
Hessen Verdi-Streiks in Hessen noch bis Samstag - Tarif-Verhandlungen starten
Geschlossene Kitas, lahmgelegter Nahverkehr: Die Gewerkschaft Verdi hat mit ihren Warnstreiks im öffentlichen Dienst in dieser Woche die Muskeln spielen lassen. Während bis Samstag noch die letzten Streiks laufen, geht es nun wieder an den Verhandlungstisch.
Im Vergleich zu den vorangegangenen Warnstreik-Tagen, die die Gewerkschaft Verdi ausgerufen hatte, dürften sich die für Freitag und Samstag in Hessen geplanten Aktionen weniger gravierend auswirken:
Unter anderem sind im Rhein-Main-Gebiet die Mitarbeitenden in verschiedenen Entsorgungsunternehmen zum Ausstand aufgerufen, in Nordhessen die von vier Schwimmbädern.
- Betriebshof Bad Homburg Bauhof
- Technische Verwaltung Hanau
- Hanau Infrastruktur Service (HIS)
- Abfallentsorgung der Städte Bad Homburg und Hanau
- Bäder in Nordhessen: Auebad und Hallenbad Süd in Kassel, Aquapark Baunatal, Hallenbad Vellmar
- Betriebshof Bad Homburg Bauhof
- Technische Verwaltung Hanau (Abfallentsorgung und Straßenreinigung)
- Eigenbetrieb für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen Darmstadt
- Frankfurter Entsorgungsbetriebe (FES)
- Hanau Infrastruktur Service (HIS)
- Betrieb der Stadtreiniger Kassel und Recyclinghöfe
In den vergangenen Tagen sah das anders aus: flächendeckender Stillstand im Nahverkehr, liegengebliebener Müll, verschobene OP-Termine in Krankenhäusern, geschlossene Kitas und genau 1.070 gecancelte Flüge am Frankfurter Flughafen.
Mehr als 10.000 Warnstreikende
Noch während die Verdi-Protestaktionen quer durchs Land langsam ausklingen, beginnt am Freitag in Potsdam die dritte Tarifrunde des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen.
Die Gewerkschaft fordert acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro mehr pro Monat sowie höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten. Außerdem verlangt Verdi drei zusätzliche freie Tage.
Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) hält die Forderungen angesichts der Verschuldung der Kommunen für zu hoch. Ein Angebot haben die kommunalen Arbeitgeber bis jetzt nicht vorgelegt - trotz des Muskelspiels der Gewerkschaft. Verdi zieht dennoch eine positive Zwischenbilanz.
"In der Woche vor der dritten Verhandlungsrunde war es wichtig, dass sehr sehr viele Kolleginnen und Kollegen zeigen, was sie davon halten, dass es noch kein Angebot gibt", sagte Verdi-Sprecher Mathias Venema. Allein in Hessen hätten sich über 10.000 Menschen an den Ausständen und Demonstrationen beteiligt.
Arbeitgeber: "Faktisch ein Generalstreik"
Der Arbeitgeberverband sprach von einem "überzogegen Arbeitskampf". Einige Unternehmer kritisierten, faktisch sei dies ein Generalstreik gewesen. "Davon sind wir weit entfernt", wies Verdi-Mann Venema die Kritik zurück und verwies auf das Ausmaß von Warnstreiks in anderen europäischen Ländern.
Am Freitagmittag kehren alle Beteiligten also wieder an den Verhandlungstisch zurück. Für die dritte Runde sind zunächst drei Tage angesetzt. Sollte es keine Einigung geben, wäre danach auch eine Schlichtung möglich.
Für die Arbeitsnehmerseite steht schon der frühere Bremer Finanz-Staatsrat Hans-Henning Lühr (SPD) als Schlichter bereit, für die Arbeitgeber der ehemalige hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU).