Ein Taucher klettert über eine Leiter ins Wasser.

Nordrhein-Westfalen Taucher üben den Ernstfall - Spezialeinheit der Feuerwehr trainiert

Stand: 18.10.2024 06:00 Uhr

Die Wasserretter der Dortmunder Feuerwehr müssen besonders ausgebildet sein für ihre Einsätze. Nicht nur als Taucher.

Von Sonja Gerhardt

Ein Autowrack hängt am Haken eines großen, roten Kranwagens. Am Steuer sitzt ein 80 Kilogramm schwerer Dummy. Langsam versenken die Einsatzkräfte der Feuerwehr Dortmund das Fahrzeug in einem Seitenarm des Dortmunder Hafens. Die Sonne geht gerade auf, es ist windstill.

Ein Autowrack hängt am Haken eines großen Krans.

Ein Autowrack hängt am Haken eines großen Krans

Taucher üben den Ernstfall - Spezialeinheit der Feuerwehr trainiert

Auf der anderen Seite des Hafenbeckens überprüfen die Taucher der Spezialeinheit Wasserrettung ihre Ausrüstung. "Ein Mitarbeiter der Hafenfirma hat gesehen, dass eine Person mit ihrem Auto über den Hof gefahren und dann aus unbekannten Gründen damit ins Wasser gestürzt ist", erklärt Übungsleiter Robin Hartmann das Szenario.

Rettungstaucher sind auch beim Brandschutz im Einsatz

Benni Schwanz übernimmt heute die Suche nach der vermissten Person. Seit zwei Jahren ist er Rettungstaucher. "Tauchkenntnisse hatte ich vorher nur aus dem Urlaub, das hier ist aber etwas ganz anderes", erzählt der Feuerwehrmann.

Alle der insgesamt 38 Wasserretter der Dortmunder Feuerwehr sind als Brandmeister und im Rettungsdienst an Land im Einsatz. In einer zehnwöchigen Intensivschulung haben sie sich zusätzlich zu Tauchern ausbilden lassen.

Mindestens vier Taucher vor Ort

Menschen stehen am Wasser. In der Mitte steht ein voll ausgerüsteter Taucher.

Die Tauchausrüstung ist rund 30 Kilo schwer

Immer zu zweit gehen die Taucher ins Wasser. Ein weiterer Kollege ist als Sicherheitstaucher in Wartestellung, falls die Kollegen unter Wasser schnell Hilfe benötigen. Alle anderen begleiten den Einsatz von Land aus.

In einem zweilagigen Trockenanzug und 30 Kilo schwerer Ausrüstung steigen Benni Schwanz und Kollege Jonas Diethert die Leiter an der Spundwand herunter. Das Wasser hat nur 8 Grad.

Unter Wasser ständig mit den Kollegen an Land in Verbindung

Während der Suche und der Bergung werden Benni und Jonas die ganze Zeit über Sprechverbindung mit ihren Kollegen am Hafenbecken in Verbindung bleiben. Beide haben eine Sicherungsleine um den Bauch. Meter für Meter bewegen sich die Rettungstaucher gehend über den Boden.

In geringer Tiefe haben sie so bei der Bergung mehr Halt. Die Sicht ist durch Algen erschwert. "Ich habe den PKW gefunden", meldet Benni. "Die Scheiben sind zerborsten. Ich versuche die Person herauszuziehen".

Am Rande eines Hafenbeckes stehen Feuerwehrmänner. Im Vordergrund liegt ein gelbes Schlauchboot mit einem Dummy darin.

Der Dummy wurde aus dem Auto gerettet

An Land beobachtet Ausbilder Robin Hartmann das Geschehen. "Wir Taucher haben alle Messer dabei. Auch zur Eigensicherheit, falls wir uns mal in der Leine verfangen z.B. Wenn Personen in einem Auto noch angeschnallt sind, können wir sie so auch losschneiden. Wenn sie eingeklemmt sind, wird es natürlich auch für uns schwieriger, dann brauchen wir schweres Gerät unter Wasser".

10 – 15 Trainingseinsätze pro Jahr

Die letzte Teil der Bergung ist besonders anstrengend. Benni und Jonas versuchen nach Kräften den leblosen Körper in den Schleifkorb zu hieven. "An der glatten Spundwand ist das hart, wir müssen die Trage unter Wasser drücken und die Person gleichzeitig festschnallen", erzählt Benni hinterher.

In so einem Fall können die Taucher die vermisste Person meistens nur noch tot bergen. Jeder von ihnen kennt solche belastenden Situationen.

Gegenseitige Hilfe und psychologische Unterstützung

Max Becker ist mit 28 Jahren der Jüngste im Team. "Ich versuche nicht an das Schaurige zu denken, wenn ich da runter gehe. Dann konzentriere ich mich auf meine Aufgabe. Und ich versuche der Person dann z.B. nicht ins Gesicht zu schauen". Auf solche Situationen könne man sich nicht wirklich psychisch vorbereiten, ergänzt Kollege Jonas Diethert.

"Aber wir können jederzeit psychologische Unterstützung bekommen. Das Wichtigste ist aber, dass wir uns als Team gegenseitig helfen. Auch emotional".

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporterin vor Ort
  • Feuerwehr Dortmund