Mecklenburg-Vorpommern Schleswig-Holstein Fischer in Not: Ostsee-Fangquoten für 2025 werden verhandelt
In Luxemburg werden von Montag an die Ostsee-Fangquoten für 2025 verhandelt. Experten erwarten schwierige Verhandlungen. Denn die EU-Kommission will die niedrigen Fangmengen für Hering und Dorsch weiter reduzieren.
Fischer und Umweltverbände schauen von Montag an gespannt nach Luxemburg. Dort verhandeln die Fischereiminister der europäischen Staaten über die Fangquoten in der Ostsee für das kommende Jahr. Die EU-Kommission hat für die westliche Ostsee, dem Hauptfanggebiet der Fischer in Mecklenburg-Vorpommern, einen Vorschlag mit weiteren Kürzungen unterbreitet. Kommissions-Vizepräsident Maroš Šefčovič sagte: "Es wird von Jahr zu Jahr deutlicher, wie wichtig es ist, etwas gegen den desolaten Zustand der wichtigsten kommerziell genutzten Arten zu unternehmen." Die Fischer seien die ersten, die die Folgen zu spüren bekommen. Vor allem die sich ändernden Umweltbedingungen machen den Beständen von Dorsch und Hering zu schaffen. Sie sind die Hauptfangarten für die Fischerei.
Vorschlag: Drastische Kürzungen bei Dorsch und Hering
Die EU-Kommission möchte die Quote beim Dorsch um 73 Prozent kürzen, ein drastischer Schritt, obwohl der Dorsch in der westlichen Ostsee schon jetzt nur noch als Beifang gefischt werden darf. Auch beim Hering, für den seit mehreren Jahren ein Schleppnetzfangverbot gilt - soll nochmals drastisch gekürzt werden - und zwar um 50 Prozent. Statt der bislang 788 Tonnen in der westlichen Ostsee sollen künftig nur noch 394 Tonnen gefangen werden. Zur Erinnerung: Vor rund 30 Jahren waren noch Fangmengen von 50.000 Tonnen möglich. Mit der Erwärmung der Ostsee brachen allerdings die Bestände zusammen.
Experte: Ende der Küstenfischerei könnte näherrücken
Experten wie der Rostocker Fischereibiologe Christopher Zimmermann erwarten schwierige und sehr lange Verhandlungen. Zimmermann hält angesichts der drastischen Kürzungen in den vergangenen Jahren eine weitere Reduzierung der Fangmengen nicht für sinnvoll. "Das hat keinen positiven Effekt mehr und ist daher Symbolpolitik", so der Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei. Beunruhigend sei auch ein weiterer Vorschlag. Bislang darf die passive kleine Küstenfischerei - das sind Kutter bis zu 12 Metern Länge - Hering noch gezielt fangen. Laut Zimmermann will die Kommission auch diese Erlaubnis entfallen lassen. "Der Entfall würde das Ende der Küstenfischerei zumindest in MV deutlich beschleunigen", sagt der Experte.
Backhaus: Weitere Kürzungen seien Symbolpolitik
Kritik kommt auch von Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD). Die vorgeschlagenen Verschärfungen würden den Fischbeständen nicht helfen, sondern hätten nur einen Effekt: Der bereits massiv angeschlagenen Küstenfischerei drohe nun auch der Verlust der letzten verbliebenen Einkünfte. Er spricht ebenfalls von "Symbolpolitik". Zielführender wären Maßnahmen zur Verbesserung der Laichhabitate, zur Verminderung der Nährstoffeinträge sowie im Management.
Zahl der Fischer im Haupterwerb deutlich zurückgegangen
Es gibt immer weniger Fischer, die von ihrem Handwerk tatsächlich leben können. In Mecklenburg-Vorpommern gab es Ende 2023 nur noch 154 Haupterwerbsfischer. Zum Vergleich 2010 waren es über 300. An Land brechen Verarbeitungsstrukturen zusammen. So musste das große Fischverarbeitungswerk in Sassnitz schließen.
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NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 21.10.2024 | 06:00 Uhr