Nordrhein-Westfalen Erster Anbauverein in Deutschland verkauft Cannabis - so ist die Lage in NRW
Die nach eigenen Angaben bundesweit erste legale Abgabe von Cannabis ist seit Samstag in einem Social Club im Landkreis Oldenburg möglich. In Nordrhein-Westfalen wurden bisher einige Anträge von Clubs genehmigt.
Los geht's: Für Mitglieder des niedersächsischen Social Clubs Ganderkesee ist es nun möglich, legal Cannabis abzuholen. Damit ist er nach eigenen Angaben bundesweit der Erste. Der Verein erwartet bis zu 100 Mitglieder, die vorab bezahlt haben. Dabei werden pro Person bis zu 25 Gramm des Rauschmittels ausgegeben.
Es ist der besondere Moment, auf den wir gewartet haben. Jedes Gramm, das wir jetzt abgeben, ist ein Gramm, das nicht auf dem Schwarzmarkt gekauft wird.
Vereinssprecherin Social Club Ganderkesee
Nach Angaben einer Sprecherin des Bundesdrogenbeauftragten ist kein anderer Verein bekannt, der früher mit der Ernte begann. Aber: "Wir verfügen über keine offiziellen Informationen, wie die Genehmigungs- und Erntelage der einzelnen Anbauvereinigungen aussieht." Der Behörde sei zudem bekannt, dass der Verein in Ganderkesee sehr weit fortgeschritten ist.
Erste legale Cannabis-Ernte
Seit Juli dürfen in Deutschland Cannabis-Anbauvereine für den gemeinschaftlichen Anbau und die Weitergabe von Cannabis zugelassen werden. Der Club im Landkreis Oldenburg war nach eigenen Angaben der erste, der im Oktober eine legale Cannabis-Ernte durchführte.
Der genaue Ort, wo die Pflanzen für den Club wachsen, ist geheim
Die verschiedenen Cannabis-Sorten baut der Club auf vereinseigenen Flächen in der Region an. Der genaue Ort ist videoüberwacht und wird aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgegeben.
Hohe Nachfrage nach Gras
Nach der Teillegalisierung von Cannabis, die am 1. April 2024 in Kraft getreten ist, sind nicht kommerzielle Anbauvereinigungen mit bis zu 500 Mitgliedern möglich.
Der Cannabis Social Club Ganderkesee hat diese Zahl schnell erreicht. "Wir haben eine lange Warteliste von mittlerweile über 1.000 Leuten", sagte die Sprecherin. Demnach ist es eine bunte Mischung von Menschen im Alter von 18 bis 76 Jahren.
Mitglieder können Cannabis gemeinsam anbauen und untereinander abgeben
Nach der bundesweiten Regelung erhalten Mitglieder, die mindestens 21 Jahre alt sind, höchstens 25 Gramm pro Tag und höchstens 50 Gramm pro Monat zum Eigenkonsum. Für jüngere Erwachsene sind monatlich 30 Gramm erlaubt. Die dürfen maximal zehn Prozent des berauschenden Stoffes Tetrahydrocannabinol (THC) enthalten.
Sieben Vereine in NRW für gemeinsamen Anbau genehmigt
Auch in Nordrhein-Westfalen ist der legale Gras-Anbau möglich. Zum Beispiel im Regierungsbezirk Arnsberg. Dort wurden laut einer Sprecherin drei von 19 Anträgen gebilligt. Die Anbauvereinigungen sitzen demnach in Bochum, im Kreis Soest und im Märkischen Kreis.
Bei der Bezirksregierung Münster sind bisher elf Anträge für die Genehmigung einer Anbauvereinigung eingegangen. "Zwei davon konnten bisher genehmigt werden, die restlichen Anträge befinden sich noch in der Bearbeitung", sagt eine Sprecherin.
Auch in Ostwestfalen und im Rheinland will man anbauen
Die Bezirksregierung Detmold hat nach eigenen Angaben zehn Anträge aus ganz Ostwestfalen-Lippe erhalten. Acht Anbauvereinigungen seien noch im Prüfverfahren, zwei genehmigt. Der Bezirksregierung Düsseldorf liegen sogar 31 Anträge vor - bisher wurde noch keiner positiv beschieden. Ebenso wie in Köln, wo 25 Anträge eingegangen sind: "Sie sind unterschiedlich vollständig, und noch keiner ist entscheidungsreif", sagte ein Sprecher.
Über eine App wird festgehalten, welches Mitglied wie viel Cannabis bekommen hat
Die erste Anbauvereinigung wurde in NRW Ende September in Bielefeld genehmigt. Für die Clubs gibt es zahlreiche Vorgaben, die nachgewiesen werden müssen:
- Die Mitglieder müssen volljährig sein
- Die Mitglieder müssen mindestens ein halbes Jahr in Deutschland gelebt haben
- In 200 Metern Umkreis darf es keine Schule, Kindergarten oder Spielplatz geben
- Pflanzen und Samen müssen gut weggeschlossen sein
Das NRW-Gesundheitsministerium würde nach früheren Angaben bis zu 3.000 Anbauvereinigungen erlauben. Die Bezirksregierungen dürfen dafür 20 neue Leute einstellen. Drei weitere Stellen sind beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) vorgesehen.
Unsere Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 02.11.2024 auch im Hörfunk: WDR 5, Tag um 12, 12-12.10 Uhr.