Nordrhein-Westfalen Multimedia-Schau "Monets Garten" in Köln. Kunst und kritischer Kommerz
Monets "Seerosen" gehören zu den bekanntesten Motiven der Kunstgeschichte. Eine neue Ausstellung will sie "zum Leben erwecken".
Braucht es Spezialeffekte, um das Werk von Claude Monet würdigen zu können? Wohl kaum: Der französische Maler und Mitbegründer der impressionistischen Malerei (1840-1926) ist einer der absoluten Superstars des Genres. Die Gemälde, die Monet im Garten seines Hauses im französischen Giverny schuf, gehören zu den bekanntesten und auch teuersten Werken. Seine "Seerosen" hängen nicht nur in den großen Museen der Welt - sie blühen auch auf T-Shirts, Kühlschrankmagneten und sonstigen Produkten.
Lichtshow kostet 22 Euro Eintritt
Eine Kölner Ausstellung verspricht dennoch für 22 Euro Eintritt einen völlig neuen Zugang zum Werk des Künstlers. Ein "interaktives Multimedia-Erlebnis" lasse die Besucher ganz und gar in die Welt Monets eintauchen, versprechen die Ausstellungsmacher von "Alegria Exhibition", die mit ähnlichen Shows zu Leonardo da Vinci und Dalí bereits einige Erfolge gefeiert haben. Das Zauberwort lautet "immersiv" - soll heißen, dass durch audiovisuelle Medien ein ganz besonders intensives, unmittelbares Kunsterlebnis möglich wird.
Landhaus und Blumen als Kulisse
Monets Landhaus als Kulisse
Die Ausstellung zu Monet besteht aus drei Teilen: Zum Einstieg können sich die Besucher mit der Maltechnik des Meisters bekannt machen: Eine Videoanimation zeigt, wie aus einzelnen Pinselstrichen nach und nach die unverwechselbare Farbenpracht des fertigen Gemäldes entsteht. Anschließend können Besucher in einem Nachbau von Monets Landhaus durch Bewegungen selbst Animationen von Monet-Gemälden steuern und so neue Effekte erzeugen. Umarmt sich ein Pärchen, löst das zum Beispiel eine echte Farbexplosion aus.
Im "Showroom" füllt sich schließlich das gesamte Blickfeld der Besucher mit Projektionen: Untermalt von Musik könnten sie ganz in die "Die Dame im grünen Kleid" oder die berühmte Seerosen-Serie eintauchen.
Nepomuk Schessl: "Der Duft ist der besondere Touch"
Für Nepomuk Schessl, den Produzenten der Schau, ist es vor allem die Kombination verschiedenster Sinneseindrücke, die das Erlebnis "Monets Garten" ausmacht - darunter auch der Geruch nach Lavendel und anderen Blüten. "Wir haben ja viele Sinne. Und der Duft ist der besondere Touch", sagte er dem WDR am Mittwoch. Für die Besucher funktioniert das Mitmach-Event offenbar: "Wahnsinnig beeindruckend" sei das Konzept, selbst Teil der Ausstellung zu sein, sagte eine Besucherin am Eröffnungstag.
Ein Angriff auf die Kunst?
Mischa Kuball
Solche immersive Ausstellungen sind seit Jahren im Trend. Noch vor einigen Monaten hatte Mischa Kuball, selbst Konzeptkünstler und Professor an der Kunsthochschule für Medien in Köln, erklärt, solche "Spektakel" könnten manchen Menschen einen Zugang zur Kunst ebnen. Inzwischen sehe er eine Gefahr in den immer aufwändigeren immersiven Shows, sagte Kuball dem WDR am Freitag. Angesichts der immer knapper werdende Kunstförderung nehme die "Ökonomisierung der künstlerischen Erfahrung" immer mehr Raum ein - auf Kosten ernsthafter Kunst.
"Die Rekonstruktion von Monets Garten ist ein Angriff auf die Kunst", betont Kuball. Denn:
Anschließend gehen die Leute vielleicht ins Museum und sind von den Original-Bildern von Monet enttäuscht, weil die Überwältigung durch Spezialeffekte ausbleibt.
Mischa Kuball, Konzeptkünstler und Professor an der Kunsthochschule für Medien in Köln
Junge Künstler hätten in der Regel nicht die finanziellen Möglichkeiten, selbst aufwändige immersive Effekte in ihre Ausstellungen zu integrieren. So entstehe ein immer größeres Ungleichgewicht zwischen Kunst und Kommerz.
Unsere Quellen:
- Pressemitteilung "Monets Garten"
- Gespräch mit Mischa Kuball
- tagesschau.de
- Lokalzeit Köln