Apothekerin Lana Othman-Haghour bei der Arbeit in der Apotheke

Rheinland-Pfalz Apotheker aus dem Ausland freuen sich über leichteren Zugang

Stand: 27.11.2024 06:00 Uhr

Apotheken haben immer größere Probleme, Personal zu finden. Internationale Fachkräfte werden deswegen immer besser dabei unterstützt, hier Fuß zu fassen. Zwei Betroffene erzählen.

Damaskus, London, Rittersdorf in der Eifel. Das sind Stationen im Leben der Apothekerin Lana Othman-Haghour. Sie muss selbst schmunzeln, wenn sie davon erzählt. Jetzt arbeitet sie als approbierte Apothekerin in einer Trierer Apotheke.

Von London nach Rittersdorf

Ihr Pharmaziestudium hatte sie 2004 in der syrischen Hauptstadt Damaskus abgeschlossen. Danach folgte ein Masterstudium in London. Damals hatte sie noch den Plan, nach Syrien zurückzugehen und dort in der Pharmaindustrie zu arbeiten, erzählt sie. Doch es kam anders. Sie lernte ihren heutigen Mann kennen, einen deutsch-syrischen Zahnarzt, und kam der Liebe wegen nach Rittersdorf in die Eifel.

Start in Deutschland

Erst einmal ging für sie die Familie vor, erzählt sie. Sie bekam vier Kinder, lernte während der Schwangerschaften Deutsch. 2011 wollte sie zum ersten Mal versuchen, in Deutschland eine Approbation als Apothekerin zu bekommen. Kein leichter Schritt. Damals flossen nur spärliche Informationen, wie man seinen ausländischen Studienabschluss anerkennen lassen kann und eine Approbation bekommt, erinnert sich Lara Othman-Hagbour.

Der Weg für Apotheker aus Nicht-EU-Ländern zur Approbation in Deutschland
Wer in Deutschland als Apothekerin oder Apotheker arbeiten möchte, sein Pharmaziestudium aber nicht in einem EU-Land absolviert hat, muss ein Annerkennungsverfahren durchlaufen. Das gilt sogar für Apotheker aus der Schweiz. Erst seit 2012 haben Menschen mit ausländischen Abschlüssen rechtlich den Anspruch darauf, dass geprüft wird, ob ihr Abschluss gleichwertig ist. Dabei wird geprüft, welche Unterschiede im Studium besteht, was Inhalte und Dauer betrifft. Stellt die zuständige Behörde fest, dass der Abschluss gleichwertig ist, bekommt man bescheinigt, dass man die Voraussetzungen für die Approbation erfüllt. Wenn nicht, muss man eine Kenntnisprüfung ablegen. Aktuell (November 2024) liegen dem Landesamt für Soziales Rheinland-Pfalz nach eigenen Angaben fast 500 Anträge von Apothekern aus Nicht-EU-Staaten vor, die meisten aus Syrien. Sie wollen ihr Pharmaziestudium auf Gleichwertigkeit prüfen lassen. Im Anerkennungsverfahren ist auch notwendig, dass man mit einer Fachsprachenprüfung ausreichende Deutschkenntnisse nachweist. Dann muss man eine sogenannte Kenntnisprüfung ablegen. Diese Prüfung entspricht der deutschen staatlichen Abschlussprüfung für Apothekerinnen und Apotheker. Die Apothekerkammer bietet dafür seit 2015 auch Vorbereitungskurse an, in dem Projekt "IQ-Apotheker für die Zukunft". Man kann auch eine auf bis zu zwei Jahre befristete Erlaubnis beantragen, den Apothekerberuf vorübergehend unter Aufsicht eines approbierten Apothekers auszuüben. Das hilft, sich auf die Fachsprachenprüfung und die Kenntnisprüfung vorzubereiten. Diese Etappe zur Approbation ist für viele die schwierigste, denn nicht alle Apotheken sind offen für Aopthekerinnen und Apotheker aus dem Nicht-EU-Ausland. 2024 haben laut Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz bisher 37 Apothekerinnen und Apotheker aus Nicht-EU-Ländern die deutsche Approbation bekommen. Im Jahr 2023 waren es insgesamt 54.
Das Fenster der Löwenapotheke Trier mit dem Apothekensymbol

Das Fenster der Löwenapotheke Trier mit dem Apothekenlogo.

Der aus Syrien stammende Apotheker Oqba Al Masri kam 2015 mit 23 Jahren nach Deutschland. Sein Pharmaziestudium hatte er in Syrien begonnen. Doch dann kam der Krieg. Er flüchtete zunächst nach Jordanien. Dort konnte er sein Pharmaziestudium abschließen. In Jordanien durfte er nicht arbeiten. Schließlich verschlug es ihn nach Idar-Oberstein. In nur einem Jahr lernte er sehr gut Deutsch.

Anfangs war noch viel Unsicherheit bei Apothekern gegenüber ausländischen Fachkräften Oqba Al Masri Apotheker aus Idar-Oberstein

Doch ohne Approbation sei es sehr schwierig gewesen, einen Praktikumsplatz in einer deutschen Apotheke zu finden. Er bekam zunächst nur Absagen. Die hiesigen Apotheken seien, was ausländische Fachkräfte angeht, damals sehr zurückhaltend gewesen, erinnert sich Oqba Al Masri.

Der Apotheker Oqba Al Masri stammt aus Syrien. In Idar-Oberstein hat er eine zweite Heimat gefunden und leitet dort die Filiale einer Apotheke.

Der Apotheker Oqba Al Masri stammt aus Syrien. In Idar-Oberstein hat er eine zweite Heimat gefunden und leitet dort die Filiale einer Apotheke.

Eine Bekannte half ihm. In Rhaunen konnte er schließlich unter Aufsicht eines approbierten Apothekers drei Monate lang arbeiten, legte dann die Fachsprachenprüfung ab.

Pilotprojekt der Apothekerkammer Rheinland-Pfalz

2015 kamen viele Apothekerinnen und Apotheker aus Syrien nach Deutschland. Oqba Al Masri konnte an einem Pilotprojekt der Apothekerkammer Rheinland-Pfalz teilnehmen. Sie bot einen Vorbereitungskurs auf die obligatorische Kenntnisprüfung an. "Seitdem hat sich viel verbessert", sagt Oqba Al Masri, der heute die Filiale einer Apotheke in Idar-Oberstein leitet.

Es funktioniert wirklich gut Oqba Al Masri Apotheker aus Idar-Oberstein

Ein Grund: Apotheker, die gute Erfahrungen mit ausländischen Apothekern als Hospitanten gemacht hätten, seien offener. Inzwischen kämen viele Apotheker aus Syrien, Ägypten und anderen Ländern. "Das funktioniert wirklich gut", sagt Al Masri.

Prüfungen für Apotheker aus Nicht-EU Ländern

Diese Beobachtung kann auch Apothekerin Lana Othman-Haghour bestätigen. Die vierfache Mutter bemühte sich 2019 wieder um eine deutsche Approbation. Diesmal ging es zügig.

Dafür besuchte sie den Vorbereitungskurs der rheinland-pfälzischen Apothekerkammer im Rahmen des Projekts "IQ - Integration durch Qualifizierung". Sie setzte sich noch einmal für ein Semester in den Hörsaal der Universität Mainz, um ihr Fachwissen in Pharmazie wieder aufzufrischen.

Drei Monate büffelte sie konzentriert und legte dann die Fachsprachenprüfung und die sogenannte Kenntnisprüfung ab. 2019 hatte sie dann die Approbation in der Tasche.

Netzwerk Syrischer Apotheker und Ärzte hilft weiter

2021 gründete sich die Syrische Gesellschaft für Ärzte und Apotheker in Deutschland. 2009 begann es als Facebookgruppe, in der sich Syrerinnen und Syrer gegenseitig Tipps gaben, wie man seinen Berufsabschluss anerkennen lassen kann. Mittlerweile ist es ein Netzwerk mit 60 000 Mitgliedern aus Deutschland und verschiedenen arabischen Ländern.

Auch Apothekerin Lana Othman-Haghour hat von dem Netzwerk proftiert. Es gebe wirklich gute Tipps, wie man mit der Bürokratie zurecht kommt oder wo man was beantragen könne, freut sie sich.

Deutschland offener für ausländische Fachkräfte

Oqba Al Masri fühlt sich inzwischen in Idar-Oberstein zuhause. Er ist mit einer Deutschen verheiratet, hat zwei kleine Töchter und hat ein Haus gebaut. Sein Eindruck: Deutschland ist für Fachkräfte aus anderen Ländern offener geworden.

Sendung am Mi., 27.11.2024 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz