Justizzentrum Bochum

Nordrhein-Westfalen Säugling misshandelt: Herner zu mehr als 8 Jahren Haft verurteilt

Stand: 06.11.2024 14:23 Uhr

Ein 32-Jähriger ist zu acht Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden, weil er sein fünf Wochen altes Baby misshandelt hat.

Von Thomas Becker

Weil er sein fünf Wochen altes Baby schwer misshandelt hat, muss ein junger Mann aus Herne für acht Jahre und drei Monate in Haft. Das Bochumer Landgericht verurteilte den 32-Jährigen außerdem zu einer Zahlung von 200.000 Euro Schmerzensgeld. Im August 2023 hatte er seinen Säugling so heftig geschüttelt, dass er schwere bleibende Schäden erlitt.

Der kleine Junge war genau 36 Tage alt, als er damals mit lebensgefährlichen Verletzungen in die Bochumer Kinderklinik eingeliefert wurde. Die Diagnose: Blutergüsse im Gesicht und massive Blutungen im Gehirn. Das Baby musste intubiert und zeitweise künstlich beatmet werden.

Die Ärzte konnten sein Leben retten, aber erholen wird der Junge sich nie mehr von seinen Verletzungen. Laut ärztlichem Gutachten wird er körperlich und geistig behindert bleiben, nie laufen lernen und womöglich auch nie richtig sehen können.

Vater fühlte sich vom Baby gestört

Bei der Urteilsverkündung ließ der Richter keinen Zweifel am Motiv des Angeklagten: Er wollte in Ruhe seinen Rausch ausschlafen. "Sie haben ihre eigenen Bedürfnisse , das Ausruhen nach einer durchzechten Nacht, über die Belange ihres kleinen Sohnes gestellt", hieß es dazu.

Die Mutter hatte am Morgen der Tat schon früh die Wohnung in Herne verlassen. Vereinbart war, dass der Vater das Kind bis zum Mittag betreuen sollte. Der war allerdings erst wenige Stunden zuvor alkoholisiert nach Hause gekommen - und fühlte sich dann von seinem Baby gestört. "In seiner Wut schlug der Angeklagte das Kind erst mit der flachen Hand ins Gesicht", stellte der Richter im Urteil fest. Dann "griff er mit beiden Händen unter die Achseln und schüttelte es ruckartig mit erheblichem Krafteinsatz".

Richter: "Er war ein Sonnenschein."

Am Mittag übernahm dann die Uroma das Kind. Sie bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte, und alarmierte die Mutter. Die junge Frau trat im Prozess, stellvertretend für ihr Kind, als Nebenklägerin auf. Vom Vater ist sie längst getrennt. Von Beruf ist sie Krankenschwester. Jetzt wird sie sich für lange Zeit um ihr schwer behindertes Kind kümmern müssen, das bis zur Tat, so stellte es der Richter im Urteil fest "ein Sonnenschein" gewesen sei, "pflegeleicht und kerngesund".

Richter findet scharfe Worte für Verurteilten

Als die Ärzte im Krankenhaus um das Leben des Kindes kämpften, chattete der Vater am Handy mit einer Kneipen-Bekanntschaft und verabredete sich zum Sex. "Menschlich auf tiefster Stufe stehend", nannte der Richter das. Und, direkt an den Angeklagten gerichtet, fuhr er fort: Er habe nicht nur das Leben seines Sohnes, sondern auch das seiner damaligen Partnerin "in eine Katastrophe verwandelt. Sie werden mit der Schuld leben müssen, mehr als ein Leben zerstört und belastet zu haben."

Ob und wieviel er jemals von den 200.000 Euro Schmerzensgeld für seinen Sohn bezahlen wird und ob er für seine Behandlungskosten aufkommen können wird, ist zweifelhaft.

Unsere Quellen:

  • Landgericht Bochum
  • WDR-Reporter vor Ort

Über dieses Thema berichtet der WDR am 06.11.2024 im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Ruhr.