Mecklenburg-Vorpommern "Rat geben": Modellprojekt soll Migranten zu Fachkräften ausbilden
"Rat geben" - so heißt das neue Modellprojekt, dass Zugewanderte motivieren will, sich weiter zu qualifizieren. Die Migranten werden so besser integriert, die Wirtschaft bekommt dringend gebrauchte Fachkräfte.
Das deutsche Ausbildungssystem – viele Migranten wissen gar nicht so genau, wie das funktioniert. Das soll sich jetzt ändern. Das Projekt "Rat geben – Ja zur Ausbildung" läuft in ganz Deutschland unter der Federführung von 16 unterschiedlichen Trägern. Jeder von ihnen sucht auf seine Weise nach einem Weg, an die jungen Zugewanderten heranzukommen. In Mecklenburg-Vorpommern hat das Güstrower Bildungsinstitut BilSE den Hut auf.
"In manchen Ländern kostet eine Ausbildung eine Menge Geld"
Projektkoordinatorin Andrea Gál hat schon in viele erstaunte Gesichter geblickt: "In manchen Ländern gibt es gar keine Lehre, in anderen muss man für eine Ausbildung eine Menge Geld bezahlen. Dass Azubis bei uns sogar Geld verdienen, das wissen viele gar nicht." Zugewanderte, die hierzulande in die Schule gehen, kennen sich meist schon einigermaßen aus.
Schwieriger sei die Situation dagegen für die, die schon ein bisschen älter sind, wenn sie nach Deutschland kommen. Und: In Migrantenfamilien wiege oftmals die Meinung der Eltern deutlich schwerer als in der deutschen Kultur. Die Eltern aber kennen die Bildungswege hierzulande kaum, wissen oft nicht, dass es Fördermöglichkeiten gibt. Und weil viele auch noch Verwandte in der Heimat unterstützen, drängen sie darauf, dass auch ihre Kinder so schnell wie möglich Geld mit nach Hause bringen.
"JumB" hilft bei Berufswahl und Bewerbung
Unter dem Motto "JumB" – "Jugendliche mit Perspektive für eine Berufsausbildung" betreibt das BilSE-Institut vier Anlaufstellen in Güstrow, Rostock, Schwerin und Stralsund. Deren Aufgabe ist es, nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern auch ihre Familien, Lehrer, Schulsozialarbeiter oder Integrationslotsen zu schulen.
Insgesamt sechs Mitarbeiter bieten Gruppen- und Einzelgespräche, helfen bei der Suche nach einem geeigneten Beruf und beim Zusammenstellen von Bewerbungsmappen. Überall da, wo Migranten zusammenkommen, bieten sie ihre Hilfe an – so wie jüngst beim Interkulturellen Sprachcafé in Rostock. Thema diesmal: Wie verhält man sich beim Bewerbungsgespräch? Andrea Gál hat schon oft die Erfahrung gemacht, dass Migranten in solchen Situationen viel zu zurückhaltend sind. "Viele erzählen gar nicht, wieviel Erfahrung sie schon haben" – was zum Teil an Sprachschwierigkeiten liege, zum Teil aber auch daran, dass das in ihrer Kultur nicht üblich ist.
Projektende: April 2026
Bis April 2026 läuft das vom Europäischen Sozialfonds geförderte Projekt. Danach wird ausgewertet, ob der eingeschlagene Weg erfolgreich war.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 19.12.2024 | 17:15 Uhr