Der Angeklagte (re) steht vor Verhandlungsbeginn in einen Gerichtssaal im Landgericht Braunschweig neben seinem Anwalt.

Niedersachsen Planten Geschwister Rachemord in der Schweiz? Angeklagter schweigt

Stand: 11.07.2024 17:56 Uhr

In Braunschweig hat der Prozess um einen in der Schweiz mutmaßlich ermordeten Asylbewerber am Donnerstag begonnen. Geschwister sollen die Tat geplant haben, um den Tod des Vaters zu rächen.

Der Bruder schwieg zu Prozessbeginn. Dem 25-Jährigen wirft die Staatsanwaltschaft vor, in Haute-Nendaz in der Schweiz einen Bewohner einer Asylunterkunft getötet zu haben. Mehrfach habe er mit einem circa 32,5 Zentimeter langen Armeemesser auf das Opfer eingestochen. Die von einem Radfahrer alarmierte Rettungskräfte stellten später nur noch den Tod des Opfers fest. Der Angeklagte sei geflohen. Laut Landgericht sollen die Geschwister beschlossen haben, damit den mutmaßlich gewaltsamen Tod des gemeinsamen Vaters im Jahr 2022 zu rächen. Da der Angeklagte zu den Vorwürfen schwieg, wurde am ersten Prozesstag am Donnerstag vor dem Landgericht Braunschweig nur die Anklage verlesen.

Täuschte Schwester eine Liebesbeziehung vor?

Eine maßgebliche Rolle im Mordplan soll die Schwester des Angeklagten gespielt haben. Die Frau hat sich dem Landgericht zufolge als Lockvogel zur Verfügung gestellt. Über soziale Netzwerke soll sie das spätere Opfer in der Schweiz ausfindig gemacht und mit falscher Identität eine Liebesbeziehung zu dem Mann aufgebaut haben. Mit den Infos zum Aufenthaltsort soll der Angeklagte im Juni 2023 dann mit seiner Lebensgefährtin in die Schweiz gefahren sein, Probleme mit seinem Handy vorgetäuscht haben und den Mann mit dem Armeemesser attackiert haben. Das Opfer habe noch versucht zu fliehen, sei jedoch auf einem Parkplatz stark blutend zusammengebrochen und gestorben. Nach einem Bericht der "Bild" lebte der Mann in einer Flüchtlingsunterkunft in Haute-Nendaz im Kanton Wallis.

Handy des Täters wurde beim Opfer gefunden

Wie die "Bild" weiter berichtet, lebt die Schwester mittlerweile in Pakistan. Der Angeklagte und seine Lebensgefährtin wurden demnach Anfang 2024 in Braunschweig gefasst. Die Staatsanwaltschaft erklärte auf Nachfrage des NDR, dass das Handy des mutmaßlichen Täters beim Opfer gefunden worden sei. Gegen die Lebensgefährtin wird separat ermittelt. Sie soll den Tatort in der Nähe eines Parkplatzes ausgekundschaftet haben und soll bereits in die Schweiz überstellt worden sein. Für das Verfahren sind sieben Verhandlungstage bis Ende August angesetzt. Weitere Details zum Hintergrund nannte das Gericht nicht. Damit bleiben die Todesumstände des Vaters und die Verbindung zum Mann in der Schweiz zunächst unklar.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 11.07.2024 | 14:00 Uhr