Ein hoher grauer Gebäuderiegel mit vielen Fenstern, davor ein niedrigeres graues Gebäude mit gezacktem Dach und wenigen Fenstern

Hessen Uni Frankfurt: Aktivisten besetzen leerstehende Bibliothek

Stand: 16.11.2024 21:15 Uhr

"Lasst uns für eine bedürfnisorientierte, selbstverwaltete Nutzung im Sinne der Anwohnenden kämpfen!" Mit diesem Vorsatz sind Aktivistinnen und Aktivisten in die alte Kunstgeschichte-Bibliothek der Goethe-Uni eingedrungen. Sie machen Stadt und Land Vorwürfe wegen des Leerstands.

Die frühere Bibliothek des Fachbereichs Kunstgeschichte auf dem Campus Bockenheim der Goethe-Universität in Frankfurt ist ein grauer Kasten mit gezacktem Dach und wenigen Fenstern. Seit 2022 steht sie leer. Aus Sicht des Kollektivs Utopie Formen ist das viel zu lang. Aktivisten der Gruppe besetzten das Gebäude am Samstagnachmittag.

Wie viele Menschen gegen 17 Uhr dort eindrangen, war zunächst nicht bekannt. Warum sie es taten, verbreiteten sie auf Instagram: "Obwohl es zahlreiche Nutzungskonzepte von verschiedenen Initiativen gibt, steht das Gebäude nun seit mehr als 2 Jahren leer und verfällt."

Die Aktivistinnen und Aktivisten kritisierten den Leerstand als "verantwortungslosen Umgang des Landes Hessen" als Eigentümer mit Räumen, die durchaus genutzt werden könnten. Dem Kollektiv Utopie Formen schwebt "eine bedürfnisorientierte, selbstverwaltete Nutzung" vor.

Musik, Kleidertauschmarkt, Nachbarschaftstreff

Weil es im für gewöhnlich teuer vermarkteten Frankfurt zu wenige Räume für kreative und solidarische Zwecke gebe, solle die leerstehende Uni-Teilbibliothek in den kommenden Tagen oder Wochen eben dazu dienen: Alle Frankfurterinnen und Frankfurter seien willkommen, es soll Musik-Angebote geben, einen Kleidertauschmarkt, die Möglichkeit eines Nachbarschaftstreff, wie Aktivisten der Frankfurter Rundschau (FR) sagten.

Da weder die Stadt Frankfurt noch das Land Hessen den seit etwa 20 Jahren geplanten Kultur-Campus am alten Uni-Standort vorantrieben, habe man das nun "selbst in die Hand genommen", so das Kollektiv. "Unser Ziel ist es, die Bürokratie zu überwinden, die den Prozess auf dem Kulturcampus aufhält. Wir wollen Leerstand überwinden und kulturelle Räume erweitern", sagte ein Sprecher der FR.

Polizei beobachtet Lage

Die Polizei schickte Beamte zum Campus Bockenheim, nachdem sie von der Besetzung erfahren hatte. Diese hätten zunächst das Gebäude "gesichert" und sollten zunächst "die Lage beobachten", sagte ein Sprecher dem hr. Der Eigentümer müsse entscheiden, ob er Anzeige erstatten wolle.

Im vergangenen Jahr hatten Aktivisten die ehemalige Dondorf-Druckerei in unmittelbarere Nähe des Uni-Campus Bockenheim besetzt. Die Stadt wollte dem Max-Planck-Institut das Gelände überlassen, das Bestandsgebäude sollte abgerissen werden. Aufgrund des Protests gab das Forschungsinstitut den Plan auf. Als Zwischennutzerin soll die Schirn Kunsthalle einziehen, deren Räume zwischen Dom und Römer demnächst saniert werden.