Ein Schild mit der Aufschrift "Gerichtssäle" führt ins Landgericht Stralsund.

Mecklenburg-Vorpommern Stralsund: Frau wegen Mordversuchs mit Hammer vor Gericht

Stand: 16.01.2025 15:28 Uhr

Eine Frau hatte auf ihren schlafenden Mann mit einem Vorschlaghammer eingeschlagen. Der überlebte mit schwersten Verletzungen und leidet auch Monate später unter den Folgen. Die Ehefrau steht nun vor Gericht.

Nach einem Angriff mit einem Vorschlaghammer auf ihren schlafenden Ehemann steht eine 48 Jahre alte Frau wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht Stralsund. Die Angeklagte räumte die Tat vom 19. Juli 2024 grundsätzlich ein. Sie habe ihren Mann aber nicht töten wollen und erst nach der Tat begriffen, dass sie etwas ganz Schlimmes getan habe, sagte sie unter Tränen. 

Ehemann mit Hammer lebensgefährlich verletzt

Sie hatte ihren schlafenden Ehemann in einem Mehrfamilienhaus in der Nähe von Sanitz (Landkreis Rostock) im Schlafzimmer mit einem Vorschlaghammer auf den Kopf geschlagen. Der Mann erlitt lebensgefährliche Verletzungen und war zeitweise auf einer Seite gelähmt. Auf einem Auge kann er bis heute nichts sehen.

Für das Verfahren war ursprünglich ein Prozesstag angesetzt. Das Gericht beschloss nun, einen Fortsetzungstermin am 29. Januar und lud dazu auch den Ehemann als Zeugen.

Frau leidet unter schweren Depressionen

Die Angeklagte leidet nach übereinstimmenden Zeugenaussagen seit Jahren an starken Depressionen. Sie wollte sich sowohl vor als auch nach der Tat selbst das Leben nehmen. Bei dem Prozess wurden ein Bruder, die Mutter und die Tochter der Angeklagten als Zeugen gehört. Der Bruder hatte die Tür zu der Wohnung eingerannt, nachdem er seine Schwester und seinen Schwager telefonisch nicht erreichen konnte und sie auch nicht auf lautes Klopfen an der Tür reagiert hatten. In der Wohnung habe er dann beide in einer Blutlache entdeckt.

Ehemann mit starken Einschränkungen zurück im Leben

Während der Verhandlung wurden rund 170 Fotos gezeigt, auf denen das Haus und der Tatort zu sehen waren. Die Tochter hatte ihrer Mutter mehrfach dringend geraten, sich in einer psychiatrischen Klinik helfen zu lassen. Das sei aber letztlich am Widerstand des Vaters gescheitert. Die Tochter berichtete auch, dass ihr Vater sich inzwischen wieder ins Leben zurückgekämpft habe. Er habe aber unter anderem noch Probleme zu sprechen und starke Einschränkungen am rechten Arm. Zudem könne er auf einem Auge nichts sehen.

Staatsanwaltschaft beschuldigt Frau der Heimtücke

Die Familie schilderte dem Gericht das Bild eines Ehepaars, das sich einerseits gut verstand und ein Team bildete, zwischen das "kein Blatt passte". Andererseits hätten sich die Eheleute aber immer mehr von der Außenwelt abgeschottet. Die Frau sei immer weiter in die Depression abgeglitten und habe in der Woche vor der Tat fast nur geweint, berichtet der Bruder. Die Frau selbst berichtete von einer tiefen Leere, die sie empfunden habe. Die Tochter sagte, ihrem Vater sei es nie egal gewesen, wie es ihrer Mutter gehe. Aber über das Thema Depression habe man mit ihm nie sprechen können.  Die Staatsanwaltschaft warf der Angeklagten Heimtücke vor. Die 48-Jährige betonte, sie liebe ihren Mann immer noch, habe sich aber von ihm alleingelassen gefühlt.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 16.01.2025 | 18:00 Uhr