Luftaufnahme des LNG-Speicher- und Verdampfungs-Schiffes "Höegh Esperanza" am LNG-Terminal Wilhelmshaven.

Niedersachsen Bundesgericht hält Chlor-Einsatz bei LNG-Terminal für zulässig

Stand: 19.12.2024 19:20 Uhr

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat den Einsatz von Chlor bei der Reinigung des Flüssigerdgas-Terminals in Wilhelmshaven für zulässig erklärt. Geklagt hatte die Deutsche Umwelthilfe.

Nach Auffassung des Gerichts entspricht das aktuelle Biozid-Verfahren dem Stand der Technik, weshalb die Chlor-Einleitung in die Nordsee nicht zu beanstanden sei. Das Chlor wird zur Reinigung des LNG-Terminalschiffs "Höegh Esperanza" verwendet. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) warnt jedoch vor einer ernsthaften Gefährdung des UNESCO-Weltnaturerbes Wattenmeer durch das Einleiten chlorhaltiger Abwässer. In einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme forderte die DUH die Landesregierung auf, den Biozideinsatz unverzüglich zu stoppen. Nach dem Urteil stehe die Regierung in der Verantwortung.

LNG-Terminal: Umwelthilfe klagt gegen Chlor-Einsatz

Betrieb auf der "Höegh Esperanza" ruht bis April

Der Betreiber Deutsche Energy Terminal (DET) hatte in den vergangenen Tagen angekündigt, den Betrieb der "Höegh Esperanza" von Januar bis April 2025 vorübergehend einzustellen. Das Bundeswirtschaftsministerium teilte auf Anfrage des NDR mit, dass die benötigte "beihilferechtliche Genehmigung für den weiteren Betrieb der Terminals ab 2025" noch ausstehe. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) hatte zudem einen gesunkenen Gasverbrauch und die hohe Verfügbarkeit von Pipeline-Gas als Gründe für die Betriebsruhe genannt.

"Höegh Esperanza" soll umgerüstet werden

"Mit unserer Klage möchten wir erreichen, dass die 'Höegh Esperanza' für einen Biozid-freien Betrieb umgerüstet wird. Dies ist längst Stand der Technik", sagte ein Sprecher der Umwelthilfe. Der Betreiber Uniper hält den Einsatz von Biozid in Form von aktivem Chlor für notwendig. So soll verhindert werden, dass die Seewassersysteme des Schiffes mit Algen und Muscheln zuwachsen. 

Landesbetrieb überwacht fortlaufend

Die Klage richtet sich gegen eine wasserrechtliche Erlaubnis für das schwimmende Terminal, die der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Umweltschutz (NLWKN) erteilt hat. Zuletzt hatte die Behörde im September mitgeteilt, dass die chlorhaltigen Abwässer aus der Reinigung bislang keine negativen Auswirkungen auf die Jade hatten und verwies dazu auf eine fortlaufende Überwachung.

Was ist LNG?
LNG ist die Abkürzung für Liquefied Natural Gas. Es ist der derzeit schadstoffärmste fossile Brennstoff, der in der Schifffahrt und im Schwerlastverkehr einsetzbar ist. Das Erdgas wird auf minus 162 Grad Celsius gekühlt und damit verflüssigt. Da es nur etwa ein Sechshundertstel des Volumens von gasförmigem Erdgas aufweist, kann es in große Tanker geladen und per Schiff oder Lkw über weite Strecken transportiert werden - unabhängig von Pipelines. Gerade im Vergleich zum Dieselmotor stoßen moderne LNG-betriebene Motoren weniger CO2 aus, bei Schiffen und im Schwerlastverkehr etwa 20 Prozent weniger. Der Ausstoß von Schwefeloxiden und Rußpartikeln wird ganz vermieden. Allerdings sind die Investitionskosten für ein Schiff mit einem zusätzlichen LNG-Motor um 20 bis 30 Prozent höher als für einen herkömmlichen Schiffsantrieb. Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 19.12.2024 | 19:00 Uhr