Ein junger Mann lehnt seinen Kopf auf seinem Arm ab und lächelt herzlich.

Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin hat neuen Ballettdirektor

Stand: 03.07.2024 15:13 Uhr

Nachdem das Mecklenburgische Staatstheater in der vergangenen Woche überraschend seine Ballettdirektorin Xenia Wiest entlassen hat, steht bereits ein Nachfolger in den Startlöchern: Jonathan dos Santos übernimmt, der in der Kompagnie bislang Ballettmeister war.

Von Axel Seitz

Die Nachricht ließ vergangene Woche aufhorchen: Die Leitung des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin hat sich von seiner Ballettdirektorin getrennt. Xenia Wiest wurde von ihren Aufgaben freigestellt. Seither wird viel über die Hintergründe dieser Trennung spekuliert. Die Theaterleitung in Schwerin versucht derzeit, die Situation zu beruhigen, nun wurde der Nachfolger von Xenia Wiest präsentiert. Für die Schweriner Tänzerinnen und Tänzer ist er kein Unbekannter, sagt Generalintendant Hans-Georg Wegner. "Der neue Ballettdirektor ist Jonathan dos Santos, der hier in der Kompagnie bisher Ballettmeister war. Er hat hier sehr profilierte, schöne Choreografien gemacht und deswegen freue ich mich, dass wir ihn jetzt mit im Boot haben. Kommissarisch heißt erstmal für zwei Spielzeiten."

Interne Lösung als Nachfolge

Er setzt somit auf eine interne Lösung: "In so einer Krisensituation ist es erstmal entscheidend, dass die Kompagnie zusammenbleibt. Holt man jetzt von außen jemanden, besteht die Gefahr, dass es unglaublich viele Wechsel gibt. Wie das so ist mit den künstlerischen Wünschen, die neue Leute mit sich bringen. Jonathan ist in dem Auswahlprozess dieser Kompagnie ganz stark beteiligt gewesen und er kennt die Leute aus der Arbeit, die bleiben und er kennt auch die Neuen, die in der neuen Saison hinzukommen, immerhin sind es sechs neue Tänzerinnen und Tänzer."

Die Kompagnie freut sich auf Jonathan dos Santos

Jonathan dos Santos ist seit drei Spielzeiten Ballettmeister am Mecklenburgischen Staatstheater. Der Brasilianer war selbst Tänzer, unter anderem in Halle und Stuttgart, als Choreograf arbeitete der 34-Jährige unter anderem in Sao Paulo und Karlsruhe. Dass der künftige Ballettdirektor bisher Ballettmeister und somit mit Xenia Wiest gemeinsam am Mecklenburgischen Staatstheater war, das sieht Hans-Georg Wegner nicht problematisch: "Er hat sich in den letzten Jahren auf seine Arbeit als Ballettmeister und Choreograf konzentriert. Dadurch ist er überhaupt nicht infiziert von diesen ganzen Geschichten, sondern kann jetzt hier wirklich frei anfangen. Als ich der Kompagnie erzählte habe, dass wir Jonathan als Ballettdirektor etablieren möchten, gab es Riesenapplaus. Alle freuen sich."

Spekulationen zu der Entlassung von Xenia Wiest

Nachdem sich die Schweriner Theaterleitung von Xenia Wiest als Ballettdirektorin getrennt hatte, wurde viel über die Gründe, die zu dieser Entscheidung führten, spekuliert. "Darf eine relativ junge Frau in Deutschlands Ballettwelt nicht erfolgreich sein?", fragte eine Zeitung, ein Hochschulprofessor warf dem Theaterintendanten vor, er wolle Kritiker am Haus mundtot machen. In der Ostseezeitung war von zwischenmenschlichen Konflikten zwischen der Ballettdirektorin und Mitgliedern des Ensembles bereits seit Anfang 2023 zu lesen. Auch der Personalrat war eingeschaltet. Dem NDR teilte Xenia Wiest vergangene Woche mit: "Ich habe nichts Falsches gemacht, außer für das beste Ballett in Schwerin zu kämpfen."

Xenia Wiest wendet sich mit zweiseitiger Petition an Politiker

Wenige Wochen zuvor hatte sich Xenia Wiest mit einer gut zweiseitigen Petition unter anderem an Politiker gewandt, darin heißt es beispielsweise: "Der tägliche Betrieb des Theaters könnte möglichen Machtmissbrauch, Diskriminierung, Verfolgung, Bestrafung und parteiische Verfahren beinhalten." Weiterhin bat die 40-Jährige bei Politikern um Unterstützung, um "den Ruf des Theaters zu wahren." Intendant Hans-Georg Wegner sagte jetzt dazu: "Der Brief ist mir bekannt gemacht worden. Da sieht man, was man alles als Intendant aushalten muss. Inhaltlich kann ich mich dazu nicht äußern, weil das tatsächlich auch Teil der ganzen juristischen Auseinandersetzungen ist, die wir jetzt haben. Die sind übrigens auf einem sehr guten Weg, da bin ich guter Dinge, dass wir uns mit Xenia einigen. Aber jetzt ganz konkret kann ich dazu nichts sagen." Auf Anfrage vom NDR wollten sich weder Xenia Wiest zu ihrer Freistellung noch der Theater-Aufsichtsrat zu laufenden Verfahren und Personalangelegenheiten öffentlich äußern.

Dieses Thema im Programm:
NDR Kultur | Kulturjournal | 03.07.2024 | 19:30 Uhr