Zwei Sicherheitsmänner überblicken die Umgebung.

Nordrhein-Westfalen Immer mehr Straftaten: Ladenbesitzer in Duisburg-Meiderich haben Angst

Stand: 18.10.2024 15:31 Uhr

Die Zahl der Straftaten in Duisburg-Meiderich hat in den vergangenen Monaten massiv zugenommen. Während 2023 noch unter 300 Straftaten registriert wurden, sind es 2024 allein von Januar bis Ende August schon über 400, darunter 50 Körperverletzungen. Ladenbesitzer fordern, dass Polizei und Politik Gegenmaßnahmen ergreifen.

Von Jessika Westen

Auf den ersten Blick wirkt es friedlich in der Fußgängerzone von Meiderich, einem Ortsteil von Duisburg. Die Blumenbeete an der Van-der-Mark-Straße sind hübsch bepflanzt - mit Lampenputzergras und einigen Spätblühern.

Die Scheiben der Edeka-Filiale sind eingeschlagen.

Die Scheiben der Edeka-Filiale sind eingeschlagen.

Es ist nicht besonders viel los. Einige Kunden stehen vor dem örtlichen Supermarkt und unterhalten sich. Erst auf den zweiten Blick fällt auf: Der Eingangsbereich der Edeka-Filiale hat keine Fensterscheiben mehr. Der gesamte Bereich ist mit Brettern zugenagelt.

Im Schnitt jeden Monat ein Einbruch

"Wir hatten hier in den vergangenen Monaten so zehn bis zwölf Einbrüche", erzählt Filialleiter Manfred Leiders: "Wir haben jetzt Sicherheitsgitter bestellt, die sind aber noch nicht da. Bis dahin lohnt es sich nicht, die Scheiben auszutauschen." Der 58-Jährige arbeitet seit über 26 Jahren in der Filiale in Meiderich. Früher sei es hier ruhig gewesen, sagt er.

Manfred Leiders, Edeka-Filialleiter in Duisburg-Meiderich

Manfred Leiders hat keine Angst.

In den ersten 23 Jahren habe es einen einzigen Einbruch gegeben, aber jetzt werde er mindestens einmal im Monat vom Sicherheitsdienst aus dem Bett geklingelt. Die Täter hätten es meistens auf Zigaretten abgesehen. Leiders vermutet, weil man die schnell zu Geld machen könne. Angst habe er aber nicht.

Wir sind hier ja zum Glück nie allein, wir sind immer mindestens zu fünft im Laden.

Manfred Leiders, Edeka-Filialleiter in Duisburg-Meiderich

Angst vor Überfallen vor allem in kleineren Geschäften

Doch in der Fußgängerzone in der Nähe des Bahnhofs sind auch viele kleinere Geschäfte. Hier sind die Verkäufer oder Verkäuferinnen teilweise allein. Eine möchte nicht, dass ihr Laden oder ihr Name erwähnt werden, erzählt aber, dass sie schon beschimpft und angespuckt wurde. "Zum Glück ist nicht mehr passiert, aber sicher fühle ich mich hier nicht mehr."

Forderung nach mehr Polizeipräsenz

Aber wer sind die Täter überhaupt? Einige sprechen von Jugendbanden. Einige aber auch von Clan-Kriminalität und Prostitution. Viele wünschen sich mehr Polizeipräsenz, ein härteres Durchgreifen der Polizei, Messerverbotszonen und private Sicherheitsdienste. Auch die Forderung nach einer Videoüberwachung der Innenstadt taucht in den Gesprächen immer wieder auf.

"Wir sind bereits vermehrt in Meiderich unterwegs", erklärt Ronja Baerecke von der Duisburger Polizei. Zuletzt habe man am 8. Oktober ein sogenanntes Bereichsbetretungsverbot ausgesprochen. "Da ging es um einen Jugendlichen, der immer wieder auffällt in der Gegend. Er darf diesen Bereich nun nicht mehr betreten und wenn wir ihn dort doch erwischen sollten, muss er 250 Euro zahlen. Wir hoffen, dass wir die Lage mit solchen Verboten etwas entzerren können", so Baerecke.

Polizei prüft mögliche Videobeobachtung

Ob eine Videobeobachtung an dieser Stelle sinnvoll sei, überprüfe man noch. "Das Problem ist ja, dass wir da auch nur sehen, was draußen, also vor den Läden passiert. Wenn im Laden geklaut wird oder jemand ein Messer in der Jacke hat, sehen wir das ja nicht", sagt Baerecke. Außerdem hätten die Straftaten in Meiderich zwar zugenommen, im Vergleich zu anderen Stadtteilen sei es dort aber nicht "besonders gefährlich".

Doch die gefühlte Unsicherheit ist groß. Das bestätigen auch viele, die in der Fußgängerzone und im Bereich des Bahnhofs Meiderich unterwegs sind. Schlimm sei es geworden, sagt fast jeder, den wir fragen, wie er die Sicherheitslage in Meiderich einschätzt.

Bezirksvertretung fordert weitere Gegenmaßnahmen

Die Bezirksvertretung hat nun einen Maßnahmenkatalog entworfen, mit dem gegengesteuert werden soll, auch damit die Innenstadt nicht weiter ausstirbt. Neben Sicherheitsmaßnahmen wie mehr Polizeipräsenz fällt darunter eine bessere Beleuchtung und Messerverbotszonen, auch mehr Geld für Jugendarbeit.

Unser Quellen:

  • Reporterin vor Ort
  • Polizei Duisburg
  • Manfred Leiders, Filialleiter Edeka Römelt
  • Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Geschäfte
  • Passanten vor Ort
  • Udo Winkler, SPD, Bezirksvertretung Duisburg-Meiderich