Hessen Taubentöten in Limburg: Tierschützerin bedroht Bürgermeister und wird zur Kasse gebeten
Man sollte ihm das Genick brechen. Das hat eine Tierschützerin dem Limburger Bürgermeister geschrieben - aus Wut über das städtische Vorhaben zur Taubentötung per Genickbruch. Jetzt wird sie dafür zur Kasse gebeten.
Limburgs Pläne, Stadttauben per Genickbruch töten zu lassen, sorgen seit etwa einem Jahr überregional für Aufregung. Und nun auch für eine Geldstrafe: Eine 29-jährige Pfälzerin muss wegen Beleidigung und Bedrohung 1.200 Euro zahlen.
Sie hatte Limburgs Bürgermeister Marius Hahn (SPD) im Juni per E-Mail unter anderem als "ekelhaften, empathielosen Drecksack" beschimpft und ihm geschrieben, man sollte ihm das Genick brechen. "Machen Sie sich auf was gefasst", hieß es in der Nachricht außerdem. Über den Fall hatte zunächst mittelhessen.de berichtet.
Bürgermeister erstattete Anzeige
Das Amtsgericht Rockenhausen (Rheinland-Pfalz) erklärte in der Begründung, sie habe Hahn in seiner Ehre herabsetzen und einschüchtern wollen. Die Stadt bestätigte dem hr am Dienstag, Hahn habe selbst Anzeige gegen die Frau erstattet.
Limburgs Bürgermeister Marius Hahn (SPD).
Der Strafbefehl des Amtsgerichts ist noch nicht rechtskräftig. Die Frau kann noch bis zum 20. November Einspruch dagegen einlegen. Dann würde es zu einer Verhandlung kommen.
In den sozialen Medien bittet die Frau nun um finanzielle Unterstützung, um die Strafe zahlen zu können, da sie noch in der Ausbildung sei. Sie hätte das nicht so schreiben sollen, sei aber wütend gewesen, schreibt sie. Die Begründung des Gerichts verstehe sie allerdings nicht.
Limburg will Population reduzieren
Eine Hochrechnung hatte vor rund einem Jahr rund 700 Tauben in Limburgs Innenstadt festgestellt – zu viele aus Sicht der Stadtverordneten. Sie entschieden, einen Teil der Tauben per Genickbruch töten zu lassen. Erklärtes Ziel sei eine Population von rund 300 Tieren, hieß es zuletzt aus dem Rathaus.
Im Juni hatte sich schließlich auch eine Mehrheit in Limburg per Bürgerentscheid für das gezielte Taubentöten ausgesprochen.
Immerhin: Eine Tierschutzorganisation hat der Stadt mittlerweile angeboten, 200 Tauben aufzunehmen und auf eine Art Gnadenhof für Vögel in der Oberpfalz zu bringen. Damit bleiben jedoch weiterhin rund 200 Tiere zu viel.
Internationale Reaktionen
Das Limburger Vorhaben hatte in den vergangenen Monaten überregional für Aufregung gesorgt. Verschiedene Tierschutzorganisationen sprachen sich dagegen aus. Es wurde schließlich sogar in einer US-amerikanischen Satire-Show aufgegriffen.
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Die Reaktionen fielen teils heftig aus. Die Stadt berichtete von "Beschimpfungen, Beleidigungen und Bedrohungen" gegenüber Mandats- und Funktionsträgern sowie Mitarbeitenden der Verwaltung.
Falkner setzt sich für Taubentöten ein
Auch Berthold Geis berichtet ähnliches. Der Falkner aus Villmar-Weyer (Limburg-Weilburg) hatte die Stadtpolitiker vor dem umstrittenen Beschluss beraten. Geis erstritt sich zudem schon vor Jahren eine gerichtliche Genehmigung, Tauben unter bestimmten Umständen in einen sogenannten Fangschlag zu locken und dort händisch töten zu dürfen. Er bietet dies auch als Dienstleistung an.
Andere Maßnahmen zur Taubenabwehr hält Geis für aufwändiger, teurer und ineffektiver, etwa bauliche Maßnahmen oder den Eieraustausch in Taubenhäusern, wie ihn manche Kommunen zur Populationseindämmung praktizieren.
Anonyme-Anrufe und Protest-Produkte
Geis berichtet, er habe eine Zeit lang immer wieder nachts anonyme Anrufe bekommen. Schließlich habe die Polizei einen Mann aus Hamburg identifizieren können. Anwaltlich habe man sich dann auf eine Zahlung von rund 750 Euro einigen können, so Geis.
Noch aus steht laut Geis zudem eine zivilrechtliche Verhandlung am Amtsgericht Wetzlar. Hier soll es um einem Online-Shop gehen, der Produkte mit Sprüchen für Tierschutz und gegen das Taubentöten verkauft.
Berthold Geis hat nach eigenen Angaben "die Lizenz zum Taubentöten"
Neben "Schlimmburg"-Tassen oder -Mützen habe es dort zeitweise auch Produkte gegeben, die Geis namentlich erwähnen. Ein entsprechendes Verfahren wegen Beleidigung wurde laut Staatsanwaltschaft Wetzlar aber mittlerweile wegen Geringfügigkeit eingestellt.