Mario Götze beim ersten Testspiel.

Hessen Trainingslager: Eintracht und Mario Götze sorgen für erste Begeisterung

Stand: 24.07.2024 09:28 Uhr

Eine ungeplante Abkühlung und eine ungeahnte Begeisterung - bereits am ersten Tag von Eintracht Frankfurt in Kentucky passiert so einiges. Ein Neuzugang lässt schon erkennen, wie er den Gegnern das Fürchten lehren kann.

Von Sebastian Rieth, Louisville

Das zweite Training des Tages hatte gerade erst so richtig an Fahrt aufgenommen, da gingen plötzlich alle Rasensprenger an. Zehn an der Zahl, verteilt über den kompletten Übungsplatz: Wasser Marsch! Von überall spritzten die Fontänen, von überall wurde es nass, doch die Spieler von Eintracht Frankfurt schien das kaum zu stören. Im Gegenteil.

So sieht's aus im Trainingslager der Eintracht

Bei 30 Grad drückender Hitze am Ohio River kam die kleine Abkühlung wahrscheinlich gerade recht, jedenfalls machte keiner Anstalten, die begonnene Übung wieder einzustellen. Das hätte auch gar nicht gepasst zu dem, was man sonst so sah von diesem ersten Trainingstag im Camp von Kentucky. Konzentriert ging es zu Werke, intensiv, hin und wieder auch mal lautstark. Die Botschaft ist klar: Hier wird geschuftet – und das trotz der Strapazen drumherum.

Neuzugang Kristensen beeindruckt

Denn der Trip nach Nordamerika ist eben kein herkömmliches Trainingslager in den Bergen von Österreich, er ist gleichzeitig auch eine große Werbemaßnahme des Bundesligisten auf einem Kontinent, den die Deutsche Fußball-Liga gerne etwas mehr für sich gewinnen möchte. Der Markt ist lukrativ. Deshalb zieht der Eintracht-Tross auch schon an diesem Mittwoch für drei Tage weiter in Richtung mexikanische Grenze, wo dann in Juárez das erste Testspiel ansteht. Strapazen auf und neben dem Platz.

Die Spieler jedenfalls scheint das erst einmal zu freuen, wie etwa Ansgar Knauff, der auf "spannende Eindrücke" hofft. "Ich glaube, wir werden eine gute Zeit hier haben." Das gilt sicher auch für Rasmus Kristensen, Frankfurts neuester Neuzugang, der im Training schon eifrig mittut – und auffällt. Die Hosen weit nach oben gezogen, die Haltung leicht gebückt, der Gang irgendwie furchteinflößend. Da hat die Eintracht eine echte Abwehrkante bekommen, so viel lässt sich schon erkennen.

US-Amerikaner: Ich muss Götze sehen!

Natürlich war der Auflauf beim Training an Tag eins nicht sonderlich groß, eine kleine Handvoll amerikanischer Autogramm- und Selfie-Jäger, das war’s fürs Erste. Aber die Eintracht, die ein Hotel mitten im Getümmel der Stadt bezogen hat, wird wahrgenommen in Louisville. Das spürt man.

Da ist zum Beispiel die Zufallsbegegnung mit Sam, der an der Rezeption eines anderen Hotels arbeitet. Ein netter Kerl, Anfang dreißig, checkt Abend für Abend die Gäste ein, fragt höflich nach dem Namen, führt einen kleinen Smalltalk. Zufällig kommt die Rede auf Eintracht Frankfurt, auf das Trainingslager hier in Louisville, das eine Testspiel, das der Bundesligist nächste Woche noch absolviert. Und plötzlich ist alles anders. Plötzlich verliert der nette Sam seine Fassung. Er ist komplett hingerissen. "Ich will Mario Götze sehen. Nein, ich muss Mario Götze sehen", sagt er – man selbst steht nur staunend daneben.

Der erste Fan der Eintracht vor Ort.

Der erste Fan der Eintracht vor Ort.

Schicht tauschen für die Eintracht

Aus deutscher Sicht hat die Eintracht ihr diesjähriges Trainingscamp absurd weit weg in Amerika gewählt, klar, Kentucky ist irgendwie ein Begriff. Aber irgendwie dann auch wieder nicht. Man würde vermuten, dass es den Amerikanern ähnlich geht mit dem Fußball. Klar, schon mal gehört, mehr aber auch nicht. Und dann steht da Sam. Die Augen leuchten. Sein Ticket für das Testspiel gegen die Eintracht hat er schon vor Wochen gekauft, hat dafür extra seine Schicht getauscht.

Da interessiert sich im Land von Football, Basketball, Baseball und Eishockey tatsächlich jemand brennend für Soccer und da weiß einer, dass die Eintracht in seiner Stadt ist. Wahrscheinlich ist Sam so etwas wie der Prototyp, den die Hessen mit ihrem Trip über den Teich erreichen wollen, er dient als Paradebeispiel. Und wo ein Sam ist, sind vielleicht noch einige mehr. Das zumindest ist die Hoffnung.