Hessen Zugausfälle bis September: Stellwerke in Frankfurt und Hanau unterbesetzt
Sind Stellwerke der Bahn unterbesetzt, können Züge nicht fahren. In Frankfurt und Hanau fallen seit Monaten Bahnen aus - und das wird auch erstmal so bleiben. Bei der Bahn setzt man auf mehr Personal, doch das alleine reicht nicht.
In Stellwerken werden Steuerbefehle für Weichen, Signale und Bahnübergänge gegeben - von Zugverkehrssteuerern, wie der Posten offiziell heißt. Doch Fachpersonal ist knapp und so sind die Stellwerke in Frankfurt und Hanau in den Abendstunden seit Monaten unterbesetzt. "Dieser Zustand soll noch bis Ende September 2025 bleiben", kritisiert der Fahrgastverband Pro Bahn.
Ausgedünnter Fahrplan in den Abendstunden
Die Folgen bekommen Fahrgäste im Regionalverkehr zu spüren - vor allem abends, zwischen 20 und 23 Uhr. Auf der Main-Weser-Bahn von Frankfurt über Friedberg und Gießen, bis Marburg und Kassel bedeutet dies zum Beispiel, dass die Züge nicht in Frankfurt starten. Stattdessen fahren Bahnen des Mittelhessen-Netzes (RB40/RB41/RB37) erst ab Friedberg, manche auch ab Bad Vilbel und Butzbach in Richtung Norden oder dort wenden dort.
Für Pendlerinnen und Pendler in Mittelhessen, die den wichtigen Umsteigeknoten Gießen erreichen wollen, gibt es statt eines Zuges alle 20 bis 30 Minuten künftig nur noch eine Verbindung im 60-Minuten-Takt. Ähnliche Kürzungen gibt es auf der Achse Frankfurt-Limburg.
Das Problem der unterbesetzten Stellwerke ist nicht neu, sondern plagte Pendlerinnen und Pendler schon in vergangenen Wintern. Im Februar 2024 hatte die Bahn im Rhein-Main-Gebiet ihren Fahrplan ausgedünnt, weil Personal in Stellwerken fehlte.
Bahn: "Personalbestand steigt stetig"
"Tatsächlich sind die Stellwerke im Bereich Frankfurt besonders von Personalknappheit betroffen", erklärte dazu am Mittwoch ein Bahn-Sprecher auf hr-Nachfrage. Durch Rekrutierung von Stellwerkspersonal steuere man dagegen, doch neue Beschäftigte müssten erst qualifiziert werden.
Seit März 2024 sei die Zahl der Stellwerksmitarbeiterinnen und -mitarbeiter im Bereich Frankfurt um rund fünf Prozent gestiegen. "Bis September 2025 werden wir voraussichtlich einen Anstieg um weitere neun Prozent haben", so der Bahn-Sprecher.
Beim Fahrgastverband Pro Bahn sieht man diese Zahlen kritisch. Mit dem Datum September 2025 setze man auf den Abschluss des nächsten Ausbildungsjahres, doch "es darf bezweifelt werden, ob gerade der stark frequentierte Knoten Frankfurt mit frisch ausgebildeten Kräften zum nicht unerheblichen Teil besetzt werden kann."
Besser wäre es, so der Vorschlag von Pro Bahn, vorhandenes Personal aus anderen Teilen Deutschlands abzuziehen und in Frankfurt und Hanau einzuarbeiten. Ziel müsse sein, "dass ein Vollbetrieb des wichtigsten Schienensektors in Deutschland im Frühling 2025 wieder personalsicher gewährleistet werden kann".
Auch das geschehe bereits, entgegnete der Bahn-Sprecher. "Wo immer es möglich ist, bilden wir unsere Zugverkehrssteuer:innen so weiter, dass sie im Bedarfsfall flexibler auf unterschiedlichen Stellwerken eingesetzt werden können."
Alte Stellwerke brauchen viel Personal
Es sei jedoch ein großes Problem, Fachkräfte zu gewinnen und dauerhaft zu binden. Auch aus diesem Grund müsse die Leit- und Sicherungstechnik wesentlich schneller erneuert werden. Im europäischen Vergleich habe Deutschland eine stark veraltete Stellwerkslandschaft, teilte die Bahn mit - und diese Stellwerke zu betreiben sei deutlich zu personalintensiv.
Die Lösung der Probleme mit unbesetzten Stellwerken liegt also nicht alleine in der Personalgewinnung und -ausbildung. "Je schneller wir alte durch neue Anlagen ersetzen", so die Bahn, "je geringer ist der Personalbedarf."