Rheinland-Pfalz Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg - Rheinland-Pfalz reagiert "erschüttert"
Die rheinland-pfälzische Landesregierung, die Kirche und viele Städte im Land haben erschüttert auf den tödlichen Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt reagiert.
Ministerpräsident Alexander Schweitzer sagte dem SWR am Samstag, er sei sehr erschrocken gewesen und habe sich unmittelbar mit Innenminister Michael Ebling (beide SPD) "zusammengeschlossen". Natürlich habe man auch darüber nachgedacht, was das für die Sicherheitslage der Weihnachtsmärkte in Rheinland-Pfalz bedeute.
Am Freitagabend hatte der Ministerpräsident auf der Plattform X geschrieben: "Erschütternde Nachrichten aus Magdeburg, wo Menschen auf dem Weihnachtsmarkt einen schönen Abend verbringen wollten."
Die Gedanken seien bei den Opfern und Angehörigen, so Schweitzer. "Wir bangen mit den Verletzten, unser Dank gilt den Rettungskräften."
Schweigeminuten in Frankenthal und Ludwigshafen
Auch in anderen Teilen von Rheinland-Pfalz gab es zahlreiche Reaktionen. In Ludwigshafen und in Frankenthal sind Schweigeminuten geplant. Zudem wird der Ludwigshafener Adventsmarkt in den letzten drei Tagen still sein. Auf Musik, Programm und das geplante Feuerwerk wird verzichtet. In Frankenthal fällt auf dem Weihnachtsmarkt das Bühnenprogramm aus. Auch in Mainz wurde das Begleitprogramm auf den Bühnen der Märkte für die kommenden Tage abgesagt. Ein für Sonntagabend angesetzter Gottesdienst werde im Zeichen des Gedenkens für die Magdeburger Opfer stehen, teilte die Stadt am Samstag mit.
Trierer Oberbürgermeister Leibe tief bewegt
Der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) sagte dem SWR, die Ereignisse hätten ihn tief bewegt und erschüttert. Die Triererinnen und Trierer wüssten, wie eine so furchtbare Tat mit unschuldig getöteten Menschen, mit zahlreichen Schwerverletzten, mit unzähligen Augenzeugen dieser Amokfahrt eine ganze Stadt in Schockstarre versetze und viele Menschen auf Jahre hin traumatisiere. Die Amokfahrt in Trier vom 1. Dezember 2020 habe bleibende Wunden hinterlassen, aber die Menschen auch in der Trauer vereint. Leibe sagte, er wünsche den Menschen in Magdebug viel Kraft und Stärke bei der Bewältigung der Trauer.
Kirchen bestürzt über Anschlag
Bestürzung auch bei den Vertretern der beiden großen Kirchen in Rheinland-Pfalz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf reagierte mit Bestürzung auf den Anschlag. In den Gottesdiensten der nächsten Tage werden man im Bistum selbstverständlich der Opfer und der Angehörigen sowie der Menschen in der Stadt Magdeburg im Gebet gedenken. Außer dem Gebet bleibe nur Sprachlosigkeit, so Kohlgraf.
Social-Media-Beitrag auf Facebook: Mit großer Bestürzung habe ich... - Bischof Peter Kohlgraf | Facebook
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing sprach von einem "menschenverachtenden Anschlag", der fassungslos mache. "Das Entsetzen, die Trauer und die Anteilnahme empfinden heute viele Menschen in ganz Deutschland und weltweit."
Zahl der Toten auf fünf gestiegen, Hunderte verletzt
Ein Autofahrer war am Freitagabend in Magdeburg auf dem Weihnachtsmarkt in eine Menschenmenge gerast. Die Zahl der Todesopfer stieg am Samstag auf fünf, darunter ein Kleinkind. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt.
Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Bei ihm handelt es sich nach Angaben der Behörden um einen 50 Jahre alten Mann aus Saudi-Arabien. Er sei im Jahr 2006 nach Magdeburg gekommen, habe einen unbefristeten Aufenthaltstitel und als Arzt gearbeitet. Der Polizei war er nicht als Islamist bekannt.
Ex-Muslim und Islamkritiker
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bezeichnete sich der Mann selbst als Ex-Muslim. Zudem sei er als islamkritischer Aktivist bekannt. In sozialen Medien und Interviews habe er zuletzt teils wirr formulierte Vorwürfe gegen deutsche Behörden erhoben und diesen unter anderem vorgeworfen, nicht genügend gegen Islamismus zu unternehmen.
Bundesweite Trauerbeflaggung angeordnet
Die Motive des festgenommenen Tatverdächtigen für den mutmaßlichen Anschlag sind noch unklar. "Wir kennen noch keine Hintergründe zur Tat, wir ziehen alles in Betracht", sagte eine Sprecherin der Polizei.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser ordnete am Samstag bundesweit Trauerbeflaggung für die obersten Bundesbehörden an. Zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (beide SPD) kam sie nach Magdeburg. Mit dabei ist auch Bundesjustizminister Volker Wissing (parteilos).
Sendung am Sa., 21.12.2024 13:00 Uhr, Radionachrichten für SWR1/4 Übersicht