Hessen Viele Jugendliche in Hessen sind nicht gegen HPV geimpft
Gegen das krebsauslösende humane Papillomavirus (HPV) gibt es eine effektive Impfung. Aber in Hessen sind vergleichsweise wenige Jugendliche geschützt. Das geht unter anderem auf weniger Impfungen während der Corona-Pandemie zurück.
In Hessen sind im Vergleich zu anderen Bundesländern wenige Heranwachsende gegen Humane Papillomviren (HPV) geimpft. Das geht aus dem aktuellen Arzneimittelreport der Krankenkasse Barmer hervor. Demnach sind rund 41 Prozent der Mädchen und fast 82 Prozent der Jungen in Hessen nicht vollständig gegen HPV geschützt.
HPV-Impfung ab neun Jahren empfohlen
Das sexuell übertragbare Papillomvirus ist für die Hälfte aller virusbedingten bösartigen Tumore und für fast alle Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Auch Jungs schützt die Impfung, etwa gegen Kehlkopfkrebs oder Tumore an Penis oder Anus.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung seit August 2007 für Mädchen und seit August 2018 auch für Jungen. Empfohlen ist die HPV-Impfung ab neun Jahren. Ist die Impfung nicht bis zum Alter von 14 Jahren erfolgt, empfiehlt die Stiko, diese noch bis zum Alter von 17 Jahren nachzuholen.
3D-Modell des Papillomavirus.
Hessen abgeschlagen
Hessen ist bei den HPV-Impfungen eines der Schlusslichter unter den Bundesländern. In Sachsen-Anhalt waren bis 2022 75,7 Prozent der neun bis 17 Jahre alten Mädchen vollständig geimpft, in Hessen 58,7 Prozent.
Bei den neun- bis 13-jährigen Jungen waren in Hessen 18,3 Prozent vollständig geimpft, in Sachsen-Anwalt waren es bis 2022 41,8 Prozent. Als vollständig geimpft werden zwei Impfungen mit einem Abstand von mindestens fünf Monaten gewertet.
2015 bislang höchste Impfrate
Die Impfrate in Hessen ist den Barmer-Daten zufolge während der Corona-Pandemie erheblich eingebrochen. Von 2021 auf 2022 sank die Impfrate bei Mädchen von 95 auf 75 Impfungen je 1.000 Personen. Im Vergleich zum Jahr 2015, in dem die bisher höchste Impfrate gegen HPV in Hessen registriert wurde, beträgt der Rückgang bei Mädchen rund 31 Prozent.
Bei Jungen sank die Impfrate vom Jahr 2021 auf 2022 von 71 auf 52 je 1.000. Das entspricht einem Rückgang von fast 27 Prozent.
Wirkung der Impfung belegt
Dass die Impfung wirkt, belegt der Arzneimittelreport ebenfalls: Junge Frauen erkranken deutlich seltener an Gebärmutterhalskrebs, seit es die Impfung gibt. Bei 20- bis 29-Jährigen gab es 2011 bundesweit noch 2,3 Neuerkrankungen je 100.000 - im Jahr 2022 sank die Rate auf 0,7 je 100.000.
Bei älteren Frauen, die im Jugendalter noch nicht geimpft werden konnten, ist dieser Rückgang nicht zu beobachten.
Ärzte fordern Anbindung an U-Untersuchungen
Der Landeschef der Barmer, Martin Till, kritisiert die Zurückhaltung der hessischen Jugendlichen: "Eine HPV-Impfung ist sicher, wirksam und schützt effektiv vor lebensbedrohlichen Erkrankungen als Folge einer HPV-Infektion." Er wünscht sich, dass die Akzeptanz der HPV-Impfung weiter steigt.
Der hessische Landesvorsitzende des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Ralf Moebus, plädiert für eine mehrgleisige Strategie: Aufklärung in Schulen, eine "griffigere" Öffentlichkeitskampagne, eine Anbindung an die routinemäßigen U-Untersuchungen und gezielte Hinweise der Krankenkassen.