Eine Hand hält ein Smartphone, welches eine eingefärbte Karte von Deutschland mit einem Punkt in Hessen zeigt. Darunter steht "Probewarnung: Warnstufe Extreme Gefahr".

Hessen Warntag 2024: Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Probealarm

Stand: 12.09.2024 18:22 Uhr

Sirenen heulten, Handys brummten, Informationstafeln leuchteten: Erneut wurde durchgespielt, wie im Fall von Katastrophen oder Kriegsfolgen gewarnt wird. Wir haben hier die wichtigsten Fragen und Antworten zum bundesweiten Warntag 2024 zusammengestellt.

Der vierte bundesweite Warntag am heutigen Donnerstag war ein Stresstest für die Warnsysteme in ganz Deutschland: Ziel war es, dass gegen 11 Uhr die Menschen möglichst flächendeckend mit einer staatlichen Warnung über verschiedene Katastrophenschutz-Systeme erreicht wurden. Dieser Test sollte besser klappen als die zurückliegenden Probealarme.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Warntag 2024 in Hessen im Überblick:

  • Warum gibt es einen bundesweiten Warntag?
  • Wie genau wurde gewarnt?
  • Wie funktioniert der Sirenen-Alarm?
  • Waren überall in Hessen Sirenen zu hören?
  • Welche Sirenen-Töne gibt es?
  • Welche Warnapps gibt es?
  • Soll mein Handy auch ohne Warnapps warnen?
  • Was muss ich als Handynutzerin oder Handynutzer beachten?
  • Muss ich was machen, wenn ich am Warntag eine Warnmeldung erhalten habe?
  • Wie wurde entwarnt?
  • Was kann ich tun, wenn mein Handy nicht geklingelt hat?
  • Wo finde ich Informationen zum Warntag in anderen Sprachen?
  • Wie verliefen die bisherigen Warntage?
  • Wird es in Hessen auch 2025 einen Warntag geben?

Warum gibt es einen bundesweiten Warntag?

Der bundesweite Warntag sollte dazu dienen, die Infrastruktur im Katastrophenfall zu testen - Bund, Länder, Kreise sowie kreisfreie Städte und Gemeinden konnten ihre Warnmittel somit überprüfen. Dabei sollten mögliche technische Schwachstellen identifiziert und behoben werden. Gleichzeitig sollten die Hessinnen und Hessen auf die verschiedenen Warnmittel und Alarmsignale aufmerksam gemacht werden.

Das Warnsystem dient dazu, bei einem tatsächlichen Zivilschutzfall - wenn die Bevölkerung zum Beispiel vor Kriegseinwirkungen geschützt werden muss - bundesweit über verschiedene Quellen zu warnen. In regionalen Fällen wie Wetterereignissen, bei Bränden oder Amokläufen setzen die hessischen Behörden entsprechende Warnungen ab. Die Warnungen enthalten Handlungsempfehlungen und Hinweise auf Informationsquellen.

Wie genau wurde gewarnt?

Die Behörden setzten bei einem Warntag auf einen Mix von verschiedenen Warnmöglichkeiten: Dazu zählten Smartphone-Apps wie NINA, BIWAPP und KATWARN. Auch einige Stadt-Apps sind an das Modulare Warnsystem angeschlossen und konnten dadurch amtliche Warnungen weitergeben.

Auch unabhängig von Apps sollten Handy-Warnungen (Cell Broadcast) verschickt werden. Das ist ein Mobilfunkdienst, mit dem Warnnachrichten direkt auf das Handy oder Smartphone verschickt werden. Bei älteren Geräten funktionierte dies in der Vergangenheit jedoch oft nicht.

Zusätzlich gab es Warnungen per Radio, Fernsehen, Social-Media, Online, Lautsprecherwagen, Sirenen, Informationstafeln in Städten sowie Warnungen auf den Bahnsteigen und in Zügen der Deutschen Bahn.

Der Hessische Rundfunk warnte testweise in den Hörfunkwellen und im hr-fernsehen per Laufband. hessenschau.de beteiligte sich ebenfalls: Eine Warnung erschien auf der Startseite von hessenschau.de - zudem wurde eine Eilmeldung über die hessenschau-App verschickt. Sie wollen die App installieren? Hier finden Sie alle wichtigen Informationen.

Wie funktioniert der Sirenen-Alarm?

Ausgelöst wurde die zentrale Sirenenwarnung über Tetra Digitalfunk - in Hessen durch die Leitfunkstelle Kassel.

Danach alarmierten die Zentralen Leitstellen alle sonstigen analogen Sirenen in ihrem Zuständigkeitsbereich.

Aus diesen Gründen erfolgte eine Warnung in manchen Kreisen auch zeitversetzt, also war vermutlich nicht überall um Punkt 11 Uhr Sirenengeheul zu hören. Die Signale für den Alarm um 11 Uhr und für die Entwarnung um 11.45 Uhr dauerten jeweils eine Minute.

Im Ernstfall sind die Hessinnen und Hessen nach einer Sirenenwarnung laut Ministerium aufgefordert, geschlossene Räume und hochgelegene Stockwerke aufzusuchen, Türen und Fenster zu schließen und gegebenenfalls die Lüftungsanlagen auszuschalten - um sich dann zu informieren, um welche mögliche Gefahr es sich handelt.

Waren überall in Hessen Sirenen zu hören?

Nein, nicht überall. Wenn eine entsprechende Infrastruktur in Städten und Dörfern (noch) vorhanden ist, sollten am Warntag dort die Sirenen heulen. Doch das hat nicht überall geklappt, wie beispielsweise der Hochtaunuskreis mitteilte.

Sirenen gibt es in Deutschland außerdem nicht überall, weil man vielerorts nach dem Ende des Kalten Krieges dachte, man brauche sie nicht mehr. In vielen Städten und Gemeinden wurden die Sirenen daher nicht mehr gewartet - die Umstellung auf den sogenannten Digitalfunk läuft.

Nach Angaben des Innenministeriums sind mittlerweile (Stand 20. August 2024) von rund 4.500 Sirenen in Hessen 3.400 Sirenensteuergeräte entweder umgestellt oder aktuell noch im Umstellungsprozess. Die vollständige Migration soll sich voraussichtlich noch bis 2026 hinziehen.

In Frankfurt wurden nach Angaben der Feuerwehr nur in der Umgebung der Industrieparks Höchst und Fechenheim die Sirenen zum Warntag 2024 eingesetzt. Um den Industriepark Höchst gibt es zehn Sirenen, im Industriepark Fechenheim vier. Diese sind derzeit die einzigen funktionstüchtigen Sirenen in der Stadt.

Welche Sirenen-Töne gibt es?

Der auf- und abschwellende Heulton bedeutet immer: Vorsicht, Gefahr! Die Entwarnung wird durch einen einminütigen Dauerton angezeigt. Wer im Katastrophen- oder Angriffsfall den Heulton hört, sollte sein Radio oder den Fernseher einschalten beziehungsweise auf anderen Wegen nach zusätzlichen Informationen suchen.

Moderne Sirenen, über die auch Sprachsignale verschickt werden können, sind noch sehr selten. Die Kommunen als Betreiber der Sirenennetze verwenden teilweise für andere Ereignisse zusätzlich eigene Signale, etwa um bei einem Brand die Angehörigen der örtlichen Feuerwehr zusammenzutrommeln. Laut Bevölkerungsschutz-Amt verabschieden sich allerdings immer mehr Kommunen davon, die Sirenen für die Alarmierung der Feuerwehr zu nutzen.

Welche Warnapps gibt es?

Es stehen mehrere Warnapps in den App-Stores zur Verfügung.

  • Das Land wirbt für hessenWARN, die offizielle App für Gefahren- und Katastrophenwarnungen in Hessen. Das System wird nach Angaben des Innenministeriums aktuell von rund 785.000 Bürgerinnen und Bürgern genutzt.
  • NINA ist die offizielle Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
  • Die App Katwarn wurde vom Fraunhofer-Institut im Auftrag öffentlicher Versicherer entwickelt und warnt vor Unwettern, Großbränden oder Naturkatastrophen.


Wichtig: Wer sich eine Warnapp herunterlädt, muss diese im Anschluss so einstellen, dass der Wohn- oder Aufenthaltsort erfasst wird. Kritik an den Warnapps gab es nach nicht ausgelösten Alarmen immer wieder.

Sollte mein Handy auch ohne Warnapps warnen?

Ja, auf allen Telefonen sollte ein lauter Warnton erklingen. Beim sogenannten Cell-Broadcast-System sollte eine automatische Benachrichtigung an jedes Handy gehen, das zu diesem Zeitpunkt eingeschaltet war, Empfang hatte und mit einer aktuellen Software und aktivierter Notfallwarnung lief. Beim Warntag im Dezember 2022 war das System zum ersten Mal getestet worden, die Technik wurde seither aktualisiert.

Was muss ich als Handynutzerin oder Handnutzer beachten?

Für eine Cell-Broadcast-Warnung auf dem Smartphone ist keine App notwendig. Die Information erscheint direkt auf dem Handy-Bildschirm, bei entsprechender Priorität ertönt zudem ein Warnsignal - egal, ob das Smartphone im Lautlos-Modus ist oder nicht.

Wichtig ist, dass ein Betriebssystem-Update für Android (Google) ab Version 11 oder iOS (Apple) ab Version 16.1 installiert ist. Natürlich muss das Smartphone eingeschaltet sein, mit einer SIM-Karte im Mobilnetz angemeldet sein und Empfang haben.

Über die Systemeinstellungen kann man auswählen, welche Warnungen erscheinen sollen. Je nach Gerät muss der Cell-Broadcast-Alarm noch manuell aktiviert werden - gerade Testwarnungen sind oft deaktiviert.

Bei iPhones lassen sich die Warnungen in der Regel über "Einstellungen" > "Mitteilungen" > "Cell Broadcast Warnungen" aktivieren.

Bei Android-Modellen bietet es sich an, unter "Einstellungen" die Suchfunktion (Lupe) zu benutzen und nach "Drahtlose Notfallwarnungen" oder "Notfallbenachrichtigungen für Mobilgeräte" zu suchen.

Ältere Geräte können Cell-Broadcast-Nachrichten zum Teil nicht empfangen.

Beim zuständigen Bundesamt erfahren Sie mehr zu den Smartphone-Voraussetzungen und Einstellungsmöglichkeiten. Sie können dort auch prüfen, ob Ihr Gerät die Warnungen empfangen sollte.

Muss ich was machen, wenn ich am Warntag eine Warnmeldung erhalten habe?

Nein. Sie können sich über die erschienene Warnung freuen, dass Alarm-Nachrichten der Behörden bei Ihnen ankommen.
Wenn Sie positives Feedback loswerden wollen, können Sie dazu die offizielle Plattform umfrage-warntag.de nutzen.

Wie Sie sich in echten Notsituationen verhalten und vorsorgen, können Sie hier beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz nachlesen.

Wie wurde entwarnt?

Gegen 11.45 Uhr erfolgte über die meisten Warninstrumente auch wieder eine Entwarnung. Über Cell Broadcast wird derzeit noch keine Entwarnung versendet. 

Was kann ich tun, wenn mein Handy nicht geklingelt hat?

Wenn Sie eine Warn-App benutzen, überprüfen Sie die Einstellungen: Sind die Benachrichtigungen aktiviert? Ist eine Warnregion angegeben? Wenden Sie sich gegebenenfalls an den App-Verwalter.

Wer keine Warnung via Cell Broadcast erhalten hat, sollte die Einstellungen seines Smartphones überprüfen. Je nach Endgerät und Betriebssystem findet man die Aktivierung für Notfallbenachrichtigung in den Einstellungen (siehe auch: Was muss ich als Handynutzerin oder Handnutzer beachten?).

Sie können auch die Hilfeseiten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe nutzen.

Die Behörden erhoffen sich Feedback zum Warntag. Dazu wurde unter umfrage-warntag.de eine Plattform freigeschaltet, um Rückmeldungen einzusammeln. Sollte Ihr Handy nicht ausgelöst haben, können Sie dieses Feedback hier loswerden. Auch in der Warn-App NINA soll es eine Feedback-Möglichkeit geben.

Wo finde ich Informationen zum Warntag in anderen Sprachen?

Wie verliefen die bisherigen Warntage?

Im Jahr 2023 zogen die Mobilfunkanbieter Vodafone, Telekom und Telefonica ein positives Fazit. Die Testwarnung sei erfolgreich an die Mobilfunkstationen ausgeliefert worden. Auch die Nutzerinnen und Nutzer von hessenschau.de berichteten von vielen erfolgreichen Warnungen über verschiedene Systeme. Doch es gab auch Rückmeldungen über stumme Handys und Sirenen.

Das Warnsystem habe "insgesamt gut und ohne größere Störungen funktioniert", teilte das Innenministerium damals mit. Alle hessischen Kommunen, die aktuell über Sirenen verfügen, hätten sich erfolgreich am Warntag beteiligt. Bis auf wenige Ausnahmen hätten Rückmeldungen der 21 hessischen Landkreise und fünf kreisfreien Städte ergeben, dass sowohl die Warn-Apps als auch die Sirenen funktioniert hätten.

Beim Warntag im Dezember 2022 erhielten laut den zuständigen Behörden bundesweit neun von zehn Menschen auf dem einen oder anderen Weg eine Warnung. In Hessen kam die Warnung bei vielen Menschen nicht an, wie ein hessenschau.de-Bericht vom 8. Dezember 2022 zeigt. Beim ersten Test vor vier Jahren war es zu zahlreichen App-Pannen gekommen.

Wird es in Hessen auch 2025 einen Warntag geben?

Ja, auch im kommenden Jahr soll es wieder einen bundesweiten Warntag geben. Grundlage dafür ist ein Beschluss der Innenministerkonferenz, der besagt, dass der Bundesweite Warntag ab dem Jahr 2020 jährlich an jedem zweiten Donnerstag im September stattfindet. Das ist im Jahr 2025 der 11. September.