Ein britischer Panzer fährt bei einer Übung in der Senne durchs Gelände

Nordrhein-Westfalen Britische Armee und Bundeswehr üben in der Senne bei Paderborn

Stand: 16.10.2024 19:02 Uhr

„Cerberus“ heißt das groß angelegte Manöver, für das über 3.000 Soldaten und 800 Fahrzeuge aus Großbritannien nach Paderborn-Sennelager gebracht wurden. Erstmals ist eine neue Panzerlehrbrigade aus Niedersachen dabei.

Von Max Meis

Brigadegeneral Lutz Kuhn ist begeistert von dem Szenario, dass seine britischen Kollegen für die Übung "Cerberus" erdacht haben. Das weitläufige Gelände in der Senne wird für zwei Wochen zur Bühne für den Ernstfall:

Britische Armee und Bundeswehr üben in der Senne bei Paderborn

Eine feindliche Armee, ähnlich den russischen Streitkräften, hat die Nato-Ostgrenze überquert und Land erobert. Briten und Deutsche sollen die feindlichen Truppen gemeinsam zurückschlagen.

Unterschiedliche Systeme und Sprachbarrieren

„Die Briten sind sehr gut ausgebildet und wir können viel von ihnen lernen“, sagt Lutz Kuhn. „Entscheidend ist hier vor allem, dass wir unsere unterschiedlichen Systeme aufeinander abstimmen und auch sprachliche Barrieren überwinden.“

Natürlich läuft die gesamte Übung auf Englisch ab. Das Kommando hat Generalmajor Oliver Brown. Er befehligt die 3. Division des Vereinigten Königreichs und für die Übung Cerberus auch die Deutsche Panzerlehrbrigade 9.

Zusammenarbeit stärkt die Truppen

Ein MG-Schütze sitzt auf einem Panzer der Bundeswehr

Nur eine Übung

Der hochgewachsene Brite ist überzeugt, dass Zusammenarbeit und regelmäßiges Training der Schlüssel für die Sicherheit Europas sind: „Unsere beiden Länder müssen zusammen mit den anderen Nato-Partnern ständig üben, um im Kampfeinsatz gemeinsam funktionieren zu können. Da geht es vor allem um Kommunikation und eine Vereinheitlichung der Vorgehensweisen.“

Von seinen deutschen Kollegen ist Generalmajor Brown begeistert. „Sie sprechen wirklich gut Englisch. Ich muss zugeben, mit meinem Deutsch kämen wir nicht weit, also bin ich dankbar, dass wir auf Englisch kommunizieren können.“

Truppenübungsplatz Senne fiktives Kampfgebiet

Über zwei Wochen dient der Truppenübungsplatz Senne als fiktives Kampfgebiet. Die unterschiedlichen Einheiten und Verbände bekommen Aufgaben, die sie meistern müssen.

Im Nachgang wird genau ausgewertet, welche Dinge gut gelaufen sind und wo es Verbesserungspotential gibt. Briten und Deutsche bekommen eine Art Zeugnis für ihre Leistungen in der Militärübung Cerberus 2024.

Lange Vorbereitung

Die Planung allein hat ein ganzes Jahr gedauert. Von Anfang an beteiligt war Major Tony Meagor: „Wir haben sehr viel Arbeit in die Vorbereitungen gesteckt. Das Szenario soll so realistisch wie möglich sein.“

Der Truppenübungsplatz Senne mit seinen 116 Quadratkilometern Fläche eignet sich perfekt für solche großen Manöver. Deshalb führen die Briten Cerberus, nach 2022, schon zum zweiten Mal hier durch.

Sennelager ist Standort der Briten

In Sennelager, direkt an dem Gelände unterhält die britische Armee ihre letzten beiden Kasernen in Deutschland. Der Ort dient als Drehscheibe auf dem Europäischen Festland. Von hier können Soldaten und Fahrzeuge in wenigen Tagen an jeden Ort auf dem Kontinent verlegt werden.  

Militärfahrzeuge geparkt auf Kasernengelände.

Nato-Übung in OWL von Februar 2024

In Zukunft werden Bundeswehr und britische Armee noch enger zusammenarbeiten. So will es auch die Verteidigungspolitik beider Länder. Neben den Gemeinsamkeiten gibt es aber auch große Unterschiede, wie etwa bei den verwendeten Waffen- und Kommunikationssystemen und Fahrzeugen. Die Briten etwa haben Challenger Panzer, die deutschen Leopard-Panzer.

Es gibt auch Geselligkeit

Für die Zukunft sind wir gut aufgestellt, zieht Kommandeur Oliver Brown ein Zwischen-Fazit: „Und wenn die Arbeit getan ist, werden wir auch mal locker zusammensitzen, auf ein paar deutsche Bratwurst und Bierchen.“

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Interviews mit Bundeswehr und britischer Armee