Polarlichter sind am Himmel über Bramsche-Engter zu sehen.

Niedersachsen Göttinger Forscher: Starke Sonnenstürme häufiger als gedacht

Stand: 13.12.2024 13:21 Uhr

Etwa einmal pro Jahrhundert kann es auf der Sonne zu einem sogenannten Superflare kommen. Das berichten Göttinger Forschende. Eine bessere Beobachtung soll die Vorhersagbarkeit erhöhen.

Superflares sind Strahlungsereignisse, die erheblich stärker sind als die bislang größten beobachteten Sonneneruptionen, teilen Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts (MPI) für Sonnensystemforschung in Göttingen mit. Ein solcher Ausbruch könnte erhebliche Auswirkungen etwa auf Telekommunikation und Energieversorgung haben, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt Science. Starke Ausbrüche auf der Sonne gab es in der Vergangenheit mehrfach. Beim sogenannten Carrington-Ereignis im Jahr 1859, dem größten bislang bekannten Sonnensturm auf der Erde, brach das gerade erst installierte Telegraphen-Netz in Nordamerika und Nordeuropa zusammen. Bei einem Superflare könne die Sonne nach Einschätzung der Forscher zehn- bis hunderttausendmal mehr Energie ausstoßen als beim Carrington-Ereignis.

Beobachtung in Zeitraffer

Weltweite Mythologien über die Sonne

"Wir können unsere Sonne nicht über Jahrtausende beobachten", sagt Sami Solanki vom MPI in Göttingen über die Forschungsarbeit. "Aber wir können Tausende von Sternen, die unserer Sonne ähneln, über einen kurzen Zeitraum beobachten." Daher hat er im Rahmen seiner Forschung zusammen mit seinen Kollegen mehr als 56.000 Sternen ausgewählt, die der Sonne besonders ähnlich sind und die das Weltraumteleskop Kepler zwischen 2009 und 2013 regelmäßig beobachtet hat. Zusammen ergäben sich so 22.000 Jahre Beobachtung der Aktivitäten auf diesen Sternen. Die Forscher fanden anhand der Beobachtung heraus, dass sich für einen Stern wie die Sonne eine Wahrscheinlichkeit von einem Superflare alle 100 Jahre ergibt. Bislang war man von einem Superflare pro Jahrtausend ausgegangen.

Sonnensonde soll genauere Vorhersage ermöglichen

Allerdings müsse nicht jeder Strahlungsausbruch auf der Sonne einen geomagnetischen Sturm bedeuten, bei dem hochenergetische Teilchen auf die Erde treffen, betonen die Forscher. "Viele physikalische Prozesse beeinflussen die Beschleunigung von Teilchen während einer Eruption", sagt Valeriy Vasilyev vom MPI in Göttingen, "und diese Prozesse hängen oft nicht direkt mit der Strahlungsenergie des Ausbruchs zusammen". Um die Phänomene besser beobachten zu können, plant die Europäische Weltraumorganisation für das Jahr 2031 den Start der Sonnensonde Vigil. Sie soll die Sonne von der Seite beobachten und so eine genauere Vorhersage gefährlicher Eruptionen ermöglichen.