Rheinland-Pfalz Bundestagswahl 2025: Warum Deutsche im Ausland Probleme bei der Briefwahl haben
Durch die kurze Briefwahl-Frist und lange Postwege ist nicht klar, ob alle Stimmen rechtzeitig ankommen. Menschen aus Rheinland-Pfalz zeigen, wie sie damit umgehen.
Für viele ist die Briefwahl die einzige Möglichkeit, ihre Stimmen abzugeben. Deutsche Staatsbürger, die in Ländern wie Frankreich, Italien oder den USA leben, können am Wahlsonntag nicht einfach zur Wahlurne gehen. Stattdessen erfolgt die Stimmabgabe in der Regel per Post. Das könnte jedoch bei der bevorstehenden Bundestagswahl am 23. Februar problematisch werden.
Problem ist bei Behörden bekannt
Die Gemeindebehörden sind laut Bundeswahlleitung dafür sensibilisiert, Briefwahlanträge an ausländische Adressen bevorzugt zu bearbeiten. Außerdem könnten sie bei Bedarf auch per Luftpost versendet werden. "Aufgrund der vorgezogenen Neuwahl liegt zwischen der Bereitstellung der Briefwahlunterlagen und dem Wahltag eine Zeitspanne von lediglich 10 bis 12 Tagen", sagt der Landeswahlleiter. Zu kurz für lange Postwege.
Postweg nach Dänemark: Es wird knapp
Kristina Keuper und Leon Schöne haben bereits ihre Wahlunterlagen beantragt. Keuper arbeitet in der Krebsforschung, während Schöne seinen Master in Bauingenieurwesen macht. Dafür sind beide in Kopenhagen, wählen werden sie über das Wahlamt in Kaiserslautern. Sie fanden es "überraschend leicht", die Unterlagen per E-Mail anzufordern, im Gegensatz zur Europawahl, wo dies noch per Post geschah. So digital wird es allerdings nicht weitergehen.
Schöne geht davon aus, dass die Briefwahlunterlagen nicht vor dem 7. Februar eintreffen. Die Unterlagen würden frühestens in der ersten vollen Februarwoche im zuständigen Wahlamt ankommen und dann gleich per Post verschickt, habe man ihm mitgeteilt.
Es wird definitiv knapp! Leon Schöne, wohnt derzeit in Kopenhagen
Dass die Unterlagen bis zum 23. Februar um 18 Uhr wieder zurück in Kaiserslautern sind, werde definitiv knapp. "Mit jedem Kilometer weiter von Deutschland entfernt, wird es bei dieser Wahl zeitkritischer", so Schöne. Einen amtlichen Kurierdienst gebe es nur für nicht-europäische Länder.
Trotzdem sind Schöne und Keuper zuversichtlich, dass es klappt. Sie seien aufgefordert worden, die Briefwahlunterlagen direkt nach Erhalt auszufüllen und noch am selben Tag zurückzusenden. "Das mache ich so und dann hoffen wir das Beste", sagt Keuper. Ihr ist es sehr wichtig, dass ihre Stimme ankommt. "Ich möchte ja, nur weil ich derzeit im Ausland lebe, nicht die Möglichkeit haben, nicht an den Wahlen teilzunehmen", sagt Keuper. "Das wäre undemokratisch."
Briefwahl aus Südafrika zu unsicher
Die kurze Briefwahl-Frist hat Jürgen Kauth aus Lahnstein schon eingeplant. Er will auf jeden Fall wählen, auch wenn er wieder mal monatelang im Ausland unterwegs ist. Der selbständige Versicherungsmakler fliegt noch im Januar nach Südafrika, ist also am 23. Februar nicht in Lahnstein. Der 61-Jährige hat sich schon früh bei seinem zuständigen Wahlamt erkundigt: Die Briefwahlunterlagen werden voraussichtlich am 7. Februar verschickt, aber Jürgen Kauth ist dann bereits 13.000 Kilometer entfernt.
Jürgen Kauth aus Lahnstein wird am Tag der Bundestagswahl 2025 in Südafrika sein. Er bezweifelt, dass die Briefunterlagen innerhalb der kurzen Frist von Südafrika wieder rechtzeitig in Deutschland sind.
Er bezweifelt, dass es die Briefwahlunterlagen innerhalb der kurzen Frist von Lahnstein nach Kappstadt und wieder zurück schaffen. "Ich habe überlegt, die Unterlagen bei der Botschaft in Kapstadt abzugeben, damit es schneller geht", erzählt er. Doch das ist ihm zu unsicher. Glücklicherweise fliegt seine Frau erst später nach Südafrika und hat genug Zeit für die Briefwahl. Deshalb wird Jürgen Kauth ihr wohl eine Vollmacht ausstellen, damit sie in seinem Namen die Kreuzchen setzt. So könne er sicher sein, dass sein Stimmzettel rechtzeitig in Lahnstein ist, sagt er.
Ich habe überlegt, die Unterlagen bei der Botschaft in Kapstadt abzugeben, damit es schneller geht. Jürgen Kauth aus Lahnstein ist bei der Bundestagswahl in Südafrika.
Postweg nach Spanien dauern zu lange
Für Ingrid Bäumler aus Kaisersesch wird die Briefwahl schwieriger. Sie ist seit einigen Monaten mit ihrem Wohnmobil in Spanien unterwegs. Auch sie will, dass ihre Kreuzchen auf dem Zettel gezählt werden. Ihr Plan sei, erzählt sie, sich die Briefwahlunterlagen an ihre Heimatadresse schicken zu lassen. Eine Nachbarin kümmert sich und schickt ihr die Unterlagen nach Spanien weiter. Das sei schneller und unkomplizierter als der Versand durch die Verbandsgemeinde, sagt Bäumler. Problem ist das Zurücksenden der Papiere nach Deutschland. Ob das rechtzeitig klappt, da hat sie große Zweifel. Denn Briefe von Deutschland nach Spanien - so ist ihre Erfahrung - dauern in der Regel etwa acht Tage. "Das könnte zu knapp sein."
Sendung am Do., 9.1.2025 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4