Auf einer roten Flagge ist das Logo "IGM" der Gewerkschaft IG Metall zu sehen.

Niedersachsen IG Metall fordert sieben Prozent mehr Gehalt im Metallhandwerk

Stand: 21.06.2024 14:24 Uhr

Die regionalen Tarifkommissionen der niedersächsischen Metall- und Elektroindustrie haben am Freitag ihre Forderungen für die Tarifrunde 2024 beschlossen. Die IG Metall fordert sieben Prozent mehr Gehalt - auch für VW-Beschäftigte.

Die Forderung der Gewerkschaft gilt für die 3,9 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem sollen die Ausbildungsvergütungen überproportional um 170 Euro je Ausbildungsjahr für zwölf Monate angehoben werden. Der IG Metall-Vorstand hatte nach eigenen Angaben zuvor 318.000 Beschäftigte befragt und den regionalen Tarifkommissionen im Anschluss ein Forderungspaket vorgeschlagen.

IG Metall: Inflation macht dauerhafte Erhöhung notwendig

Die Forderungen nach deutlich mehr Geld begründet die Niedersächsische Tarifkommission mit der insgesamt guten wirtschaftlichen Lage der Branche. Gleichzeitig "bleiben die Preise an den Kassen" hoch: "Nach wie vor sitzt der Inflationsschock tief in den Geldbeuteln der Beschäftigten", sagte Thorsten Gröger, Verhandlungsführer der IG Metall Niedersachsen, am Freitag. Die Einmalzahlungen des vergangenen Tarifabschlusses seien zwar wichtig gewesen, wurden aber von der Inflation "gefressen", so Gröger. Daher brauche es nachhaltige und dauerhafte Erhöhungen.

Azubis sollen nicht nebenher jobben müssen

Vor allem Auszubildende und junge Menschen leiden laut IG Metall massiv unter den Folgen der Teuerungen. "Für alle ist der Lebensmittelkorb teurer geworden, aber insbesondere für die Jugend ist dies mit den Ausbildungsvergütungen eine Herausforderung", sagte Verhandlungsführer Gröger am Freitag. Auszubildende könnten sich bei einer höheren Vergütung auf ihre Ausbildung konzentrieren und müssten nicht nebenher jobben, um über die Runden zu kommen, hieß es im Voraus vom IG Metall-Vorstand.

Forderungen zum VW-Haustarifvertrag

Die Gewerkschaft will nach eigenen Angaben mit denselben Forderungen in die Verhandlungen für den Haustarif bei der Volkswagen AG gehen. Für die 120.000 VW-Beschäftigten der Standorte Braunschweig, Emden, Hannover, Kassel, Salzgitter und Wolfsburg sowie einiger Konzerntöchter fordert die IG Metall demnach ebenfalls sieben Prozent mehr Geld. Auch die Auszubildenden bei VW sollen im selben Maße wie Azubis in der Metall- und Elektroindustrie profitieren. "Wer den Konsum und damit verbunden die Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher anregen will, muss die Geldbeutel besser ausstatten. Das gilt für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie genauso wie bei Volkswagen", sagte Gröger.

VW: Konzernergebnis um 13 Prozent gestiegen

Nach Angaben der IG Metall konnte das Volkswagen-Konzernergebnis nach Steuern im vergangenen Jahr um 13 Prozent gesteigert werden - von 15,8 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf 17,9 Milliarden Euro im Jahr 2023. Der Umsatz stieg demnach auf 322,3 Milliarden Euro. Die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo appellierte am Freitag an den Autobauer: Bei den Beschäftigten sparen zu wollen und gleichzeitig auf mehr Performance und Effizienz abzuzielen, passe nicht zusammen. "Es muss spürbar mehr Geld geben", sagte sie.

Arbeitgeberverband kritisiert Tarifforderungen

Kritik an den Forderungen der regionalen Tarifkommissionen kam vom Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. Die IG Metall bringe eine der höchsten Entgeldforderungen der vergangenen 30 Jahre auf den Weg, sagte Hauptgeschäftsführer Volker Schmidt am Freitag. Und das, obwohl die Branche sich in einer Rezession befinde und die Gewerkschaft sogar selbst vor einer Deindustrialisierung warne.

Debatte über das Thema Arbeitszeit

Die endgültige Forderung für die Metall- und Elektroindustrie will der IG Metall-Vorstand nach eigenen Angaben am 9. Juli beschließen. Die Verhandlungen in den einzelnen Tarifbezirken beginnen demnach Mitte September. Der Entgelt-Tarifvertrag läuft am 30. September aus. Die Friedenspflicht endet mit dem 28. Oktober 2024. Während der Friedenspflicht sind die Tarifparteien dazu verpflichtet, auf Warnstreiks zu verzichten. Die Verhandlungen im Herbst sollen laut IG Metall von einer Debatte über das Thema Arbeitszeit begleitet werden.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Regional Braunschweig | 21.06.2024 | 13:30 Uhr