Mecklenburg-Vorpommern Glühwein statt Currywurst: Herausforderungen im Winterwahlkampf
Nach drei Jahrzehnten wird zum ersten Mal wieder im Winter gewählt. Denn in gut sechs Wochen ist die Bundestagswahl. Das stellt die Wahlkämpfer vor allerlei neue Herausforderungen. Was ist anders in diesem Jahr und wie gehen die Parteien damit um?
Anstelle des 28. Septembers findet die Bundestagswahl in diesem Jahr am 23. Februar statt. Das bedeutet für die Parteien knapp sieben Monate weniger Vorbereitungszeit als sonst und ein Wahlkampf in der kalten Jahreszeit. Durch die neuen Bedingungen ändern viele Parteien jetzt ihre Wahlkampfstrategie.
CDU: Winterwahlkampf erfordert weniger Kabelbinder
Die CDU sieht sich laut der Abgeordneten Simone Borchardt hervorragend aufgestellt für den Winterwahlkampf. Nach 33 Jahren Berufserfahrung sei ein Wahlkampf im Winter nicht die größte Herausforderung, die sie bislang erlebt habe. Der Bundestagsabgeordnete und Direktkandidat Dietrich Monstadt weiß aus eigener Erfahrung: "Nichts härtet mehr ab als eisige Flyer-Verteilungen bei Wind und Wetter auf den Marktplätzen. Einmal fragte mich ein Bürger: 'Warum tun Sie sich das an?' Meine Antwort: 'Weil ich hier für Sie kämpfe, bei jedem Wetter!'" Einen Vorteil erkennen die Wahlkämpfer der CDU jetzt schon, wie Simone Borchardt mit einem zwinkernden Auge mitteilt. Bei Kälte würden sich die Plakate weniger stark verformen, weshalb oft nur zwei Kabelbinder statt vier benötigt würden. "Das ist mal echte Nachhaltigkeit - weniger Kabelbinder, mehr Klarheit auf den Straßen", so Borchardt.
SPD: Alkoholfreier Punsch als Wunderwaffe im Wahlkampf
Die SPD sieht vor allem das Wetter als eine der größten Herausforderungen. Dennoch will sie im kommenden Wahlkampf auf den persönlichen Austausch mit Hilfe von Infoständen, Bürgersprechstunden und Veranstaltungen setzen. Dabei sollen der alkoholfreie Punsch und die symbolstarken roten SPD-Schals ihrer Partei helfen, so der Ortsvorsitzende der SPD am Lankower See, Martin Hackbarth. Er und seine Mitstreiter "freuen sich auf die heiße Phase des Wahlkampfes, die ab dem kommenden Wochenende mit dem Aufhängen der Plakate beginnt", so Hackbarth.
Die Linke: Höhere Gefahr vor Übergriffen in dunkler Jahreszeit
Die Linke legt den Schwerpunkt bei diesem Wahlkampf auf Haustürgespräche. Damit hat sie auch bereits vor Weihnachten in Greifswald, Rostock und Schwerin angefangen. Von Infoständen in den Fußgängerzonen werde sie aufgrund des kalten Wetters eher absehen, so der Landesvorsitzende Hennis Herbst. Im Winter komme die frühe Dunkelheit noch hinzu, weshalb alle Wahlkämpfenden zu zweit losziehen sollen, wenn sie beispielsweise mit der Plakatierung am kommenden Wochenende starten. Die Gefahr vor Übergriffen, die sie sowohl verbal als auch körperlich bereits erlebt haben, stelle gerade in der dunklen Jahreszeit noch ein höheres Risiko dar, so Herbst.
FDP: "Wir Liberale aus dem Norden sind hart im Nehmen."
Die FDP setzt ebenfalls auf den persönlichen Austausch mit ihren potenziellen Wählern. Unter anderem will sie diesen mit Hilfe von Infoständen fördern. Die schneller eintretende Dunkelheit im Winter und die Wetterbedingungen seien zwar nicht ideal für einen Wahlkampf, aber dennoch seien sie hoch motiviert. Seit über 20 Jahren ist der FDP-Bundestagsabgeordnete Christian Bartelt politisch aktiv. Für ihn steht fest: "Diesen Wahlkampf unter Schneebedingungen durchzuführen wird nicht einfach. Aber wir Liberale aus dem Norden sind hart im Nehmen."
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Würfelspiel in Kneipen als Strategie
Für das Bündnis 90/Die Grünen lautet das Motto in Mecklenburg-Vorpommern: "Heiße Getränke gegen die soziale Kälte und heißer Wahlkampf mit kaltem Hund." Mit diesem Traditionsgebäck aus dem Osten ziehe die Partei in den Wahlkampf, so die Co-Landesvorsitzende Katharina Horn. Der Winterwahlkampf veranlasse die Partei dazu, ein ganz neues Format auszuprobieren, so der andere Co-Landesvorsitzende Ole Krüger. In Cafés und Kneipen wollten sie den potenziellen Wählern kurze Gespräche ermöglichen, für die sie sogar extra ein Würfelspiel entwickelt hätten.
Von der AfD und Volt hat der NDR bislang noch keine Auskunft erhalten.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 07.01.2025 | 17:10 Uhr