Nordrhein-Westfalen Polizei kontaktierte mutmaßlichen Brandstifter von Krefeld vor der Tat
Die Polizei hat den mutmaßlichen Brandstifter von Krefeld kurz vor der Tat kontaktiert, um ein Präventivgespräch auszumachen. Der Krefelder Bürgermeister weist derweil eine mögliche Verantwortung der Stadt von sich. Dort habe man gewissenhaft gearbeitet.
Im Fall des mutmaßlichen Brandstifters von Krefeld sieht die Stadt erst einmal keine Versäumnisse auf ihrer Seite. "Wir haben alles getan, was wir tun sollten und mussten", sagte Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) am Donnerstag im WDR-Interview. Die Rückkehr des Iraners in die Stadt im April dieses Jahres habe man unmittelbar allen staatlichen Stellen gemeldet, auch der Polizei.
OB Meyer: Kommunen sind überfordert
Die Ausländerbehörde habe den Fall des Mannes seriös bearbeitet, bis zu den erneuten Bedrohungen Mitte September habe das auch "ordentlich funktioniert", erklärte Meyer. Trotz alldem fordert er, dass das Land selbst künftig mehr Verantwortung bei der Betreuung von Asylsuchenden übernehmen sollte.
Krefelds OB Frank Meyer
Die Kommunen seien mit den vielen Asylfällen überfordert, erklärte Meyer: "Wenn es nicht nur bei Hoffen und Beten bleiben soll, brauchen wir andere Strukturen und Einrichtungen, in denen diese Menschen betreut werden, zentral beim Land und mit speziell geschultem Personal".
Erneute psychiatrische Untersuchung
Bisher ist unklar, ob der Verdächtige psychisch krank ist, dazu gibt es seit seinen mutmaßlichen Taten unterschiedliche Aussagen. Der zuständige Krefelder Staatsanwalt sagte dem WDR am Montag, dass der Mann schon bei einem anderen Prozess wegen Gewalt- und Sexualtaten vor vierzehn Jahren psychiatrisch untersucht wurde.
Die Ermittler hatten damals keine relevante psychische Erkrankung festgestellt. In jedem Fall soll er jetzt noch mal psychiatrisch untersucht werden. Zu einem möglichen Motiv gebe es noch keine näheren Erkenntnisse. Die beiden Mobiltelefone des Verdächtigen würden weiter ausgewertet.
Polizei kontaktierte mutmaßlichen Brandstifter kurz vor der Tat
Kurz zuvor war bekannt geworden, dass die Polizei den 38-Jährigen wenige Stunden vor der Tat im Kino kontaktiert hatte. Dem Verdächtigen sei die Einladung zu einem Präventivgespräch im Rahmen des Programms "Periskop" angekündigt worden, wie aus einem Antwortschreiben von Innenminister Herbert Reul (CDU) und Familienministerin Josefine Paul (Grüne) an die SPD-Landtagsfraktion hervorgeht. Der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtete ebenfalls über das Schreiben und den Kontakt zum Verdächtigen am Tattag.
Zuvor waren Details zum Tatablauf publik geworden. Demnach hatte der Verdächtige vor gut einer Woche Benzin im Eingang eines Kinos verschüttet und wollte es anzünden. Das berichten die Krefelder Ermittler in einem Antwortbrief der Landesregierung auf Fragen zweier SPD-Abgeordneten. Als er im Kinofoyer von der Polizei gestellt wurde, rannte der Mann weiter in Richtung der Kinosäle, in denen sich zu dem Zeitpunkt fast 90 Menschen aufhielten. Weil der Mann nicht stoppte, streckten die Polizeibeamten den Verdächtigen mit zwei Schüssen in Oberschenkel und Schlüsselbein nieder.
Der Mann fiel bei Randale mit Ämtern auf
Der mutmaßliche Brandstifter von Krefeld fiel bereits 2009 durch Randale in städtischen Ämtern auf. Damals verletzte er Mitarbeiter im Sozialamt, bedrohte sie mit einem Messer. Nach seiner Festnahme und der Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik hatte er dort laut Stadt versucht, eine andere Patientin zu vergewaltigen.
Immer wieder sei der Mann im Sozialamt ausgerastet, habe einmal unter anderem einen Schrank zertrümmert, woraufhin er Hausverbot erhielt.
Ministerin Paul: Abschiebehaft nicht möglich
Bis 2014 saß der Mann eine gut vierjährige Haftstrafe ab. Warum er danach nicht abgeschoben wurde, kann NRW-Flüchtlingsministerin Josefine Paul (Grüne) nicht beantworten: "Diese Frage müssten sie an den damaligen Innenminister stellen". Auch bei der Frage, warum der Mann nicht bei seiner Rückkehr in diesem Frühjahr nicht etwa in eine Psychiatrie zwangseingewiesen wurden, sieht Paul die Verantwortung bei den Sicherheitsbehörden in NRW.
Auch eine Abschiebehaft sei für den Mann nicht möglich, die gelte für jene, "die auch tatsächlich rückgeführt werden könnten", sagte Paul dem WDR. Deutlich ist jedoch, dass der Verdächtige erst in den näheren Fokus der Landesbehörden rückte, als er in der vergangenen Wochen zum wiederholten Mal Stadtmitarbeiter bedrohte.
Vorwurf: Mehrere Brandstiftungen in der Innenstadt
Spurensuche am Kino
Dem 38-Jährigen wird vorgeworfen, vergangenen Donnerstag an drei Orten in der Innenstadt Brände gelegt zu haben. Dies soll er auch in einem Kino am Hauptbahnhof versucht haben, wo er aber von der Polizei gestellt und angeschossen wurde.
Er äußert sich bisher nicht zu seinen mutmaßlichen Taten, am Mittwoch wurde er in ein Justizvollzugskrankenhaus verlegt, wo er mit seiner Schussverletzung weiter behandelt wird. Die Krefelder Staatsanwaltschaft erließ gegen den Mann Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts der versuchten schweren Brandstiftung. Nähere Hintergründe zum Motiv gäbe es bisher nicht.
Unsere Quellen:
- WDR-Interview mit Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD)
- WDR-Interview mit NRW-Flüchtlingsministerin Josefine Paul (Grüne)
- Stadt Krefeld
- Staatsanwaltschaft Krefeld