Frankfurter Hauptbahnhof: Zahlreiche Reisende hinter Absperrband in Abfahrthalle. Davor stehen bis zu zehn Polizisten.

Hessen Weitere Festnahmen nach Tötung im Frankfurter Hauptbahnhof

Stand: 10.12.2024 15:44 Uhr

Mehr als drei Monate nach der Tötung eines Mannes im Frankfurter Hauptbahnhof wurden vier Familienangehörige des mutmaßlichen Haupttäters festgenommen. Sie sollen den Schützen unterstützt haben. Außerdem wurden weitere Details zum Stand der Ermittlungen bekannt.

Einsatzkräfte der Polizei haben in Baden-Württemberg vier Männer festgenommen, die im Verdacht stehen, maßgeblich an der Tötung eines 27 Jahre alten Mannes beteiligt gewesen zu sein. Das teilte die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Dienstag mit. Ihnen wird mittäterschaftlicher Mord, Beihilfe zum Mord und Verabredung zu einem Verbrechen vorgeworfen.

Die Behörde erklärte, gegen alle Beteiligten würden Haftbefehle erwirkt. Es handelt sich um Verwandte des mutmaßlichen Haupttäters. Der 54 Jahre alte Beschuldigte sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft.

Hinrichtung mitten im Hauptbahnhof

Das Opfer wurde am 20. August am Gleis 9 mitten im Frankfurter Hauptbahnhof von hinten erschossen. Die Tat, die sich gegen 21 Uhr in der noch vollbesetzten Bahnhofshalle ereignete und einer Hinrichtung glich, hatte für großes Aufsehen und ein erneutes Aufflammen der Debatte um die Sicherheit im öffentlichen Raum geführt.

Frankfurter Hauptbahnhof von außen. Es ist dunkel, vor dem Gebäude stehen mehrere Fahrzeuge, teils von der Polizei.

Großaufgebot der Polizei am Frankfurter Hauptbahnhof am Abend der Tat.

Wie die Staatsanwaltschaft nun berichtete, führten aufwändige Ermittlungen zu den Festnahmen am Dienstag: Mehr als 400 Einsatzkräfte des LKA in Baden-Württemberg und der Frankfurter Polizei durchsuchten insgesamt 13 Objekte der Tatverdächtigen und weiterer Familienangehöriger auf der Suche nach Beweismitteln.

Dabei wurden nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft fünf scharfe Schusswaffen, mehr als 50 Handys und kugelsichere Westen sichergestellt.

Das wirft die Staatsanwaltschaft den Festgenommenen vor

  • Einem 38 Jahre alten Deutschen wird vorgeworfen, den Schützen bei der Tat begleitet und unterstützt zu haben. Er soll mit im Hauptbahnhof gewesen sein, als die Schüsse fielen.
  • Zwei 21 und 25 Jahre alte türkische Staatsangehörige sollen dem 54-Jährigen Informationen zur Identität und zum Aufenthaltsort des Opfers geliefert haben.
  • Ein 28-jähriger Türke soll sich zunächst dazu bereit erklärt haben, die Tat auszuführen.

Mutmaßlicher Schütze kommt auch aus Baden-Württemberg

Beamte der Bundespolizei hatten den 54-Jährigen nur wenige Meter vom Tatort festgenommen. Er soll sein Opfer mit mehreren Schüssen aus kurzer Distanz getötet haben, ehe er seine Pistole wegwarf und versuchte zu flüchten. Umstehende Passanten liefen panisch weg, um sich in Sicherheit zu bringen.

Der Hauptverdächtige kommt aus Lahr (Ortenaukreis) in Baden-Württemberg, nahe der französischen Grenze. Die vier weiteren Verdächtigen wurden am Dienstag ebenfalls in Lahr und in Denzlingen (Landkreis Emmendingen) in Baden-Württemberg festgenommen.

Tat wohl "Reaktion auf Tötungsdelikt in der Türkei"

Wie der Frankfurter Oberstaatsanwalt Dominik Mies am Dienstag nach den Festnahmen erklärte, gehe man weiterhin von einer Familienfehde mit Ursprung in Ostanatolien in der Türkei als Hintergrund der Tat aus. Nach aktuellem Stand der Ermittlungen seien zwischen den beteiligten Familien "wechselseitig Tötungsdelikte verübt worden", so Mies.

Den Erkenntnissen zufolge sei die Tat am Frankfurter Hauptbahnhof eine "Reaktion auf ein Tötungsdelikt in der Türkei" gewesen. Das Opfer gehöre nicht zur Familie, zu der der Haupttatverdächtige und die weiteren Festgenommen gehörten.

Berichte in türkischen Medien

Bereits kurz nach der Tat hatte die türkische Zeitung Hürriyet von einer blutigen Fehde zwischen zwei kurdischen Familien geschrieben, an der auch der ermordete 27-Jährige beteiligt gewesen sein soll. Die Staatsanwaltschaft hatte in diesem Zuge darauf hingewiesen, dass die dargestellten Personalien in diesen Medienberichten teils nicht zutreffend seien.