Ein Deutschlandticket liegt auf einer grauen Fläche

Niedersachsen Hamburg Schleswig-Holstein Umfrage: Mehrheit gegen Preiserhöhung des Deutschlandtickets

Stand: 11.07.2024 08:00 Uhr

#NDRfragt-Blitzumfrage: 60 Prozent der Befragten sind gegen eine Preiserhöhung beim Deutschlandticket. Vor allem die 16- bis 29-Jährigen sowie Städter lehnen es ab, in Zukunft mehr zu zahlen.

Von Kathrin Bädermann

Das Deutschlandticket soll im kommenden Jahr teurer werden. Die meisten Teilnehmenden einer #NDRfragt-Blitzumfrage lehnen das ab, aber immerhin vier von zehn wären mit einem höheren Preis einverstanden. Auf die Frage, wie teuer das Ticket sein solle, lautet die Antwort aller Befragten im Mittel: 50 Euro - also sehr nah am aktuellen Preis von 49 Euro. An der nicht repräsentativen Umfrage haben 17.500 Norddeutsche teilgenommen.

Die meisten Befragten halten das Ticket für eine gute Sache: 81 Prozent finden es sehr gut oder gut, nur insgesamt fünf Prozent lehnen es ab. #NDRfragt-Mitglied Michael (43) aus Niedersachsen gehört grundsätzlich zu den Fans des Fahrscheins: "Die Einführung des Deutschlandtickets war eine klasse Sache. Zumal dies mit dem ursprünglichen Preis von 29 Euro vielen Menschen die Nutzung der Verkehrsmittel ermöglicht hat, die es sich sonst nicht leisten können." Von der bisherigen und der zukünftigen Preiserhöhung hält Michael allerdings wenig: "Die Fortsetzung mit einem Preis von 49 Euro hat es bereits für einige wieder zu teuer gemacht. Eine weitere Erhöhung wird weitere Mitmenschen ausschließen. So büßt das Ticket an Attraktivität ein."

Vor allem die Ticket-Nutzer sind gegen den Preisanstieg

71 Prozent der befragten Ticketnutzer sind gegen eine Preiserhöhung. Und damit finden sich deutlich mehr Gegner einer Verteuerung unter den Nutzern als unter den Nicht-Nutzern des Tickets. #NDRfragt-Mitglied Frank (55) aus Niedersachsen hat momentan ein Deutschlandticket und würde es abbestellen, wenn es teurer wird: "Wenn es mehr als 59 Euro kostet, rechnet es sich für mich nicht mehr. Ich werde dann wieder mehr Auto fahren."

Vor allem 16- bis 29-Jährige lehnen Preisanstieg ab

Bei den Befragten unter 30 stößt die Preiserhöhung auf Ablehnung: 75 Prozent sind dagegen. Unter den über 30-Jährigen ist die Ablehnung deutlich geringer. Der 25-jährige Johannes aus Hamburg gehört zu denen, die nicht mehr zahlen können oder wollen: "Das ist total daneben und widerspricht allen Zielen, die hinsichtlich der Verkehrsentwicklung der Zukunft angeblich bestehen. Wenn der Preis steigt, würde ich das Deutschlandticket abbestellen." #NDRfragt-Mitglied Heike (59) aus Niedersachsen hat Verständnis dafür, dass eine Erhöhung besonders bei den Jungen schlecht ankommt: "Gerade für Menschen, die nicht viel verdienen und für junge Leute ist es doch wichtig, dass sie sich Mobilität leisten können."

Zustimmung zu höherem Preis in Städten besonders niedrig

Besonders viele Gegner der Preiserhöhung finden sich im urbanen Raum - das zumindest deutet die Karte an, die zeigt, wie es mit der Zustimmung in den einzelnen Landkreisen aussieht: So sind beispielsweise in Flensburg, Kiel, Rostock, Hamburg und Bremen vergleichsweise wenige Menschen unter den Befragten mit einer Verteuerung einverstanden. In den Städten ist gleichzeitig der Anteil an Inhabern eines Deutschlandtickets höher. Und die lehnen eine Preiserhöhung generell wesentlich häufiger ab.

Sparen? Gerne beim Dienstwagenprivileg

Wo im Verkehrssektor soll das Geld herkommen, um einen stabilen Ticketpreis zu finanzieren? Nur die wenigsten wollen beim Ausbau des Schienennetzes sparen (ein Prozent) oder beim Ausbau von Straßen und Autobahnen (sechs Prozent). Die meisten Umfrageteilnehmenden möchten beim Dienstwagenprivileg sparen - 39 Prozent der Befragten sind gegen Steuervorteile bei privater Nutzung eines Dienstwagens. Viele geben außerdem an, es müsse gar nicht gespart werden, wenn nur besser gewirtschaftet würde (23 Prozent).

Der neue Preis wird für 2025 beschlossen

Elf Millionen Menschen nutzen das Deutschlandticket aktuell. In diesem Jahr bleibt es bei einem Preis von 49 Euro, danach wird es teurer. "Die Verkehrsministerinnen und Verkehrsminister der Länder sind sich einig, dass es im Jahr 2025 eine Erhöhung des Ticketpreises geben wird", sagte Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Oliver Krischer von den Grünen nach einer Sonderkonferenz am Montag. Man wolle natürlich die Attraktivität des Tickets erhalten und alles dafür tun, dass die Erhöhung so moderat wie möglich ausfalle, so Krischer. Wie teuer genau das Ticket im kommenden Jahr wird, ist also noch offen. Die Details der Preiserhöhung sollen auf einer Konferenz im Herbst geklärt werden.

Über diese Befragung

Die Antworten stammen aus der Umfrage "Deutschlandticket - wie teuer darf es sein?", an der sich rund 17.500 Norddeutsche beteiligt haben. Alle Ergebnisse der Umfrage gibt es hier als PDF zum Herunterladen.

Für die Ergebnisse wurden Antworten ausgewertet, die vom 9. bis zum 10. Juli 2024 um 13 Uhr abgegeben wurden. An den Umfragen von #NDRfragt nehmen Menschen aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen teil. Die Umfragen werden online ausgefüllt.

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings nach den statistischen Merkmalen Alter, Geschlecht, Bundesland, Schulabschluss und Familienstand gewichtet. Das heißt: Antworten von Bevölkerungsgruppen, die unter den Befragten seltener vertreten sind als in der norddeutschen Bevölkerung, fließen stärker gewichtet in die Umfrage-Ergebnisse ein. Und die Antworten von in der Befragung überrepräsentierten Gruppen werden schwächer gewichtet. Insgesamt verteilen sich die Antworten dann am Ende eher so, wie es der tatsächlichen Verteilung der Bevölkerungsgruppen in Norddeutschland entspricht.

Wachsende #NDRfragt-Community mit über 43.000 Norddeutschen

#NDRfragt ist das Meinungsbarometer für den Norden. Mittlerweile haben sich über 43.000 Norddeutsche für die Community angemeldet. Wer noch nicht dabei ist, aber mitmachen will, kann sich registrieren und wird zu den Umfragen per E-Mail eingeladen. Mitglied kann werden, wer in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Bremen wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist.

Dieses Thema im Programm:
NDR Info | 08.07.2024 | 22:00 Uhr