Extreme Nahaufnahme einer Computerplatine

Nordrhein-Westfalen Jülicher wollen Strom aus Computerchips gewinnen

Stand: 11.07.2024 12:55 Uhr

Weltweit steigt der Stromverbrauch, weil in jedem Haushalt immer mehr elektronische Geräte genutzt werden. Forscher aus Jülich wollen nun dafür sorgen, dass die Geräte nicht nur Strom verbrauchen, sondern im Gegenteil auch liefern.

Von Helga Hermanns

Die Jülicher Wissenschaftler arbeiten in einem internationalen Team an einer Lösung, Strom aus der Abwärme der Geräte nutzbar zu machen. Jetzt haben sie auf dem Weg des so genannten Energy Harvesting - dem Ernten von Energie - ein wichtiges Etappenziel erreicht.

Die Wissenschaftler aus dem Forschungszentrum Jülich sowie Forschungseinrichtungen aus Italien und Großbritannien haben für Mikrochips, die zum Beispiel in Handys verbaut sind, eine besondere Legierung aus Germanium und Zinn entwickelt. Das Material ist in der Lage, die Abwärme aus den Mikrochips ohne Umwege in Elektrizität umzuwandeln. Der Stromverbrauch der Geräte soll so geringer werden.

Neuer Beitrag zum Energiesparen

Nach Angaben der Forscher soll es künftig möglich sein, die neue Legierung in die Chipfertigung zu integrieren. Das wäre ein neuer Beitrag zum Energiesparen. Denn Jahr für Jahr werden große Mengen Energie in Form von Abwärme ungenutzt in die Umwelt abgegeben. Alleine in Europa, so haben die Forscher errechnet, entspricht dieser Verlust in etwa dem Primärenergieverbrauch von Österreich.

Die Nutzung von Abwärme ist nicht neu im Forschungszentrum Jülich. Dort wird die beim Betrieb der Superrechner entstandene Wärme zum Heizen von acht Institutsgebäuden rund um das Rechenzentrum genutzt. Aus der Abwärme von kleinen Geräten wie Smartphones, externen Festplatten oder Routern Strom zu gewinnen, ist dagegen nicht so einfach. Denn es gibt nur wenige Materialien, die für die Umwandlung von Niedrigtemperatur-Energie in Strom geeignet sind.

Die Legierung aus Zinn und Germanium, die das internationale Forscherteam entwickelt hat, soll den Stromverbrauch und den Bedarf an Kühlung elektronischer Geräte erheblich reduzieren. Die Folge: Handys, Festplatten und Router könnten mit viel weniger Energie auskommen.

Unsere Quellen:

  • Forschungszentrum Jülich
  • Am Projekt beteiligte Wissenschaftler: Dan Buca (Peter-Grünberg-Institut) und Giovanni Capellini (Universität Rom)