Die hölzernen Ahr-Brückenpfeiler sind im Heimatmuseum Schloss Sinzig zu sehen. Sie waren von der Flutwelle vor drei Jahren freigespült worden und wurden bei den Aufräumarbeiten nach der Katastrophe im Ahrtal entdeckt und geborgen.

Rheinland-Pfalz Ahr-Flut spülte archäologische Sensation frei

Stand: 16.07.2024 13:46 Uhr

Archäologen sprechen von einer Sensation: Die Ahr-Flut hat jahrhundertealte Überreste von Brücken freigelegt. Sie steckten metertief im Flussbett und sind jetzt in Sinzig zu sehen.

Aufmerksame Helfer haben beim Aufräumen nach der Flut im Ahrtal vor drei Jahren spektakuläre Funde gemacht: Die Ahr hatte jahrhundertealte Holzpfeiler ehemaliger Brücken freigespült, die bis zur Flut metertief im Kiesbett des Flusses gesteckt hatten. Archäologen haben die Überreste begutachtet und zeigen sie jetzt in einer Ausstellung im Sinziger Schloss.

Es war großes Glück, dass die historischen Holzpfeiler im Chaos aus Autowracks, Gebäudetrümmern und anderem Müll überhaupt entdeckt wurden, berichtet Archäologe Gabriel Heeren von der Generaldirektion Kulturelles Erbe in Rheinland-Pfalz.

"Die Helfer haben die Baggerfahrer gebeten, die Pfähle nicht auf die Mülllaster zu laden." In Ahrweiler, Heppingen und an mehreren Stellen in Sinzig konnten alte Brückenpfeiler gerettet werden.

Archäologe spricht von einer "Sensation"

Archäologen haben bestimmt, in welchem Jahr die Bäume gefällt worden sind. "Vom Fälldatum kann man auf das Baujahr der Brücken schließen", sagt Gabriel Heeren. Die Brücke in Ahrweiler war 1805 errichtet worden, die Brücke in Sinzig 1810.

Archäologe Gabriel Heeren ist begeistert: "Wir haben auf diese Art und Weise Brücken entdeckt, die bisher gar nicht bekannt waren." Er spricht von einem "sensationellen Fund".

Es ist ein sensationeller Fund. Solche Funde gab es im Ahrtal bisher nicht. Dadurch wurden zahlreiche Brücken erstmals entdeckt, die wir bisher gar nicht kannten. Archäologe Gabriel Heeren, GDKE, einer der beiden Ausstellungsmacher
Bei den Aufräumarbeiten nach der Flutkatstrophe im Ahrtal wurden im Juli 2021 Überreste historischer Brücken gefunden. Experten sprechen von einer "archäologischen Sensation". Gabriel Heeren hat dazu eine Ausstellung im Schloss Sinzig zusammengestellt.

Bei den Aufräumarbeiten nach der Flutkatstrophe im Ahrtal wurden im Juli 2021 Überreste historischer Brücken gefunden. Experten sprechen von einer "archäologischen Sensation". Gabriel Heeren hat dazu eine Ausstellung im Schloss Sinzig zusammengestellt.

Alte Grafiken von Ahr-Brücken entdeckt

Der zweite Macher der Sinziger Ausstellung, Rudolf Menacher, suchte in Archiven nach alten Graphiken und Zeichnungen der ehemaligen Ahr-Brücken. Und er wurde tatsächlich fündig.

Im Sinziger Schloss stehen jetzt die rund 30 geretteten Brückenpfeiler. Daneben hängen historische Grafiken, aus denen hervorgeht, wie die Brücken aussahen.

In Lohrsdorf wurden historische Pfahlschuhe geborgen

In Lohrsdorf wurden zudem sogenannte Pfahlschuhe entdeckt. Auch sie sind im Sinziger Schloss zu sehen. Diese "Schuhe" wurden unten an den Holzpfählen angebracht, damit sie besser im Untergrund halten. In einem der Lohrsdorfer Pfahlschuhe stecken noch Überreste des Holzpfeilers.

Bei den Aufräumarbeiten nach der Flutkatstrophe im Ahrtal wurden im Juli 2021 Überreste historischer Brücken gefunden. Experten sprechen von einer "archäologischen Sensation". Gabriel Heeren und Rudolf Menacher haben dazu eine Ausstellung im Schloss Sinzig zusammengestellt.

Bei den Aufräumarbeiten nach der Flutkatstrophe im Ahrtal wurden im Juli 2021 Überreste historischer Brücken gefunden. Experten sprechen von einer "archäologischen Sensation". Gabriel Heeren und Rudolf Menacher haben dazu eine Ausstellung im Schloss Sinzig zusammengestellt.

Der längste Holzpfahl misst 3,80 Meter

Der längste in Sinzig gezeigte Brückenpfeiler ist 3,80 Meter lang. Es war ziemlich aufwändig, ihn durch das Treppenhaus des Sinziger Schlosses in den ersten Stock zu bugsieren, berichtet Ausstellungsmacher Rudolf Menacher.

Vier starke Helfer waren notwendig, um den 3,80 Meter langen Brückenpfahl durchs Treppenhaus in den ersten Stock zu transportieren. Zum Glück sind sie nirgends angeeckt. Rudolf Menacher, einer der beiden Ausstellungsmacher

Weitere historische Pfeiler landeten auf dem Müll

Gabriel Heeren befürchtet, dass weitere von der Flutwelle freigelegte Brückenreste beim Aufräumen im Ahrtal nicht erkannt wurden und zusammen mit dem Müll und den übrigen Trümmern entsorgt worden sind.

Ein Bagger in der Ahr sammelt die letzten Trümmer der Nepomukbrücke ein.

Von der Nepomukbrücke in Rech sind nur noch wenige Sterine übrig.

Auf einem Foto vom Abriss der 300 Jahre alten Nepomuk-Brücke in Rech, deren Steinbögen am 19. Juli 2023 beseitigt worden waren, hatte Heeren hölzerne Brückenpfähle entdeckt, die aus dem Ahr-Kies ragten. Sie stammen offenbar von einer Vorgänger-Brücke.

Diese Pfähle konnten nicht gerettet werden: Als das Foto ausgewertet wurde, waren alle Überreste in Rech längst beseitigt worden.

Das Heimatmuseum Schloss Sinzig

Die hölzernen Ahr-Brückenpfeiler sind im Heimatmuseum Schloss Sinzig zu sehen. Außerdem werden Pfahlschuhe aus Eisen gezeigt, mit denen die Brückenpfähle im Untergrund verankert waren. Und es gibt im Museum zahlreiche historische Zeichnungen und Graphiken ehemaliger Ahrbrücken. Die Ausstellung trägt den Titel "Nicht für die Ewigkeit - Brücken im Ahrtal". Sie wird mindestens ein Jahr lang gezeigt im Heimatmuseum Schloss Sinzig, Barbarossastr. 35, 53489 Sinzig. Öffnungszeiten des Schlosses: Donnerstag von 10 - 12 Uhr. Samstag + Sonntag + Feiertage von 11 - 17 Uhr (ab November Sa/So/Feiertage nur 14 - 17 Uhr).

Brückenpfähle sind im Schloss Sinzig zu sehen

Die historischen Brückenpfeiler sind mindestens ein Jahr lang zu sehen und zwar im Heimatmuseum Schloss Sinzig.

Sendung am Mo., 15.7.2024 16:05 Uhr, Wissen aktuell - Impuls, SWR Kultur

Infos zu archäologischen Entdeckungen