Haus und Garten

Niedersachsen Deutscher Hospiztag: Acht Fragen an Menschen im Hospiz Luise

Stand: 14.10.2024 13:44 Uhr

Wenn Menschen so krank sind, dass sie bald sterben werden, können sie diese letzten Tage ihres Lebens in einem Hospiz verbringen. Dort können Todkranke zur Ruhe kommen - und sterben.

Von Johanna Hausmann

Etwa 10.000 Menschen brauchen in Niedersachsen jedes Jahr eine solche palliative Betreuung, schätzt der Hospiz und Palliativverband Niedersachsen. Heute - am Deutschen Hospiztag - stellt der NDR acht Fragen an Menschen im ältesten Hospiz Niedersachsens: Dem Hospiz Luise in Hannover.

Ralf, der nicht mit vollem Namen genannt und nicht fotografiert werden möchte, ist einer der acht Patienten im Hospiz Luise. Er hat Bauchspeicheldrüsenkrebs. Früher hat er als Lehrer in der Erwachsenenbildung gearbeitet. War es für ihn eine schwere Entscheidung, ins Hospiz zu gehen?

Ein Haus und ein Garten.

Schmerzstillende Medikamente erleichtern vielen Hospiz-Patienten, in Würde zu sterben.

"Anfangs habe ich gedacht, es ist schwierig ins Hospiz zu gehen. Aber dann ging es mir schnell immer schlechter und deswegen ist mir die Entscheidung letztendlich nicht schwer gefallen. Mein Ziel ist es ja immer, den Menschen in meinem Umfeld möglichst nicht zur Last zu fallen. Und deswegen war es dann okay für mich."

Wie ist es, hier zu sein?

"Im Moment ist es das Warten. Ich nehme das Sterben wahr am körperlichen Verfall und meiner Schwäche. Aber der Zuspruch hier im Hause, der ist schon grandios. Weil man sich hier aufgehoben fühlt. Alle Ängste, die man hat, werden ein bisschen eingeschränkt, weil immer jemand da ist, der dann auch sofort hilft. Nur weil man bald sterben wird, heißt das ja nicht, dass man Schmerzen haben will. Und das wird hier sehr gut behandelt."

Manuela Gabbert-Funke ist 58 Jahre alt. Sie ist Fachkrankenschwester für Palliativ-Medizin und arbeitet seit fast 30 Jahren im Hospiz Luise. Was ist für sie besonders daran, als Pflegekraft in einem Hospiz zu arbeiten?

Eine Frau in einem grünen T-Shirt steht im Flur des Hospiz Luise.

Manuela Gabbert-Funke arbeitet als Palliativ-Fachkrankenschwester im Hospiz Luise.

"Ich kam hier damals rein aus dem Klinikalltag, der genau das Gegenteil war. Hier war eine Ruhe, hier war Herzlichkeit. Hier war Zeit für die Patienten. Hier wurde jeder ganzheitlich gesehen. Hier durften die Patienten in ihrer Autonomie leben. Wir können hier noch etwas von unserem Pflege-Idealismus leben."

Ist das nicht ein sehr schwerer Arbeitsplatz?

"Natürlich ist es auch mal traurig und wir weinen auch mal mit. Aber hier wird so viel gelacht. Ich würde nicht sagen, dass es hier ein Ort ist, der nur traurig ist. Wir können mit den Patienten lachen und Quatsch machen. Und das genießen die Patienten: Eben nicht jede Sekunde an den Tod denken."

Alexandra Schönfeldt ist ehrenamtliche Mitarbeiterin im Hospiz. Sie arbeitet Vollzeit in der Verwaltung. Freitags geht sie nach ihrer eigentlichen Arbeit ins Hospiz und beginnt dort ihre Schicht. Warum machen Sie das neben Ihrem Vollzeitjob?

Ein Haus und ein Garten.

Alexandra Schönfeldt (r.) bereitet das Abendessen vor.

"Wie viele der Ehrenamtlichen, die hier arbeiten, habe ich einen persönlichen Bezug zu diesem Hospiz. Ich habe hier auch jemanden verloren. Und irgendwann habe ich dann gedacht: Mithelfen ist eine sinnvolle Möglichkeit, etwas zurückzugeben."

Wie sieht Ihr Job als Ehrenamtliche hier aus?

"Es dreht sich viel um die Mahlzeiten. Wir kochen, wir gehen in die Zimmer und fragen, ob jemand noch etwas essen möchte, oder vielleicht einen Kaffee. Aber wir nehmen auch Angehörige in Empfang und führen viele Gespräche mit den Patienten und Patientinnen."

Volker Golly ist Seelsorger. Früher hat er als Krankenhausseelsorger gearbeitet. Jetzt ist er in Rente – und kommt für acht Stunden in der Woche im Hospiz Luise vorbei. Wie hilft er als Seelsorger jenen Menschen, die bald sterben werden?

Steine die bunt bemalt sind.

Viele kleine und scheinbar unbedeutende Dinge zeugen von den Menschen, die hier Spuren hinterlassen haben.

"Durch die Palliativmedizin sind die Schmerzen meistens ein verhältnismäßig kleines Problem. Das Wichtigste in meinem Job ist das Zuhören. Die Menschen wollen ganz viel erzählen: Was so los ist, wer zu Besuch kommt. Und auch die Befürchtungen, wie es wohl weitergeht. Manche, die längere Zeit hier sind, sagen auch: Jetzt bin ich zum Sterben hergekommen und kann nicht sterben. Bei all dem kann man sich mit den Menschen auf den Weg machen."

Was sind denn die schönen Momente in Ihrer Arbeit?

"Wir hatten diese Woche erst ein Ehejubiläum hier, 62 Jahre. Das haben wir dann auch mit einem kleinen Gottesdienst gefeiert. Wir hatten auch mal einen Patienten hier der Modellschiffe gebaut hat. Und die wollte er gerne nochmal fahren lassen. Die Badewanne war zu klein und deshalb sind wir im Freibad gelandet. Und da hat er es nochmal fahren lassen. Manchmal gibt es auch Patienten, die noch einmal auf einem Pferd sitzen wollen. Und dann wird es auch möglich gemacht, ein Pferd ans Bett zu holen." 

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Funkbilder - der Tag | 14.10.2024 | 16:00 Uhr