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Nordrhein-Westfalen Gegen Antisemitismus und Hass: Info-Tag für Nachwuchsbeamte in Münster

Stand: 12.11.2024 18:38 Uhr

Angehende Polizisten, Verwaltungsbeamte und Lehrer lernen in Münster, wie sie Antisemitismus im Alltag erkennen und dagegen vorgehen.

Von Petra Brönstrup

Anna Krieger und Patricia Dyckhoff sitzen im Hörsaal H1 der Universität Münster und verfolgen mit großem Interesse die Rede von Jürgen Kayser, Chef des Verfassungsschutzes NRW. Er spricht über Antisemitismus im Alltag, wie judenfeindliche Symbole aussehen können, was sie bedeuten.

Gegen Antisemitismus und Hass: Info-Tag für Nachwuchsbeamte in Münster

"Ich hatte mit Antisemitismus noch nie etwas zu tun"

Zwei Frauen in einem Hörsaal

Anna Krieger (links) und Patricia Dyckhoff lernten viel über Antisemitismus im Alltag

"Ich weiß eigentlich gar nichts darüber", sagt Anna Krieger. Sie studiert an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in Münster das Fach Staatlicher Verwaltungsdienst. Ihre Studienkollegin Patricia Dyckhoff pflichtet ihr bei. "Antisemitismus, das verbinde ich mit der Nazi-Zeit. Und trotzdem ist das Thema hochaktuell."

Ich komme ursprünglich aus einem kleinen Dorf mit knapp 8.000 Einwohnern im nördlichen Kreis Steinfurt, ich hatte mit Antisemitismus noch nie etwas zu tun.

Anna Krieger, Studentin an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in Münster

Die beiden jungen Frauen sind zwei von rund 800 Nachwuchsbeamten, die am Info-Tag "Resilienz gegen Antisemitismus" teilnehmen. Die Polizei Münster, die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung und die Universität veranstalten diesen Tag zum dritten Mal.

Sie wollen angehende Polizisten, Lehrer und Verwaltungsbeamte frühzeitig für das Thema sensibilisieren, Wissen vermitteln, aufklären, eine "Wachmacher-Veranstaltung", sagen die Initiatoren.

Referenten aus Auschwitz und Yad Vashem

Hörsaal in der Universität Münster mit rund 800 Studierenden

Zum Info-Tag im größten Hörsaal der Uni Münster kamen 800 Nachwuchsbeamte

Dafür haben sie hochkarätige Gäste nach Münster eingeladen: Guy Gilady, stellvertretender Botschafter Israels in Deutschland, Andrzej Kacorzyk von der Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz sowie Julian Tsapir von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Sie berichten über ihre Arbeit.

"Antisemitismus und Extremismus sind keine Themen der Vergangenheit", stellt NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) in seinem Statement klar. "Die Gefahr ist allgegenwärtig. Jüdinnen und Juden in Deutschland leben aktuell tagtäglich in Angst vor Anfeindungen und Angriffen." Jüngstes Beispiel: die Angriffe auf israelische Fußballfans in Amsterdam. Reul sagt, das sei unerträglich.

Jeder muss täglich im Kleinen, im Gespräch mit Freunden, mit Nachbarn und Kollegen den Mund aufmachen und klare Kante zeigen.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU)

Immer mehr antisemitische Straftaten

Der NRW-Verfassungsschutz zählte im vergangenen Jahr 547 antisemitische Straftaten, das war der höchste Stand in den vergangenen zehn Jahren. Für dieses Jahr werden weiter steigende Zahlen erwartet. "Nach dem Terrorangriff der Hamas auf den Staat Israel (am 7. Oktober 2023 Anm.d.Red.) ist Antisemitismus in unserer Gesellschaft sichtbarer geworden", erklärte NRW-Innenminister Herbert Reul.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporterin vor Ort
  • NRW-Verfassungsschutz
  • Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW
  • Universität Münster