Nordrhein-Westfalen Früher Weihnachtsmarkt in Essen: Ablenkung von Alltag und Krisen
Als einer der ersten in NRW hat der Internationale Weihnachtsmarkt Essen geöffnet. Die ersten Besucher stimmen sich schon ein.
"Rudolph, the red-nosed reindeer" – mit diesen Klängen bringen vier Weihnachtsmänner mit Blasinstrumenten die ersten Besucher an der Weihnachtspyramide in Stimmung. Dazu bunte Lichter, der süße Glühwein-Geruch gemischt mit dem des Holzfeuers vom Flammlachsgrill. Die typische Weihnachtsmarktatmospähre. Mitten im November. Und mitten am Tag bei grauem Himmel.
Lisa und Koen kommen aus dem Staunen kaum raus: "Es sieht genau so aus wie auf den Bildern bei Google – total schön!" Essen als Kurzurlaubsziel auszuwählen war für die beiden Niederländer offenbar die richtige Entscheidung.
Weihnachtsmarkt-Tourismus aus dem Nachbarland
Lisa und Koen sind aus den Niederlanden angereist
Das junge Pärchen ist zum allerersten Mal auf einem Weihnachtsmarkt. "In den Niederlanden haben wir so etwas nicht, vor allem nicht in der Größe," erzählt Lisa. Koen ist schon gespannt auf später: "Am Abend muss hier eine Atmosphäre sein, die haben wir bestimmt noch nie erlebt!" Weihnachtsstimmung aktuell: 10 von 10 bei Lisa. Koen zieht mit 8 von 10 mit. Vielleicht sorgt der erste Glühwein später noch für eine höhere Bewertung.
Währenddessen stoßen Günter und Conny traditionell mit dem ersten Glühwein der Saison an. Das Essener Ehepaar kommt jedes Jahr mehrere Male her. Die Weihnachtsstimmung hält sich allerdings noch in Grenzen. "Wenn wir um die 0 Grad haben, schmeckt der Glühwein am besten," lacht Günter. Er hofft auf solche Temperaturen und Sonnenschein am Nachmittag. Viel länger bleibt das Paar mittlerweile nicht mehr: "Es ist uns hier abends zu hektisch. Aber ansonsten finden wir es hier schön, es ist einfach schnuckelig."
Hohe Preise trüben die Lust auf Glühwein
Das große Manko in diesem Jahr sind allerdings – mal wieder – die Preiserhöhungen. "Für zwei Glühweine mit Amaretto zuzüglich Pfand: fast 20 Euro." Das sei sehr happig, finden Günter und Conny. Sie fragen sich, wie Familien mit Kindern mehrere Besuche stemmen können, denn es ist mal wieder Vieles teurer geworden.
Der 19-jährige Adrian hat heute seinen ersten Tag als Schausteller. An seinem Stand gibt es Feuerzangenbowle. Der Preis hier habe sicht nicht verändert, erzählt er: Fünf Euro. Adrian freut sich auf die kommenden fünf Wochen und ist schon ziemlich in Weihnachtsstimmung. "Das bleibt, wenn man hier seine Zeit verbringt, nicht aus." Drei Mal die Woche wird er hier Bowle ausschenken. Gerade am Wochenende wird das vermutlich ein Job mit wenig Ruhepausen.
Größte Weihnachtspyramide der Welt in Essen
Astrid Müller (links) betreibt mit ihrer Familie die Glühweinpyramide
Dieses Jahr hat der Markt noch mehr Besuchermagnete im Programm als sonst. Allen voran die neue große Weihnachtspyramide. Ein echter Hingucker. Und 300.000 Euro schwer. Das ist es Astrid Müller aber wert. Sie betreibt einen Glühweinstand auf dem Essener Weihnachtsmarkt.
Ablenkung vom Alltag tut den Leuten gut. Und ihr selbst auch, erzählt sie: "In den letzten Jahren gab es so viele Krisen – die Leute kommen her, um einfach mal abzuschalten." Sie weiß was gut. Sie ist in sechster Generation auf dem Essener Weihnachtsmarkt und kennt die Menschen. Dieses Jahr ist sie aber sicher: Es wird richtig schön. Und wer hier in Essen noch nicht ganz in Weihnachtsstimmung ist, hat zumindest den ersten weihnachtlichen Ohrwurm sicher: "Rudolph, the red-nosed reindeer."
Unsere Quellen:
- Gespräche mit Weihnachtsmarktbesuchern und Standbetreibern unserer Reporterin vor Ort
Über dieses Thema berichten wir am 15.11.2024 auch in der WDR Lokalzeit Ruhr.