerloch in hessischen Arztpraxen: Neue Corona-Impfung läuft schleppend an

Stand: 13.08.2024 15:29 Uhr

Seit Anfang der Woche ist in Hessen ein neuer Corona-Impfstoff auf dem Markt. Doch die Nachfrage bei den Arztpraxen ist nicht besonders hoch. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Von Sarah Ben Bornia

Sommerliche Temperaturen bedeuten Sommerfeste, Freibadpommes und leider auch steigende Coronazahlen. Hessen steckt mitten in der sogenannten "Sommerwelle". Schuld daran ist auch eine neue Coronavariante, die KP3. Diese sei ansteckender als vorherige Varianten, erklärt der Virologe Martin Stürmer.

Neuer Corona-Impfstoff auf dem Markt

"Sie kann das Immunsystem deutlich besser unterwandern." Trotz der sehr breiten Immunität in der Bevölkerung komme es deshalb zu deutlich höheren Zahlen und damit verbunden zur Krankheits-Sommerwelle. Die Zahlen ebbten zwar langsam ab, aber durch Reiserückkehrer könnte sich das auch nochmal ändern.

Rechtzeitig zur Sommerwelle ist seit dem 12. August auch ein neuer Impfstoff auf dem Markt. Der Impfstoff wurde Anfang Juli von der EU zugelassen und konnte von den Praxen bis zum 6. August bestellt werden.

Neuer angepasster Impfstoff

Der neue Impfstoff sei an den Vorläufer der jetzigen KP-Variante angepasst und wirke sehr gut gegen die aktuelle Variante, betont Stürmer. Doch die Resonanz auf den neuen Impfstoff ist laut Hausärzteverband Hessen bisher gering. Der Verband habe an alle Hausarztpraxen Informationen verschickt, aber viele Ärzte seien derzeit noch im Sommerurlaub.

Als weiteres Problem sieht die Kassenärztliche Bundesvereinigung, dass die Impfung weiter nicht in Einzeldosen geliefert wird. In einem Fläschchen sind sechs Impfdosen enthalten. Nach dem Öffnen ist der Inhalt maximal zwölf Stunden haltbar. Was danach übrig bleibt, muss entsorgt werden. Daher würden die meisten Arztpraxen auch nur Impfstoff bestellen, wenn bei genügend Patientinnen und Patienten Bedarf bestehe.

Corona ist aus dem Gedächtnis geraten

Christian Sommerbrodt, Vorsitzender des Hausärzteverbands Hessen, sieht noch einen weiteren Grund für die zögerliche Nachfrage. Das Thema sei ein wenig eingeschlafen: "Ich habe jetzt keine Impfskeptiker in der Praxis, aber es ist ein bisschen aus dem Gedächtnis geraten. Dass wir im Sommer mit Corona anfangen müssen, das müssen wir lernen." Anders als bei der Grippe, solle man sich bei Bedarf nicht erst im Herbst impfen lassen.

Für die meisten Menschen in Hessen ist eine Auffrischungsimpfung wegen eines leichten Infektionsverlaufs aber nicht relevant. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung ausschließlich für Personen über 60 Jahren oder für Menschen mit chronischen Erkrankungen. Anders als bei der Grippe, sind Menschen mit Berufen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko nicht in die Impfempfehlung eingeschlossen.

Kosten müssen privat vorgestreckt werden

Was einige Impfwillige abschrecken könnte, seien die Kosten. Laut Sommerbrodt können Ärzte die Impfung nicht über die Krankenkasse abrechnen. Patienten müssten den Impfstoff vorerst privat zahlen und könnten sich die Kosten bei der Krankenkasse erstatten lassen.

Sommerbrodt vermutet trotzdem: "Die, die standardmäßig gegen Grippe geimpft werden, kommen auch im Herbst für Covid." Menschen aus den Risikogruppen würden sowieso regelmäßig zum Hausarzt gehen. Sommerbrodt ist sich sicher, dass die Nachfrage zum Herbst steigen wird.

Derzeit sei BioNTech dabei, einen Kombi-Impfstoff gegen Grippe und Covid zu entwickeln. Ob der aber rechtzeitig für die Impfperiode im kommenden Jahr auf den Markt kommt, sei noch unsicher.