Ein Schild mit der Aufschrift "DRK Krankenhaus Altenkirchen-Hachenburg"

Rheinland-Pfalz DRK-Krankenhaus in Altenkirchen soll weiter zurückgebaut werden

Stand: 17.07.2024 13:34 Uhr

Paukenschlag im Westerwald: Das Krankenhaus in Altenkirchen wird noch weiter zurückgebaut. Wie der Betriebsrat mitteilt, bleiben ab Mitte August nur noch zwei Bereiche übrig.

Die Mitarbeitenden sind am Mittwochvormittag über die weiteren Kürzungen informiert worden. Wie der Betriebsrat mitteilt, sollen nur noch die Kinder- und Jugendpsychiatrie und ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) erhalten bleiben. Die Chefärzte des Krankenhauses in Altenkirchen werden demnach entlassen.

Die anderen Mitarbeitenden sollen auf die DRK-Krankenhäuser in Hachenburg und Kirchen verteilt werden. In Altenkirchen gebe es ab dem 15. August dann keine Station mit Betten mehr für Menschen, die nur kurz im Krankenhaus behandelt werden müssen. Auch Operationen seien dann nicht mehr möglich. Schon seit April gibt es in Altenkirchen fast nur noch ambulante Behandlungen.

DRK begründet Abbau in Altenkirchen mit Spardruck

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) als Träger des Krankenhauses begründet die weiteren Kürzungen mit der wirtschaftlichen Situation. Die angebotenen Behandlungen seien seit dem Umbau des Krankenhauses im April von den Patientinnen und Patienten nicht genug nachgefragt worden. Somit könne das Krankenhaus seine Kosten nicht decken. Von den Kürzungen ist auch das DRK-Krankenhaus in Kirchen betroffen. Dort soll die neurologische Abteilung geschlossen werden.

Künftig nur noch Fachklinik mit MVZ in Altenkirchen

Isabella Jung-Schwandt ist traurig über die aktuelle Entwicklung. Sie ist Ärztin im Krankenhaus Altenkirchen und Teil des Betriebsrats. In Altenkirchen werde es somit künftig nur noch eine Fachklinik mit Medizinischem Versorgungszentrum (MVZ) geben, aber kein Krankenhaus mehr. "Meiner Meinung nach hat das DRK das von Beginn an so geplant, man wollte das Krankenhaus letztlich schließen", vermutet Jung-Schwandt.

Dabei seien die Zahlen in der Notfallanlaufstelle seit dem Umbau des Krankenhauses im April gar nicht so schlecht gewesen, so die Betriebsrätin. Vier Monate seien aber als Anlaufzeit seit dem Umbau zu wenig gewesen.

Landrat des Kreises Altenkirchen fordert erneut Hilfe vom Land

Auch Landrat Peter Enders (CDU) ist fassungslos über die Entscheidung der DRK-Trägergesellschaft, den Krankenhausstandort Altenkirchen in ein MVZ umzuwandeln. Er hat deshalb nach eigenen Angaben mit sofortiger Wirkung seinen Gaststatus-Sitz im Aufsichtsrat der Trägergesellschaft niedergelegt.

Ich lade den Minister gerne zu einem runden Tisch nach Altenkirchen ein, um mit allen Beteiligten und vor allem auch mit Vertretern der Kreisärzteschaft das weitere Vorgehen zu beraten. Wir brauchen jetzt zeitnah eine klare Perspektive. Peter Enders (CDU), Landrat des Kreises Altenkirchen

Und er fordert vom rheinland-pfälzischen Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD), die Lage neu zu bewerten. In einer ersten Reaktion schreibt er, mit den geplanten Einschnitten sei "eine Grenze überschritten worden, zumal auch aus dem Umfeld des Krankenhauses in Kirchen sehr beunruhigende Nachrichten zu uns durchdringen."

Peter Enders will vernünftige Lösungen

Landrat Enders erinnert auch daran, dass Hoch erst vor wenigen Monaten die stationäre Versorgung in Rheinland-Pfalz als gesichert eingestuft habe. Da sei die Ausgangslage aber noch eine ganz andere gewesen. "Ich lade den Minister gerne zu einem runden Tisch nach Altenkirchen ein, um mit allen Beteiligten und vor allem auch mit Vertretern der Kreisärzteschaft das weitere Vorgehen zu beraten. Wir brauchen jetzt zeitnah eine klare Perspektive."

Bis zum Bau des geplanten Westerwaldklinikums dürfe der Kreis Altenkirchen nicht zu einem weißen Fleck in der Krankenhauslandschaft werden, betont Enders. Es brauche vernünftige Übergangslösungen.

Insolvenzverfahren: Auch Geburtsstation Hachenburg wurde geschlossen

Die DRK gemeinnützige Krankenhausgesellschaft mbH Rheinland-Pfalz ist eine Tochtergesellschaft der DRK gemeinnützige Trägergesellschaft Süd West mbH. Sie betreibt vier DRK-Krankenhäuser an den Standorten Altenkirchen, Alzey, Hachenburg, Kirchen (Sieg) und Neuwied. Zudem betreibt sie über ihre Tochtergesellschaft, DRK gemeinnützige Gesundheitsbetriebsgesellschaft Südwest mbH, die Medizinischen Versorgungszentren an den Krankenhausstandorten im Westerwald und in Neuwied.

Menschen demontrieren mit Schilder gegen Sanierungspläne für DRK-Krankenhaus in Altenkirchen

Trotz Regen kamen im Oktober 2023 hunderte Menschen zur Demo nach Altenkirchen. Darunter auch viele Beschäftigte des insolventen DRK-Krankenhauses.

Anfang August vergangenen Jahres hatte das Deutsche Rote Kreuz bekanntgegeben, dass fünf DRK-Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz Insolvenz anmelden müssen. Darunter allein die drei Krankenhäuser im Westerwald - in Altenkirchen, Kirchen und Hachenburg - sowie in Neuwied und in Alzey. In Hachenburg wurde bereits die Geburtsstation geschlossen, um Geld zu sparen. Gegen die Sparmaßnahmen hatte es große Proteste gegeben.

Sendung am Mi., 17.7.2024 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4

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