Blick auf einen Teilbereich der sogenannten Pflanzenkläranlage auf dem Gelände der ehemaligen Munitionsfabrik "Werk Tanne".

Niedersachsen Schilf hilft: Pflanzen-Kläranlage für Sprengstoff einsatzbereit

Stand: 04.11.2024 15:28 Uhr

Auf dem Areal der ehemaligen Sprengstoff-Fabrik "Werk Tanne" in Clausthal-Zellerfeld im Harz steht Europas größte Pflanzenkläranlage. Die zweite Anlage auf dem Gelände ist am Montag in den Regelbetrieb gegangen.

Die Pflanzenkläranlage filtert mit Hilfe von Schilf Sprengstoffreste aus kontaminierten Wasser. Rund 28.000 Schilfpflanzen in einem Wasserbecken lösen die sprengstofftypischen Verbindungen auf und machen sie unschädlich, wie die privaten Betreiber erklären. Konkret wird in einem ersten Becken kontaminiertes Regenwasser gesammelt, in dem durch Sonneneinstrahlung erste Schadstoffe abgebaut werden, hieß es. In einem zweiten Becken lagerten sich die Gifte an den Wurzeln der Schilfgewächse dann ab und würden herausgefiltert. Erst nach einer Untersuchung auf Unbedenklichkeit darf das Wasser in nahe gelegene Teiche im Oberharz fließen.

Meyer: "Bedeutender Fortschritt für Umweltschutz"

Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sagte bei der Eröffnung der Anlage am Montag, diese sei ein wichtiger Schritt in der Bewältigung der Altlasten des Dritten Reichs. Von 1935 bis 1944 war die ehemalige Sprengstofffabrik in Clausthal-Zellerfeld eine der fünf größten Sprengstoff- und Munitionswerke im Deutschen Reich. Dort wurden monatlich mehr als 2.500 Tonnen Sprengstoff produziert, der vor Ort in Bomben, Minen und Granaten abgefüllt wurde. Dabei entstanden auch große Mengen an kontaminierten Abwässern. Die Pflanzenkläranlage bezeichnete Meyer als "bedeutenden Fortschritt für den Umweltschutz in Niedersachsen". Die Anlage sei "ein herausragendes Beispiel dafür, wie moderne Technik und Natur Hand in Hand arbeiten, um das Wasser in unserer Region zu schützen", so Meyer.

Blick auf einen Teilbereich der sogenannten Pflanzenkläranlage auf dem Gelände der ehemaligen Munitionsfabrik "Werk Tanne".

Die Kläranlage basiert auf einem natürlichen Verfahren, bei dem Pflanzen, Boden und Mikroorganismen zusammenwirken.

Stabil und wartungsarm

Pflanzenkläranlagen gelten als vorteilhaft, weil sie extrem stabil und zugleich wenig wartungsintensiv sein sollen. Selbst Umweltschützer wie etwa Experten vom BUND loben die Anlage als vorbildlich. Mit ihr soll es möglich sein, bis zu 98 Prozent an sprengstofftypischen Verbindungen herauszufiltern.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 04.11.2024 | 19:30 Uhr