Das Kulturzentrum wird heute unter anderem als Probenraum und für kleine Konzerte genutzt.

Rheinland-Pfalz 200 Jahre Synagoge in Sprendlingen wird mit Festakt gefeiert

Stand: 19.03.2025 20:33 Uhr

Die ehemalige Synagoge in Sprendlingen feiert ein rundes Jubiläum. Das Gebäude hat viel erlebt, wurde von den Nazis zerstört und später auch von Ehrenamtlichen wieder hergestellt.

Es ist ein unscheinbares Haus in einer Wohnstraße in Sprendlingen (Kreis Mainz-Bingen). Von außen deutet nichts auf die wechselvolle Geschichte hin, die dieses Gebäude durchlebt hat - angefangen als Treffpunkt der Jüdischen Gemeinde.

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200 Jahre ehemalige Synagoge in Sprendlingen

Mehr als 100 Jahre wurde die Synagoge von den Juden in Sprendlingen für Gottesdienste und Versammlungen genutzt. Dann wurde die Gemeinde kleiner und 1931 schließlich zu klein, um selbstständig weiter existieren zu können. Die Jüdische Gemeinde löste sich auf. Seitdem stand die Synagoge leer.

Player: audioSWR-Reporter Andreas Neubrech zu 200 Jahre Synagoge Sprendlingen

Nazis haben Sprendlinger Synagoge verwüstet

1938 wurde das Gebäude von den Nazis verwüstet. Viele andere Synagogen wurden abgebrannt. "Das war in Sprendlingen nicht möglich, weil sie sehr eng in das umgebende Umfeld eingebaut war. Das Feuer hätte übergegriffen. Deshalb hat man das Dach komplett abgetragen, um den Raum nicht benutzbar zu machen", erklärt die Historikerin Christina Strunck.

Nach der Nazi-Zeit übernahm ein Schreiner die ehemalige Synagoge. Er nutzte sie als Werkstatt. In den 1990er Jahren schließlich kaufte die Gemeinde Sprendlingen das Gebäude, denn sie brauchte ein Kulturzentrum.

Originalzustand der Synagoge wiederhergestellt

"Glücklicherweise hat der Schreiner die Wände mit Kalk abgestrichen, bevor er die Synagoge als Werkstatt genutzt hat. Dadurch hat er die darunter liegenden Farben konserviert", erklärt Manfred Schneider, der die 200-Jahr-Feier mit organisiert. Firmen hätten so den ursprünglichen Zustand der Synagoge wieder herstellen können. Auch eine neue Thorarolle wurde wieder in dem Raum ausgestellt.

In der ehemaligen Synagoge in Sprendlingen ist auch eine neue Thorarolle ausgestellt.

In der ehemaligen Synagoge in Sprendlingen ist auch eine neue Thorarolle ausgestellt.

Aber das war nicht alles: Um als Kulturzentrum genutzt werden zu können, waren Toiletten nötig. Unter anderem deshalb haben Ehrenamtliche mit großer Kraftanstrengung einen Anbau an der Synagoge errichtet – mit Sanitäranlagen und einer kleinen Küche.

Kulturzentrum wird vielseitig genutzt

Nach der Fertigstellung kehrte das Leben zurück in die Synagoge. "In den vergangenen 20 Jahren haben wir über 100 Veranstaltungen wie Konzerte und Lesungen in dem Raum abgehalten", so Schneider. Außerdem sei der Raum auch für Vereine und Außenstehende nutzbar.

So diene er dem Blasorchester Sprendlingen als Probenraum. Aber auch andere Bands könnten ihn nutzen – unter einer Bedingung, sagt Schneider: "Die Veranstaltung muss ins Umfeld passen. Rockbands zum Beispiel gehören nicht dazu. Das geht auch schon deshalb nicht, weil wir den Nachbarn versprochen haben, auf die Lautstärke zu achten."

200-Jahre-Jubiläum wird das ganze Jahr gefeiert

Zum Jubiläum gibt es am Abend einen Festakt mit dem rheinland-pfälzischen Innenminister Michael Ebling (SPD). Darüber hinaus sind bis Ende des Jahres 16 weitere Veranstaltungen in der ehemaligen Synagoge geplant, darunter Konzerte, Lesungen und Vorträge.

Sendung am Mi., 19.3.2025 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz

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