Hessen VW-Werk Kassel: Beschäftigte in Baunatal streiken erneut
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des VW-Werks Kassel in Baunatal haben sich an einem bundesweiten Warnstreik bei dem Autobauer beteiligt. Dieses Mal wurde der Ausstand ausgeweitet.
In Baunatal (Kassel) traten Beschäftigte des Volkswagenwerks Kassel am Montag erneut gegen die Sparpläne bei VW in den Streik. Im Vergleich zum ersten Warnstreik am Montag vergangener Woche wurde der Ausstand ausgeweitet. Die Industriegewerkschaft (IG) Metall hatte mindestens 12.000 Teilnehmer in allen Schichten erwartet.
"Die Leute sind sehr entschlossen und sehr wütend", sagte Dennis Schindehütte von der IG Metall, der am Montag vor dem Werkstor die Streikenden begrüßte.
Schichtende vier Stunden früher
Die IG Metall Nordhessen hatte die rund 15.000 Beschäftigten aufgerufen, ihre Schicht vier Stunden früher zu beenden und das "Volumen der Warnstreiks damit zu verdoppeln". Beim Streik vor einer Woche waren die Streikenden zwei Stunden vor Schichtende nach Hause gegangen.
Damit reagiere man auf die "mangelnde Gesprächsbereitschaft der Arbeitgeberseite", sagte der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Nordhessen, Oliver Dietzel.
Ringen um Lohnkürzungen, Werkschließungen, Kündigungen
VW fordert wegen der schwierigen Lage des Konzerns von den Mitarbeitenden eine Lohnkürzung von zehn Prozent. Auch Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum, weil Volkswagen zu wenige Autos verkauft.
Die IG Metall hatte angeboten, eine mögliche Lohnerhöhung vorerst nicht auszuzahlen, sondern in einen Zukunftsfonds einzubringen. Dem Konzern stellte sie dabei eine Kostenentlastung von 1,5 Milliarden Euro in Aussicht. Im Gegenzug sollte VW auf Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen verzichten.
Weiter keine Einigung
Die vierte Tarifrunde am Montag brachte keine Lösung des Konflikts. Beide Seiten sprachen von einer konstruktiven Atmosphäre, eine Einigung gab es aber weiter nicht, wie die Verhandlungsführer von VW und IG Metall nach mehr als sechs Stunden Verhandlungen mitteilten. Die Tarifgespräche sollen kommende Woche am Montag und Dienstag (16. und 17. Dezember) fortgesetzt werden.
Am vergangenen Dienstag hatten die IG Metall Nordhessen und der Betriebsrat bei einer zentralen Betriebsversammlung im VW-Werk in Baunatal die Belegschaft auf einen harten Arbeitskampf eingeschworen. Beide Seiten hatten im Vorfeld mehrfach erklärt, sich am liebsten vor Weihnachten einigen zu wollen.
Erster Warnstreik eine Woche zuvor
Am Montag vergangener Woche waren bundesweit bereits fast 100.000 Mitarbeiter für zwei Stunden in den Warnstreik getreten. Betroffen waren dieselben neun Standorte, an denen auch nun wieder zum Ausstand aufgerufen wird. Nur das Werk in Osnabrück fällt nicht unter den Haustarifvertrag, um den derzeit gerungen wird.
In dem Konflikt geht es um die Bezahlung der rund 120.000 Beschäftigten in den Werken der Volkswagen AG, wo ein eigener Haustarif gilt. Hinzu kommen mehr als 10.000 Mitarbeiter bei VW Sachsen, für die 2021 eine Angleichung an den Haustarif vereinbart wurde.