Nordrhein-Westfalen Wieso Single sein viele glücklich machen kann - aber nicht muss
Wer sich als Single outet, stößt oft auf Mitleid. Dabei sind viele - aber nicht alle - Alleinstehende glücklich und zufrieden mit ihrem Leben.
Am elften im Elften ist nicht nur der Start der närrischen Session. Der 11.11. ist auch ein Tag für Alleinstehende, wobei die 1 im Datum einen Single symbolisieren soll. Und von diesen Alleinstehenden gibt es offenbar immer mehr in Deutschland.
Den Statistikern zufolge waren hierzulande im Jahr 2023 insgesamt 17 Millionen Einpersonen-Haushalte registriert – im Jahr 2001 waren es noch 13,5 Millionen und im Jahr 1991 nur 11,3 Millionen Einpersonen-Haushalte.
Den höchsten Single-Anteil gibt es bei den unter 30-Jährigen
Und es sind nicht ausschließlich Ältere, die nach dem Auszug der Kinder aus der Familienwohnung und dem Tod des Partners oder der Partnerin allein leben. Nach einer Studie ist knapp jeder Dritte zwischen 18 und 69 Jahren Single (30 Prozent).
Bei den Männern ist der Anteil der Alleinstehenden mit 32 Prozent leicht höher als bei den Frauen (27 Prozent). Den höchsten Single-Anteil weist die Altersgruppe zwischen 18 und 29 Jahren auf. 44 Prozent von ihnen führen keine Beziehung.
Platz zwei im Single-Ranking belegen die 60- bis 69-Jährigen: Ein Drittel von ihnen (33 Prozent) ist solo.
Sind Singles zufriedener oder unzufriedener?
Ob Singles zufriedener oder unzufriedener im Leben sind - daran scheiden sich die Geister. "In Umfragen zeigt sich, dass die Zahl der Leute, die ohne Partner glücklich sind, zugenommen hat", sagt der Düsseldorfer Soziologe Prof. Ulrich Rosar dem WDR.
Prof. Ulrich Rosar
Allerdings gibt es auch Umfragen, in denen Menschen angeben, dass es Familie und Partnerschaft braucht, um glücklich zu sein. "Singles sind mit ihrem Leben unzufriedener als Menschen in einer Partnerschaft oder Heirat", erklärt Martin Schröder, Soziologe und Zufriedenheitsforscher an der Universität des Saarlandes, dem WDR. Sie vermissen es, mit jemanden ihr Leben zu teilen und haben Angst vor dem Mitleid, das sie etwa auf einer Party im Zusammensein mit Paaren verspüren.
Partnerschaft und Ehe werden schon in Kindertagen idealisiert
Doch woher kommt es überhaupt, dass eine Partnerschaft oder Ehe oft mit Glück gleichgesetzt wird? "Das wird uns schon in Kindertagen suggeriert", sagt Rosar. In Märchen, die Kindern vorgelesen werden, scheine das Glück nur gefunden zu sein, wenn man einen Partner hat.
"Im Märchen ist die Prinzessin am Ende glücklich, wenn sie heiratet", so Rosar. Aber dass das Glück in einer Beziehung oder Ehe liegt, sei "ein Narrativ, das nicht immer der Wirklichkeit entspricht."
Single-sein hat Vor- und Nachteile
Doch bei allen Vorteilen, die das Single sein hat - zum Beispiel bei Freizeitgestaltung, Wohnungseinrichtung oder Urlaubsplanung: Alles nach eigenem Geschmack und ohne mitunter nervige Absprachen machen zu können - es gibt auch einige Nachteile.
Dazu gehört etwa, dass das vertrauliche Miteinander innerhalb einer Familie fehlen kann. Und man kommt nach Hause und niemand wartet auf einen. Auch können Einsamkeitsgefühle an Festtagen wie etwa Weihnachten aufkommen.
Welches Modell richtig ist, muss jede und jeder für sich herausfinden. Doch ein Partner oder eine Partnerin ist oft nicht zwingend nötig, um glücklich zu sein.
Tansparenzhinweis: In einer vorherigen Version dieses Textes haben wir die Anzahl der Einpersonenhaushalte in Deutschland im Text in Tausend angegeben, ohne diese Info zu erwähnen. Wir haben das geändert.
Unsere Quellen:
Über dieses Thema berichteten wir im WDR am 11.11.2024 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, ab 18.45 Uhr.