Hessen Limburg steckt in Tauben-Zwickmühle: Zu wenige Tiere, um sie zu töten?
Vor fast drei Monaten sind in Limburg erneut die Stadttauben gezählt worden - über das Ergebnis schweigt die Stadt auf hr-Nachfrage. Sind es inzwischen zu wenige Tiere, um sie wie geplant zu töten?
Seit über einem Jahr kommt die Stadt Limburg nicht aus den Schlagzeilen: Im November 2023 hatten die Stadtverordneten beschlossen, die Taubenpopulation der Stadt zu dezimieren zu lassen, und das per Genickbruch. Der Magistrat hatte hingegen vorgeschlagen, auf betreute Taubenhäuser und Eieraustausch zu setzen.
Ein veritabler Shitstorm inklusive Morddrohungen folgte auf den Tötungsbeschluss, Tierschützer organisierten einen Bürgerentscheid, der - für viele überraschend - am Ende pro Taubentöten ausfiel.
Tauben-Obergrenze liegt bei 300
Auf Wunsch des Veterinäramts beim Landkreis wurden die Tauben deswegen erneut gezählt. Denn: Die Tötung der Tauben wäre nur dann notwendig, wenn es zu viele Tiere in der Innenstadt gibt. Wären es weniger als 300, dürften die Tiere am Leben bleiben. Dies war die von der Stadt genannte Obergrenze.
Nun fand die Zählung Mitte September statt, zur Überraschung und zum großen Ärger von Tierschützern ohne das Stadttaubenprojekt Limburg, das nach eigenen Angaben zuvor gut mit der Stadt zusammengearbeitet hatte.
Aktuelle Zahlen über die Taubenpopulation müssen also vorliegen - auf mehrfache Nachfrage des hr teilte die Stadt aber lediglich mit, die Zahlen würden kommuniziert, wenn Pläne über das weitere Vorgehen erarbeitet worden seien.
Zu wenige Tauben gezählt?
Die Zählung vom Januar 2023 ergab 272 Tiere und damit hochgerechnet etwa 700 bis 1.000 Tauben im Stadtgebiet. Damals durften die Tierschützer vom Stadttaubenprojekt dabei sein.
Warum die aktuellen Zahlen nicht kommuniziert werden, ist auch für die Tierschützer rätselhaft: "Vielleicht sind zu wenige gezählt worden?", spekuliert eine Sprecherin des Projekts. Sie habe tatsächlich den Eindruck, es gebe seit dem Sommer weniger Tauben im Stadtgebiet, sagt sie.
Von auch privat aufgestellten Taubenschlägen, in denen Tiere seitdem gehalten würden oder von privaten Fang-Aktionen wissen derweil weder der Landkreis noch die Stadt Limburg, wie sie auf Anfrage mitteilten.
Keine Rechtsgrundlage mehr fürs Tauben-Töten?
Nun steht die Frage im Raum, ob die Stadt dabei bleibt, den politischen Beschluss umzusetzen, Tauben töten zu lassen oder ob sie dafür keine Rechtsgrundlage mehr hat.
Denn liegt die Zahl unter 300, würde die Stadt in einer Zwickmühle stecken: Um die Tiere töten zu können, müssten diese sich wieder vermehren und ihre Zahl über die Obergrenze steigen.
Wer betreut gefangene Tauben?
Eine weitere Frage ist ungeklärt: Der Gnadenhof Aiderbichl in Bayern hatte im Oktober angeboten, 200 Tauben aufzunehmen. Dafür müssten die Tauben gefangen und bis zur Abholung betreut werden.
Wer das machen soll, und wie die Tiere bis dahin gehalten werden sollen, ist bislang komplett unklar.