Rostock-Spieler bejubeln einen Treffer.

Mecklenburg-Vorpommern Darum läuft es bei Hansa Rostock besser! Darf auch geträumt werden?

Stand: 06.12.2024 15:45 Uhr

Von Rang 18 auf Tabellenplatz neun: Fußball-Drittligist Hansa Rostock erlebt einen Höhenflug. Die Datenanalyse zeigt, was Daniel Brinkmann und auch schon die Interimstrainer Marcus Rabenhorst sowie Simon Pesch nach dem Aus von Bernd Hollerbach verändert haben und wo die Reise der sportlich wieder auf Kurs liegenden "Kogge" noch hingehen kann.

Von Matthias Heidrich

Sechs Wochen ist es her, dass die Verantwortlichen des FC Hansa Rostock die Reißleine gezogen haben. Kurz nach dem 0:2 in Saarbrücken musste Coach Hollerbach gehen - und hinterließ einen uninspirierten Tabellen-18. mit zwei Punkten Rückstand auf das rettende Ufer.

In die Heimpartie am Sonnabend gegen den SV Sandhausen (14 Uhr, live im NDR) gehen die spielerisch runderneuerten Rostocker nun als Neunter. Mit einem Sechs-Punkte-Polster auf die Abstiegszone und der Möglichkeit, sogar nach oben schauen zu können, sollten sie ähnlich erfolgreich wie zuletzt durch das Programm bis Weihnachten kommen - mit dem schweren Auswärtsspiel in Cottbus (15. Dezember, 13.30 Uhr) und der Heim-"Pflichtaufgabe" gegen Hannover 96 II (22. Dezember, 19.30 Uhr).

Vier Siege aus fünf Spielen zuletzt

Nach dem Hollerbach-Aus Ende Oktober hat die zuvor schlingernde "Kogge" richtig Fahrt aufgenommen. Vier Siege aus fünf Partien holte Hansa seitdem. Gegen Essen und Osnabrück standen noch die Interimstrainer Marcus Rabenhorst und Simon Pesch an der Seitenlinie. Die 0:1-Niederlage in Verl und die beiden Siege gegen Arminia Bielefeld und jüngst bei 1860 München trugen dann Brinkmanns Handschrift.

"Wir wissen, dass es ein nächster großer Schritt wäre, wenn wir das dritte Spiel in Folge gewinnen. Und das ist das absolute das Ziel."
— Hansa-Coach Daniel Brinkmann

Taktikwechsel als Erfolgsgarant

Die unterschiedichen Trainer eint in der Post-Hollerbach-Zeit eine grundlegende Maßnahme: die Abkehr vom Sicherheitsfußball des ehemaligen, beinharten Verteidigers hin zu einem vertikaleren, schnelleren, auch risikoreicheren Hansa-Spiel. Vereinfacht gesagt haben Rabenhorst/Pesch und Brinkmann Rostock wieder in die Fußball-Moderne geholt. Grundlage dafür war die Systemänderung vom defensiv ausgerichteten 3-4-1-2 unter Hollerbach zu einem dynamischeren 3-4-3.

Unterschiede Hollerbach vs. Rabenhorst/Pesch/Brinkmann
Kategorie (pro Spiel) Hollerbach (elf Spiele) Rabenhorst/Pesch/Brinkmann (fünf Spiele) Veränderung
Tore 1,09 2,0 +83 %
Expected Goals (xG) 1,23 2,0 +63 %
Schüsse aufs Tor 4,27 6,8 +59 %
Tore aus der Box 0,91 1,8 +98 %
High-Pressing-Aktionen 6,73 11,4 +69 %
Gegentore pro Spiel 1,45 0,6 -59 %
Expected Goals Against (xGA) 1,35 0,85 -37 %
Quelle: GSN

War das "alte" auf Ballbesitz und das Zentrum ausgelegte Hansa-Spiel leicht vorhersehbar, ist es nun schwerer für den Gegner auszurechnen. Mit den Flügelstürmern ist Rostock offensiv variabler und kann schnellere Umschaltaktionen kreieren. Unterm Strich erzielen die Mecklenburger so mehr Tore pro Spiel und erarbeiten sich qualitativ bessere Chancen (gemessen an den Expected Goals, siehe Datentabelle).

Hohes Pressing als Problemlöser

Diese Spielphilosophie ist risikoreich und kann auch nach hinten losgehen. Aber genau da haben sich die Werte der Rostocker ebenfalls verbessert. Sie kassieren im Schnitt weitaus weniger Gegentore (- 59 Prozent) und lassen auch weniger gute Chancen des Gegners zu (gemessen an den Expected Goals Against, siehe Datentabelle).

Die (moderne) Problemlösung bei dieser Spielweise lautet: Pressing, und zwar hohes. Die Pressing-Aktionen bereits im Spielaufbau des Gegners sind um knapp 70 Prozent gestiegen, wodurch Hansa seine Kotrahenten zu Fehlern zwingt und dabei auch Druck von der eigenen Defensive nimmt.

Darf geträumt werden?

Brinkmann und seine Vorgänger haben also das Ruder herumgerissen und die "Kogge" wieder in ruhigeres Fahrwasser manövriert. Aber wohin führt dieser Hansa-Kurs? Nicht zum Aufstieg, wie sich vielleicht einige Fans schon insgeheim ausgemalt haben. Die mit Hilfe von KI durch GSN berechnete Aufstiegswahrscheinlichkeit liegt für Hansa Rostock aktuell bei einem Prozent.

Die Daten und nicht zuletzt die jüngste Entwicklung belegen allerdings, dass die Mecklenburger zweifellos das Potenzial für einen Platz im oberen Mittelfeld der Dritten Liga haben - fernab aller Abstiegssorgen.

Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 07.12.2024 | 14:00 Uhr