Silvio Witt (parteilos), Oberbürgermeister von Neubrandenburg

Mecklenburg-Vorpommern Empörte Reaktionen: Neubrandenburg verbietet Regenbogenflagge

Stand: 11.10.2024 10:49 Uhr

Nach dem Beschluss der Neubrandenburger Stadtvertretung, die Regenbogenflagge am Bahnhof zu verbieten, kündigte Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) überraschend seinen Rücktritt zum 1. Mai 2025 an. Spekulationen mehren sich.

In einer Sitzung der Stadtvertretung Neubrandenburg wurde am Mittwochabend beschlossen, die Regenbogenflagge am Hauptbahnhof künftig nicht mehr zu hissen. Dieser Beschluss sorgt für kontroverse Diskussionen, da die Regenbogenflagge international als Symbol für Toleranz und Vielfalt sowie für die Rechte der LGBTQ+ Gemeinschaft gilt. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt offen homosexuell ist und sich immer wieder klar für Weltoffenheit und Vielfalt ausgesprochen hat, hat die Entscheidung in der Stadt hohe Wellen geschlagen.

Die Initiative für das Verbot ging von der Fraktion Stabile Bürger Neubrandenburg aus, deren Ratsherr Tim Großmüller den Antrag einbrachte. Laut Großmüller solle mit dem Verbot verhindert werden, dass es zu Straftaten wie dem unerlaubten Austausch von Flaggen kommt. Die Stadtvertreter stimmten dem Antrag mehrheitlich zu, was bei vielen Einwohnern und Politikern auf Kritik stieß. Besonders aus den Reihen der CDU und SPD kamen empörte bis sehr betroffene Reaktionen: Das Verbot sei ein Rückschritt für die Stadt und entspreche nicht der weltoffenen Haltung vieler Neubrandenburger.

Mögliche Konsequenzen: Rücktritt von Oberbürgermeister Silvio Witt

Kurz nach dem Beschluss der Stadtvertretung verkündete Oberbürgermeister Silvio Witt überraschend seinen Rücktritt zum 1. Mai 2025. In einem Posting auf Facebook erklärte er, dass er sein Amt niederlegen werde, ohne jedoch explizit einen Zusammenhang mit dem Regenbogenflaggen-Verbot herzustellen. Beobachter spekulieren jedoch, dass die Entscheidung der Stadtvertretung, die Fahne zu verbieten, maßgeblich zu seiner Rücktrittsankündigung beigetragen haben könnte. Witt bat um Verständnis für seine Entscheidung und den Schutz seiner Privatsphäre sowie die seiner Familie.

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Reaktionen aus der Politik: Dank und Kritik

Steven Giermann, CDU-Chef des Ortsverbands Neubrandenburg, würdigte Witt: "Silvio Witt gebührt ein großes Dankeschön für seine Leidenschaft und Offenheit gegenüber allen Menschen." Michael Stieber, Fraktionschef der SPD, zeigte sich verständnisvoll: "Witt war mehrfach herabwürdigenden und beleidigenden Angriffen ausgesetzt. Es ist nachvollziehbar, dass er sich und seine Familie schützen will." Stieber fügte hinzu, dass Rücktritte aus Gründen des Selbstschutzes leider keine Seltenheit unter Kommunalpolitikern seien.

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Mit scharfer Kritik reagierte hingegen Tim Großmüller, Ratsherr der Fraktion Stabile Bürger Neubrandenburg. Er nannte den Rücktritt "überfällig" und sprach in einem Statement seiner Fraktion von "Fahnenflucht". Großmüller war der Initiator des Verbots der Regenbogenflagge am Neubrandenburger Hauptbahnhof, das die Stadtvertretung kürzlich beschlossen hatte. Peter Fink, Fraktionschef der AfD, schloss sich der Kritik an und bezeichnete die Art der Rücktrittsankündigung auf Facebook als "peinlich".

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 11.10.2024 | 06:00 Uhr