Nordrhein-Westfalen Nach Pilzvergiftung: Alle Patienten inzwischen außer Lebensgefahr
In der Essener Uniklinik liegen drei Kinder und ein Erwachsener mit einer akuten Pilzvergiftung. Zwei der Kinder und der Vater haben eine Leberspende bekommen. Bei einem Fünfjährigen sieht es so aus, als würde er ohne Spende gesund werden.
Die drei Kinder und der Erwachsene, die sich vor einer Woche (15.10.) mit selbst gesammelten Pilzen vergiftet hatten, sind außer Lebensgefahr. Das hat die Essener Uniklinik bekannt gegeben. Nachdem der Vater und eines der Kinder eine Leberspende bekommen hatten, ist nun auch ein weiteres Kind transplantiert worden. Die vier Patienten gehörten nicht alle zusammen.
Beim dritten Kind, einem fünfjährigen Jungen, sehe es im Moment so aus, als regeneriere sich seine Leber selbst, teilte die Klinik am Montagnachmittag mit. Die Kinder sind zwischen fünf und 15 Jahre alt und waren in der Nacht zu Dienstag mit akutem Leberversagen eingeliefert worden. Sie hatten giftige Knollenblätterpilze gegessen.
"Drei Patienten konnten nur durch Spenderlebern gerettet werden"
Der Vater und eines der Kinder hatten nach Angaben der Uniklinik Essen bereits vergangene Woche eine Leber transplantiert bekommen. Zunächst war ihr Gesundheitszustand weiter kritisch. Jetzt hat auch ein weiteres Kind eine Leberspende erhalten. Der Zustand aller vier Patienten ist inzwischen stabil. Sie würden aber weiter intensiv betreut.
"Das zeigt, wie wichtig es ist, dass es in Deutschland genug Organspender gibt. Jeder sollte sich Gedanken dazu machen und seine Entscheidung im Organspende-Ausweis dokumentieren", sagte Professor Jochen Werner, Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Essen.
Gift des Pilzes schadet der Leber extrem
Professor Lars Pape von der Uniklinik Essen
Professor Lars Pape vom Uniklinikum Essen erklärt, wie das Gift wirkt: "Das Gift Amanitin führt dazu, dass die Erbinformationen im Organ nicht mehr abgerufen werden. Es können keine Eiweiße mehr in der Leber gebildet werden - und das führt dazu, dass sie keine Funktion mehr hat."
Eine Spenderleber zu finden, ist nicht einfach. Denn die muss zur Blutgruppe der Kinder passen und auch zu ihrer Körpergröße. Glücklicherweise fand sich in diesem Fall für alle Kinder, die eine Spende benötigten, eine Leber. Oft sterben Patienten, die auf ein solches Organ warten, bevor es eine passende Spende gibt.
Fälle hängen nicht zusammen
Zwei der Kinder sind verwandt, das dritte kommt aus einer anderen Familie. Die zwei Fälle sind unabhängig voneinander. Die Kinder kommen laut Uniklinik auch nicht aus dem Ruhrgebiet. Sie wurden nach Essen gebracht, weil sie dringend eine Spenderleber brauchten.
Dafür sind die Ärzte an der Essener Uniklinik Spezialisten. Die Klinik ist eines der führenden Transplantationszentren in Deutschland. Fälle von Pilzvergiftung gibt es zwar häufiger in der Klinik. "Jetzt hatten wir das aber recht lange nicht mehr", sagt eine Klinik-Sprecherin.
Essener Uniklinik warnt vor dem Verzehr von selbst gesammelten Pilzen
Die Essener Uniklinik warnt angesichts der aktuellen Fälle eindringlich davor, selbst gesammelte Pilze zu essen. Zu schnell gibt es Verwechslungen. Der hochgiftige Knollenblätterpilz zum Beispiel, den auch die drei Kinder und der Vater gegessen hatten, sieht dem Wiesen-Champignon sehr ähnlich.
Wer kein Experte ist, kann die Pilze nicht so leicht auseinanderhalten. "Bereits kleine Mengen können zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen", sagt Professor Lars Pape.
Unsere Quellen:
- Sprecherin Uniklinik Essen
- Direktor der Kinderklinik an der Uniklinik Essen
- Nachrichtenagentur dpa