Aufwärmen vorm Kaminofen

Nordrhein-Westfalen Gefahr durch Kohlenmonoxid: Was Ofen- und Kaminbesitzer wissen müssen

Stand: 10.11.2024 19:17 Uhr

Immer wieder kommt es zu lebensgefährlichen Kohlenmonoxidvergiftungen, wie zuletzt in Gevelsberg. Die wichtigsten Fragen und Antworten, um sich zu schützen.

Von Catharina Coblenz

Am Samstagabend kam es in Gevelsberg-Berge zu einem größeren Einsatz von Feuerwehr und Rettungsdienst. Zunächst wurde der Rettungsdienst aufgrund eines medizinischen Notfalls in die Bockstraße gerufen. Eine Frau klagte dort über Probleme. Als der alarmierte Rettungsdienst das Haus betrat, schlugen die mitgeführten CO-Melder Alarm.

Kamin defekt: Gefahr der Kohlenmonoxidvergiftung

Die Einsatzkräfte evakuierten das Haus und riefen Verstärkung. Laut der Feuerwehr war die Ursache für die erhöhten CO-Werte der Kamin, der unsachgemäß betrieben wurde. Die Frau wurde in eine Klinik gebracht. Ein Mann, der sich ebenfalls in dem Haus aufhielt, wurde nur vor Ort medizinisch untersucht. Das Haus wurde durch die Feuerwehr gelüftet und der zuständige Bezirksschornsteinfeger wurde informiert.

Häufig Vergiftung durch Kohlenmonixid

Solche Fälle von Kohlenmonoxid-Vergiftung kommen immer wieder vor. Sie sind lebensgefährlich und nicht selten enden sie auch tödlich. In Deutschland werden jedes Jahr rund 350 Menschen mit Kohlenmonoxid-Vergiftung in Krankenhäuser eingeliefert. Im Sommer beispielsweise durch Grillen im Haus oder in der Gartenlaube. Im Herbst eher durch Probleme mit dem Kamin.

Doch warum ist Kohlenmonoxid so gefährlich? Was passiert bei einer Kohlenmonoxid-Vergiftung? Und was kann man machen um sich vor dieser Gefahr zu schützen? Fragen und Antworten.

Sven Dreyer, leitender Arzt des Druckkammerzentrums an der Uniklinik Düsseldorf erklärt, dass das Einatmen von Kohlenmonoxid (CO) die Sauerstoffversorgung des Körpers langfristig stören kann. Das Gas binde sich leicht an die roten Blutkörperchen und könne dort für längere Zeit die Aufnahme von Sauerstoff verhindern. "In schweren Fällen kommt es zum 'inneren Ersticken'", sagt Dreyer.

Rauchgasvergiftung

Im Brandfall bindet sich das eingeatmete Kohlenmonoxid an die roten Blutkörperchen. Die Folge: Das Blut kann nicht mehr genug Sauerstoff aufnehmen. In schweren Fällen droht das "innere Ersticken".

Auch die Initiative "CO macht K.O." zur Prävention von Kohlenmonoxid-Vergiftungen erklärt auf ihrer Website, dass die Organe - an erster Stelle das Gehirn - durch das Gift nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden. Eine hohe Konzentration führt daher zu Bewusstlosigkeit und letztendlich zum Tod.

Aber auch geringe Mengen Kohlenmonoxid, die über einen längeren Zeitraum eingeatmet werden, können laut der Initiative zu einer chronischen Vergiftung führen. Da das Gehirn besonders betroffen ist, kann es langfristig zu Gedächtnis- und Bewegungsstörungen kommen. Auch Parkinson, oder psychiatrische Beschwerden wie Angststörungen und Depressionen können Folgen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung sein.

Der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks erklärt auf seiner Website, dass Kohlenmonoxid ein giftiges Gas ist, das sowohl unsichtbar als auch geruchs- und geschmacklos ist.

Wenn man dann nicht reagiert darauf, dann führt das zur Bewusstlosigkeit und im Zuge davon auch zum Tode.

Peter Thiele, Feuerwehr Hagen

Peter Thiele von der Feuerwehr Hagen erklärt dem WDR, dass man das Gas dadurch viel zu spät bemerkt. Außerdem seien die Symptome sehr unspezifisch. Dadurch sei es noch mal schwieriger eine Kohlenmonoxid-Vergiftung als eine solche zu erkennen.

Laut der Initiative "CO macht K.O." sind die folgenden Symptome typisch für eine Kohlenmonoxid-Vergiftung: Sehstörungen, Schwindel, Schläfrigkeit, starke Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Schüttelfrost, Übelkeit bis hin zu Erbrechen.

Die Symptome sind oft nicht eindeutig und können laut der Initiative nur selten richtig diagnostiziert werden. Die einzige aussagefähige Untersuchung ist eine Blutgasanalyse im Krankenhaus. Dazu muss man die Symptome jedoch erst mal richtig einschätzen und einen Verdacht haben.

Um einen solchen Verdacht zu bekommen, sollte man auf Zusammenhänge achten. Man sollte sich beispielsweise fragen, ob die Symptome hauptsächlich an einem Ort auftreten? Und ob sie besser werden, wenn man diesen Ort verlässt.

  • Holzkohlegrill im Haus: Im Sommer kommt es vorrangig zu Kohlenmonoxid-Vergiftungen, weil Holzkohlegrills oder Gasgrills in Innenräumen, wie beispielsweise in der Gartenlaube genutzt werden. Auch Heizpilze in geschlossenen Räumen stellen eine tödliche Gefahr dar. Aus diesem Grund sollte man solche Geräte auch nach der Benutzung auf dem Balkon oder im Garten auf keinen Fall nach drinnen holen.
  • Kamin und Ofen: Wenn Holz verbrannt wird, entsteht giftiges Kohlenmonoxid. Der Kamin sollte daher von einem Fachmann installiert werden. Außerdem sollte der Schornstein und die Abluftrohre regelmäßig von einem Schornsteinfeger geprüft und gewartet werden.
  • Heizungsanlage, Gastherme, Gasherd: Verstopfte oder undichte Abluftrohre bei Heizungsanlagen und Gasthermen können zum Austritt von Kohlenmonoxid führen. Gefährlich sind bei Gasthermen auch technische Defekte oder mangelnde Frischluftzufuhr. Heizungsanlagen und Gasthermen sollten daher regelmäßig gewartet werden. Auch bei einem Gasherd kann ein technischer Defekt zu einer erhöhten CO-Konzentration führen.
  • Blockierte Abluft: Ein verstopfter Schornstein kann lebensgefährlich sein. Die Gründe dafür sind vielfältig - Vogelnester, Wespennester, durch Sturm abgelöste Dachpappen. Auch bei sommerlichen Hochdruckphasen kann ein Rückstau im Schornstein entstehen.

Außerdem kann die Gefahrenquelle außerhalb der eigenen Wohnung liegen, denn CO durchdringt ungehindert auch Wände und Decken.

Doch auch wenn alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden, gibt es keine hundertprozentige Sicherheit. Daher empfiehlt der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks die Installation von einem Kohlenmonoxid-Warngerät in der Wohnung.

Der Kohlenmonoxid-Melder erkennt gesundheitsgefährdende Kohlenmonoxidkonzentrationen im Raum und schlägt Alarm. Dadurch kann man sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Wichtig ist jedoch die fachgerechte Installation des Kohlenmonoxid-Melders. Anders als der Rauchmelder muss der Kohlenmonoxid-Melder in Kopfhöhe an der Wand installiert werden, denn Kohlenmonoxid steigt nicht wie Rauch nach oben.

Abgesehen von regelmäßigen Wartungen, sollte man laut dem Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks auch nach baulichen Veränderungen den Schornsteinfeger bzw. die Schornsteinfegerin informieren. Denn: Auch der Einbau neuer Fenster oder eine nachträgliche Wärmedämmung können Auswirkungen auf die Sicherheit einer Feuerstelle haben.

Häufig sind Dohlen-Nester im Schornstein Grund für den Austritt von Kohlenmonoxid im Innenraum. Dohlen sind Höhlenbrüter. In Schornsteine gehen sie tief rein, um ihre Nistplätze zu bauen. Merle Klaas macht eine Ausbildung zur Schornsteinfegerin. Dem WDR erklärt sie, dass die Dohlen Äste, Blätter und auch Haare von Tieren tief in den Schornstein werfen. Diese verhaken sich und die Dohlen bauen dann auf diesem verkanteten Baumaterial ihr Nest. Das sind Mulden, in denen sie dann nisten.

Ein Kamingitter, dass in Kamine eingesetzt wird, damit dort keine Vögel nisten.

Kamingitter schützt vor Dohlen-Nestern

Verstopft ein Dohlennest den Schornstein, können die Rauch- und Abgase nicht mehr aus der Wohnung ins Freie abziehen. "Unten würden die Abgase dann wieder in den Raum treten", sagt Klaas. "Und das ist das Gefährliche daran“.

Einen wirksamen Schutz gegen die Dohlen und ihre Nester bieten sogenannte "Dohlengitter". Diese Gitter werden auf den Schornstein gesetzt, sodass sich die Dohlen gar nicht erst einnisten können.

Sollte der Kohlenmonoxid-Melder Alarm schlagen, empfiehlt die Initiative "CO macht K.O.":

  • Alle Personen sollten umgehend das Gebäude verlassen
  • Nach Möglichkeit sollten Fenster und Türen geöffnet werden
  • Das Handy mitnehmen
  • Unter dem Notruf 112 Rettungsdienst und Feuerwehr verständigen
  • Draußen auf die Einsatzkräfte warten
  • Nach Möglichkeit weitere Bewohner oder Nachbarn telefonisch oder über die Gegensprechanlage informieren. Aber auf keinen Fall zurück ins Haus gehen.
Gelber Kanarienvogel im Käfig.

Die Züchtung "Harzer Roller" arbeitete unter Tage

Während die Dohle eher für Probleme sorgt, diente ein gelber Kanarienvogel früher als Frühwarnsystem für Kohlenmonoxid. Denn: Im Vergleich zu anderen Tieren reagieren Kanarienvögel besonders empfindlich auf das Gas.

Als es noch keine technischen Messgeräte gab, nutzten Bergleute im Harz die Kanarienvögel, um sich vor zu viel Kohlenmonoxid in der Stollen-Luft zu schützen - in einem kleinen Käfig trugen sie die Kanarienvögel bei sich.

Wenn die Vögel aufhörten zu singen und innerhalb von zwei bis drei Minuten Tod von der Stange fielen, wussten die Arbeiter, dass es nun höchste Zeit war, sich in Sicherheit zu bringen.

Unsere Quellen:

Über dieses Thema berichteten wir am 10.11.2024 im WDR Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.