Mecklenburg-Vorpommern Netzausbau: Geplante Stromleitung sorgt für Streit in Friedland
In Mecklenburg-Vorpommern wird viel Strom aus Wind- und Sonnenenergie erzeugt - doch das Land kann nur wenig davon verbrauchen. Eine geplante Leitung nach Süddeutschland trifft auf Widerstand der Anwohner.
Mecklenburg-Vorpommern produziert mehr Strom aus erneuerbaren Energien als im Land genutzt werden kann. Deshalb plant der Netzbetreiber 50Hertz eine leistungsstarke 380-kV-Leitung von Pasewalk nach Güstrow, um den Strom aus Windkraftanlagen effizient in den Süden zu transportieren. Dieses Projekt trifft jedoch auf heftigen Widerstand: "Meine Gesundheit ist mir einfach wichtiger", erklärt eine Friedländerin auf einer Infoveranstaltung des Betreibers am Donnerstagabend. Sie wohne nur etwa 200 Meter entfernt von der geplanten Trasse und habe Angst vor starker elektromagnetischer Strahlung: "Ich habe zwei Kinder und ich möchte das einfach nicht", schildert die Anwohnerin ihre Sorgen.
Rund 150 Einwohnerinnen und Einwohner waren bei der Veranstaltung. Auch Landwirt Hermann Pagel ist alarmiert. Er bewirtschaftet Flächen in der Nähe der geplanten 380-Kilovolt-Überlandleitung bei Friedland und fürchtet den Wertverfall seiner Grundstücke: "Das ist Eigentum mit Füßen treten und unsere Gesundheit steht auf dem Spiel. Wir lehnen das Projekt völlig ab", so Pagel.
50Hertz verteidigt geplante Leitung als gesetzliche Aufgabe
Andreas Paust, Sprecher von 50Hertz, versuchte, den besorgten Anwohnern die Notwendigkeit des Projekts zu erläutern. Der Bau der neuen Stromtrasse sei zwingend notwendig, weil der Strom beispielsweise von den vielen Offshore-Windkraftanlagen in der Ostsee abtransportiert werden muss. Sie soll eine alte Stromtrasse von 1962 ersetzen: "Unsere Aufgabe ist gesetzlich vorgeschrieben", so Paust. Dazu müsse ein Antrag gestellt werden: "Wir können das nicht einfach selber entscheiden. Das entscheidet die Genehmigungsbehörde, und das ist das Wirtschaftsministerium in Schwerin", so der Sprecher. Der Antrag sei jedoch noch nicht eingereicht, so Paust, man stehe "mitten im Verfahren oder besser gesagt wir sind vor dem Verfahren".
Nächste Schritte und Mitbestimmung der Anwohner
Die Planungsunterlagen sollen ab März nächsten Jahres öffentlich einsehbar sein. Dann können Anwohner Einwände einreichen. Die neue 150 Kilometer lange Trasse zwischen Pasewalk und Güstrow soll frühestens 2032 fertiggestellt werden.
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NDR 1 Radio MV | Regionalnachrichten aus Neubrandenburg | 08.11.2024 | 09:30 Uhr