Nahaufnahme von einer Trillerpfeife im Mund eines Mannes. Auf der roten Trillerpfeife ist das IG-Metall-Logo abgebildet. Nach Streiks in der Metall- und Elektrobranche kam es nun zu einer Einigung.

Rheinland-Pfalz Einigung in Metall- und Elektrobranche: Auch Arbeiter in RLP bekommen mehr

Stand: 12.11.2024 17:54 Uhr

Der Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie soll auch für die Beschäftigten in Rheinland-Pfalz gelten. Dafür hat sich der für das Land zuständige IG Metall-Chef Jörg Köhlinger ausgesprochen.

Nach 18 Stunden Verhandlung standen die Rahmenbedingungen am Dienstagmorgen fest: In zwei Stufen sollen die Gehälter der Beschäftigten im Metall- und Elektrobereich um 5,1 Prozent steigen. Die erste Erhöhung um 2 Prozent soll ab April 2025 wirksam werden, eine weitere Erhöhung um 3,1 Prozent ab April 2026.

Für kriselnde Unternehmen gibt es Möglichkeiten, einzelne Zahlungen auszusetzen oder ganz zu streichen. Der Tarifvertrag hat eine lange Laufzeit von 25 Monaten, sodass aufs Jahr gerechnet weniger als 3 Prozent Lohnsteigerung herauskommen. Gefordert hatte die IG Metall 7 Prozent in zwölf Monaten.

Pilotabschluss soll im Tarifbezirk Mitte übernommen werden

Bei dieser Einigung handelt es sich bislang um einen Pilotabschluss für die Tarifbezirke Bayern und Küste. Allerdings soll dieser nun auch zügig für den Tarifbezirk Mitte übernommen werden, zu dem Rheinland-Pfalz gehört. Das sagte der für das Bundesland zuständige IG Metall-Chef Jörg Köhlinger.

Der Pilotabschluss sei tragfähig und passe zur aktuellen wirtschaftlichen Situation, erklärte Köhlinger. Und: "Zu diesem guten Ergebnis in schwierigen Zeiten haben in Mitte mehr als 98.000 Warnstreikende massiv beigetragen."

Bereits am Freitag könnten Arbeitgeber und Gewerkschaft des Bezirks in Frankfurt über die Übernahme des Pilotabschlusses verhandeln, teilen die Arbeitgeberverbände Hessenmetall, Pfalzmetall, VEM und ME Saar mit. Damit sind Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland abgedeckt.

Was sagen die betroffenen Arbeiter?

Mitarbeiter des Koblenzer Automobilzulieferers Stabilus bewerteten die Einigung in einer SWR-Umfrage unterschiedlich. Einige sagten, dass man den Abschluss aufgrund der schwierigen Lage in der Automobilbranche akzeptieren könne und nicht mehr drin sei.

Andere wiesen auf die allgemein gestiegenen Alltagskosten hin und forderten mehr Geld. Aber nicht nur die Gehaltsfrage trieb die Mitarbeiter um, sondern auch die Arbeitsplatzsicherheit.

Arbeitgeberverband zeigt sich mit Pilotabschluss ebenfalls zufrieden

Neben dem Tarifbezirk Mitte wollen auch die übrigen Tarifbezirke den Pilotabschluss übernehmen, unter anderem Baden-Württemberg.

"Ich bin zufrieden, aber nicht euphorisch", sagt Stefan Wolf, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall. Es sei ungleich schwieriger, in einer wirtschaftlichen Rezession eine Einigung zu finden.

Dass man den Abschluss innerhalb von zwei Monaten hinbekommen habe, sei auch ein Signal an die Bevölkerung, dass die Sozialpartnerschaft funktioniere. Die Unternehmen würden im laufenden Jahr nicht mehr belastet. "Der Schaden durch Streiks wäre größer geworden."  

Warnstreiks in Metall- und Elektrobetrieben deutschlandweit

Dem Abschluss vorausgegangen waren seit dem Ablauf der Friedenspflicht am 29. Oktober mehrstündige Warnstreiks in hunderten Betrieben - auch in Rheinland-Pfalz. Daran hatten sich innerhalb von zwei Wochen mehr als 600.000 Menschen beteiligt.

Auch zum Verhandlungsauftakt am Montag hatte es noch Protestaktionen gegeben, unter anderem am Verhandlungsort Hamburg. Die bereits fertigen Pläne für ganztägige Warnstreiks bleiben nun aber in der Schublade.

Sendung am Di., 12.11.2024 16:00 Uhr, SWR1 RP Nachrichten

Mehr zur aktuellen Tarifrunde